Warm. Im Kärntnertor-Theater „Selbstbeherrschung“, im Theater an der Wien „Familie Pumpernickel“. Heute und gestern Festins in Laxenburg wegen Ludovika. Früh arbeitete ich zu Haus, sah meinen Handwerkern nach. Sprach Peter, kam in Compagnie, mittags zu Hause, Ullmann, Jungmann kamen. Nach Tische großes Briefschreiben an den Grafen. Martin und Goldmann kamen, ersterer erzählte, dass im altdeutschen Kostüme Kaiser, Kronprinz, die Ehz, die Brüder der Kaiserin, sogar Maximilian ließ sich aus dem Schutte herausziehen, dann Wrbna, Kaunitz, Trautmannsdorff ritten. Nachher ist „Das Porträt der Erbin“ und Pantomime, Illumination und Ball. Ich fuhr zum Brandmayer, in den Augarten, sah den Apparat mit Peter, fanden die Preise ungeheuer. Später sah ich meinen Leuten nach, sprach Arenberg, begegnete Therese mit Goldmann, welche promenierten. Ass zu Hause, dann auf die Bastei und früh ins Bett.
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Ein schöner Tag. Im Kärntnertor-Theater „Heinrich Reuss von Plauen“, im Theater an der Wien „Johann von Calais“. Im Augarten letztes Belustigungsfest, Eintritt 1 fl. 30x; zum Vesuv und Pantomime „Prokolo in der Feuerklemme“ von Hornung 2 fl., in die Säle wieder 2 fl. Am Tage ist Marionettenspiel, dann Feuerwerk, Schattenspiel, Illumination. Früh arbeitete ich zu Haus, Ullmann kam. Später in Cleynmanns Predigt. Mittags Therese, Nina, Jenny, von welcher niemand wusste, Goldmann, Kridl, Peter, Jungmann, Ullmann in die Schmelz, nach Mittag um 4 h, nachdem Ullmann schon unser Geld für Billetts opferte, in den Augarten, mit Peter, die anderen blieben zurück. Ein infamer Streit wegen Melonenpflanzen, in welchem Jungmann den Peter bis zur Wut reizte, verdarb die Harmonie, die den ganzen Tag nicht mehr hergestellt wurde. Beim Eintritt stiegen Luftballons, wovon ein paar sich entzündeten. Wir schlenderten herum, unterhielten uns. Um 7 h fanden wir uns mit den anderen beim Triumphbogen, gingen zum Feuerwerk, zum Vesuv, wohin man sich beinahe erdrücken musste. Lange bis zum höchsten Augenblick ließ man uns warten, um nichts zu sehen; beim ersten Mal war es viel besser. Bei der Pantomime war das Theater das Beste, alles andere höchst langweilig. Der Feueraufzug des „Prokolo“ gelang nicht und missvergnügt verließ alles den Platz. Die Hauptallee war mit alten Lustern behängt und sah einer beleuchteten Kirche ähnlich. Peter und ich gingen in den Saal, indessen gingen die anderen fort. Ich traf Freund Joris, den ich mit Ullmann für morgen zum Speisen lud.
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Sehr warm. Im Kärntnertor-Theater „Deutscher Hausvater“, [im Theater an der Wien] „Zum Goldenen Löwen“, Oper in 1 Akt, „Drei Sklaven“. Früh zum Uffenheimer, ins Haus, zu Töpfer (?) wegen Parfums. Später fand ich bei Geissler Gesellschaft. Therese ging zur Rivolla nach Hernals. Mittags waren Joris, Peter und Ullmann unsere Gäste, nach Tisch kamen Goldmann, Nitschner und Rosalie. Ich sah in unserem Haus nach, war in der Papierspalier-Fabrik. Mit Kridl zu Reimann, seine Möbel sind fertig und sehr hübsch gearbeitet. Abends ins Leopoldstädter Theater „Albrecht der Große“ von Schuster, ganz schlecht. Langweilte mich sehr, sprach Frankstein, Arenberg. Über die Bastei nach Haus und ins Bett.
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Sehr warm. Im Kärntnertor-Theater „Rätsel“, „Es spukt“, im Theater an der Wien „Schatzgräber“, „Drei Sklaven“. Früh arbeitete ich zu Haus, Therese gab ihre Lektionen. Dann ins Haus, zur Therese, ins Porzellan-Haus, deren Bruder samt Frau man arretierte, zum Rottensteiner. Später kam ich in Gesellschaft, mittags war der alte Brandl unser Gast, nach Mittag zu Haus. Nahm Brandl ins Diana-Bad mit, der machte mir Spektakel, rief immer seine Kathel, ließ sich die Wanne so voll, dass sie überlief. Ich musste ihn herausheben lassen, da pisste er und so hatte ich eine Menge Fatalia. Therese machte einige Geschäftsgänge, ging wegen Goldmann ins Theater. Ich war bei Peter in Ullmann, Kridls und Aschers (?) Compagnie.
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Sehr warm. Im Kärntnertor-Theater „Leonore“ von Paër, im Theater an der Wien „Wilhelm Tell“. Früh arbeitete ich zu Haus, sah beim Grafen nach, ging zum Uffenheimer, sprach Peter, Jenny. Therese ging nach Hernals, Joris und Ullmann waren unsere Gäste. Ascher fand ich auf dem Salzgries. Nach Mittag mit Joris in sein Quartier, Möbel anzusehen Um 5 h fuhren Therese, Ullmann, Goldmann und ich in Mayers Garten auf der Landstraße. Peter, Bischof mit Frau und der Ziegeldecker Reiser kamen nach. Der Bau beginnt, der Garten ist fertig und sehr angenehm, reich an Obst. Es wurde Kegel geschieben, herumgeschlichen, später gegessen und getrunken. Um 11 h kamen wir nach Hause. Der Abend war sehr angenehm.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).