Maria Himmelfahrt. Warm. Im Kärntnertor-Theater „Heinrich Reuss von Plauen“, im Theater an der Wien „Johann von Calais“. Früh hatte ich Konferenz mit Jahny, Brandl und Bschaidner, machte ein Promemoria für Langwieder zur Verlängerung des Kontraktes ging zum Bauer, zum Grafen, den ich von Baden erwartete. Bei ihm war ich bis gegen 2 h. Sprach Richart, der mir sagte, dass heute 3 h die Begräbnis der Kurz – Wuschikin – erstlich bei den Dominikanern, dann in Währing sei. Diner beim Peter, Goldmann, Polier Mayer mit Frau und unser Quartett. Nach 4 h wieder zum Grafen, bis 7 h expedierte ich. Schlenderte herum, sprach Krünes, ging auf die Bastei, fand wenig Bekannte. Plauderte mit Jeanette, Freundin der Charlotte, nach 9 h zu Haus und gleich ins Bett.
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Sehr warm. Im Kärntnertor-Theater „Maske für Maske“, Lustspiel in 3 Akten von Jünger; statt Weidmann Demlle. Johanna Schmirer als Sophie, Antoniens Mädchen, zum ersten Mal als engagiertes Mitglied auftreten. Im Theater an der Wien „Cäsareo“, „Bekehrte Spröde“. Früh besuchte mich Ignaz Pferfort (?) als Jung von Wiesen. Dann schrieb ich Theresen, arbeitete, ging in die Theaterkasse, sah die Zimmer des Fürsten Batthyány. Ging in unser Haus nachsehen, um 12 h zu Geyselb[recht ?], welche in Pest. Zu Richart, die im Hause der Verstorbenen krank ist. Schrieb der Jeanette und bat sie, Natur zu sein; eine schöne Tasse mit der komischen und der tragischen Muse, dann der Devise „Natur sei stets das Kleid, die Kunst des Kleides Saum – dann tadelt Dich ja selbst der deutsche Lessing kaum.“ Dem Peter machte ich ein Geschenk mit 2 Kupferstichen von der Seelenwanderung, welche ich im Industrie-Comptoir kaufte. Mittags im Bierhaus beim Pfundtner (?), nach Mittag zu Haus. Schickte Pepermann die Loge im Theater an der Wien, gab Clausberger (?) die gesperrten Sitze. Wisenfeld besuchte mich. Engagierte mehrere Bekannte zum Debüt im Hofth[eater ?], sprach Arenberg. Abends bang und voll Erwartung ins Kärntnertor-Theater. Es fing zu regnen an, das Theater füllte sich. Die Vorstellung war eine vollendete, alles übertraf sich selbst. Jeanettl folgte meiner Lehre, sie gefiel, wurde öfters beklatscht, verdient und fast einstimmig hervorgerufen und sprach: „Verehrungswürdige ! Fällt nur das Kleinste Ihrer unerschöpflichen Großmut und Nachsicht auf mich zurück, so haben die Bilder meiner Jugendträume mich nicht getäuscht, so habe ich nicht zwecklos meiner Leidenschaft mich hingegeben, die manche bittere Stunde mir gemacht. Jedoch, was hätte ich nicht alles geopfert, um mir diesen Platz zu erringen, der das Glück meines Lebens, das Ziel aller meiner Wünsche ist ? “ Peter, Jungmann und ich gingen nach dem Theater ins Kaffeehaus, machten ihr unsere besten Glückwünsche. Dann zu Maurer, wo wir wacker zechte; um 11 h ins Bett.
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Fast den ganzen Tag Regen. Im Kärntnertor-Theater „Organe des Gehirns“, Wohlbrück als Rückenmark. Im Theater an der Wien „Wilhelm Tell“. Früh schrieb ich Theresen, dem Keglevich, ging in die Theaterkasse, erwartete den Grafen, bei dem ich bis 1 h war. Dann zu Richart, welche lag, zur Schwann, speiste mit Fink. Nach Tische schloss ich mit ihm endlich das Geschäft wegen der 1500 fl. ab; er unterschrieb und ich freute mich, mich durchgesetzt zu haben. Bis nach 7 h beim Grafen, dann in Compagnie, soupierte bei Maurer und um 10 h im Bett.
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In Wien. Helene. Trüb. Im Kärntnertor-Theater „Die Neugierigen“, im Theater an der Wien „Saul“, im Leopoldstädter Theater „Albrecht der Große“, Schauspiel in 5 Akten von Jos[eph] Schuster. Vor 7 h zum Grafen, bei ihm bis 1 h rastlos beschäftigt. Biedermann Mayer gab mir einen schönen Petschierring mit meinem Wappen, Scheiger 2 Uhrschlüssel und Stöckeln, dann ersterer noch 200 fl.. In Compagnie fanden sich Peter, Jungmann, Ullmann. Ullmann war bei Peter, und trieben ihr Wesen. Bei dem zweiten speiste ich mit letzterem, und waren herzlich froh. Nach 4 h zum Grafen, wo ich bis 7 h blieb. Dann ins Leopoldstädter Theater; sprach Arenberg, langweilte mich um den großen Albrecht und war seelenvergnügt, als es geendigt war. Im Nachhause gehen regnete es. Mit A[braham] Uffenheimer machte ich ein großes Geschäft und schloss so halb den Kauf unserer Wolle für 1811 ab. Ich schrieb Theresen, dass ich sie nicht sehen kann.
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Ein schöner Tag. Im Kärntnertor-Theater „Häuslicher Zwist“, „Hausdoktor“; im Theater an der Wien „Hausgesinde“, „Harlekin und Columbine auf den Alpen“ Um 7 h zum Grafen, der wegen der Ankunft der Cavrianischen aus Carlsbad beschloss, erst um 12 h nach Preßburg zu fahren. Ich war rastlos beschäftigt mit allen Expeditionen und Zahlungen, und es gelang mir, das Geschäft mit A[braham] Uffenheimer wegen der Wolle mit 515 fl. je Zentner abzuschließen. Um 12 h nach Haus, auf den Kohlmarkt, speiste in Compagnie. Nach Mittag ins Diana-Bad, Richart ging mit, auch in den Prater. Fand Jungmann, sprachen Schröder. Es ist sehr schwül, um 8 h nach Haus. Arbeitete, schrieb Theresen, dass ich nicht hinauskommen kann. Mein Tyrann ist so indiskret, dass er mir nicht Pferde gab; ich kann ihm so keine Liebe schenken. Ich musste also meinen Badner Wagen bestellen. Für Kornhäusel trotzte ich 500 fl Douceur heraus, die er ihm in einem Brief schickte.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).