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Anzeige von 4766 - 4770 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4766 1810 8 20 Der Morgen war stürmisch, düster, etwas Regen. Vor 6 h war ich beim Erzherzog Carl, Fahrt nach Baden im Badenwagen, stieg mit der Schwester vom Hofmüller (?), einem Juden und einem kleinen Mädchen aus Schlesien in den Wagen. Nach 2½ Stunden waren wir erst in Neudorf, fand da die Mädchen vom Kaffeesieder Kohl, die mich engagierten, in ihrem Wagen, einer bequemen Equipage, nach Baden zu fahren. Gerne nahm ich an und so war ich um ½ 10 h in Baden. Mein gutes Weib lag mit heftigen Kopfschmerzen im Fenster. Innig freute ich mich sie zu sehen; wir bestimmten, morgen nach Wien zu fahren. Eben als ich meinen Wagen stehen ließ, kam Hofer von Münchendorf, dem ich Haber zahlte, und uns dringend zu einer Hochzeit nach Münchendorf lud, wo er Beistand ist, was wir dann auch annahmen. Therese packte, ich plauderte herum, war mit dem Buberl im Park, sprach den Plauderer Zinnicq, die Spuler, Schröder, Phillebois, Schmirer, Herz und noch andere. In der Redoute fanden wir keinen Platz, so speisten wir im Sauerhof, auch gut. Wir unterhielten uns mit dem Grafen Stockhammer, an der anderen Tafel saßen Eppinger, die Her[z?], heraussen Häring (?) und Frau. Letzterer sehr galant, servierte uns mit Obst und Wein, Bäckerei. Nachher machte Therese Besuche, ich setzte mich zum Scheiner, parlierte mit ein paar Spiessbürgern Badens, las, und trollte mich aus langer Weile ins Theater „Der Wald bei Hermannstadt“. Therese war bei Gräfin Warnsdorff, Zinnicq, Spuler, Staatsrat Vogel (?), Hofrat Stöger, Nitschner und Phillebois, die heute Quarin erwarten. Zusammen zur Schenk (?), die aber ins Theater ging, wo ich mit ihr und Stollhofer sprach und beide zu uns lud. Den ganzen Abend anhaltender Regen. Band 07 (VII.), Seite 30v
4767 1810 8 21 Früh Regen, trüb, nach Mittag heiterte es sich aus. Fahrt nach Münchendorf zur Hochzeit von Hofers Nachbar Lorenz mit seiner Schwesterstochter Anna. Mayer von der Wien wollte mitfahren, aber der Kalesch war zu eng; mir war leid, dass er zurückblieb. Den schlechten Weg fuhren wir über Traiskirchen, Möllersdorf, über die Wiesen. Hofers Freude war groß, uns zu sehen. Sie baten eben die Gäste zusammen, welches wegen des Sträubens mancher bis 12 h dauerte. Unter Begleitung der Musik ging der Zug zur Braut, dann zur Kirche. Therese und ich schlossen uns an. Nach 12 h ging es ans Essen, da wurde grimmig aufgetragen.In einem kleinen Zimmer saßen an einer Hufeisentafel 40 Personen. Neben uns waren der Brautvater, Hofer, gegenüber die Schwäger von Pfaffstätten, Gaaden, samt Wirt und Schwägerin, nachher kam die Wirtin vom Ort und der Pfarrer von Trumau. Unaufhörlich schmetterten die Trompeten vom Gesundheit-Trinken. Wir mussten bis ½ 7 h bleiben, tranken dann bei Hofer Kaffee, dann Fahrt nach Wien. Fuhren an einem schönen Abend nach Haus. Therese fand von Jungmann neue Blumen, das schöne Trumeaukastel vom Grafen. Sie verteilte Kipfeln, packte aus. Ich ging ins gräfliche Haus, kam in Compagnie, dann nach Haus. Band 07 (VII.), Seite 30v
4768 1810 8 22 In Wien. Ein schöner Tag. Im Kärntnertor-Theater „Vormund“, im Theater an der Wien „Pächter Robert“, „Drei Sklaven“ mit Schlotthauer und Flerx. Früh arbeitete ich zu Hause, Brandl und Jahny kamen. Suchte den Kornhäusel auf, um ihm des Grafen Brief mit den 500 fl. zu geben, sah im Hause des Grafen nach, zahlte dem Krautauer auf seine 18.248 fl. den Rest mit 4400 fl. War in der Theaterkasse, zahlte den für die Rodler bestimmten blauen Service mit 105 fl, Therese ordnete den ganzen Vormittag, war im Keller, den Weinen nachzusehen. Ullmann kam, wir bestimmten Uiberreiter mit Frau ins Theater an der Wien zu laden, den Jungmann und Josephinens Schwester mitzunehmen, welche uns besuchte. Therese war bei ihrer Mutter und sie lud sich für morgen zum Speisen. Mittags allein, Peter, Jungmann und Ullmann kamen samt Goldmann während dem Essen. Nach Mittag zu Haus, las, schrieb meinem Tyrann, auch dass der Kurs heute auf 459 fl. stehe. Therese ging mit Josephinens Schwester Rosalie ins Diana-Bad, dann zusammen ins Theater an der Wien. Ullmann führte Therese und Rosalie nach Haus, wir gingen indessen zum Maurer. Ich kam um ½ 12 h nach Hause. Band 07 (VII.), Seite 30v
4769 1810 8 23 Heiter. Im Kärntnertor-Theater „Verbannter Amor“, Hr. Vinzenz als Gärtner Michel. Im Theater an der Wien „Räuber“, Wohlbrück als Franz Moor. Früh arbeitete ich an meiner Hausrechnung, dann kam Kornhäusel. Mit diesem berechnete und überlegte ich die Überschläge des Badner Hauses. Später schrieb ich Schröder, war bei Peter. Mittags waren er, Ullmann, Jungmann und zum ersten Mal die Mama unser Gast, samt Nina welche die Meisl in Hacking nicht fand. Mittags trübte es sich, regnete etwas und schien Degens so oft angekündigten Flug zu vereiteln. Therese und ich wegen ihr freuten uns des Spektakels. Nach Tisch heiterte es sich aus und wir schlenderten nach 5 h in den Prater, Nina und Mama machten der Josephine einen Besuch. Es sammelte sich ein zahlreiches Publikum. Degen zauderte mit seinem Aufstieg bis 7 h, endlich, als der Unwille schon den höchsten Grad erreichte, ließ er im Kreis herum tragen, war so unvorsichtig, sich beide Flügel abzuschlagen. Der Versuch war zu Ende, und man ließ den Ballon an der Schnur in die Höhe. Das lange Warten, meine Müdigkeit, der Zeitverlust, alles machte mich sehr verdrießlich auf das ganze Spektakel. Wir ruhten bei Peter aus, dann gleich nach Hause und ins Bett. Band 07 (VII.), Seite 31r
4770 1810 8 24 Vormittag Regen, nach Mittag heiter. Im Kärntnertor-Theater „Deutsche Kleinstädter“, im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“. Fahrt nach Baden mit Kornhäusel und Gattin. Um 6 h holte ich Kornhäusel ab, wir fuhren gleich ins Haus und arbeiteten glücklich bis 7 h mit den Handwerkern. Am letzten wurden wir mit dem Zimmermeister Fischer einig; wir handelten sehr strenge. Im Casino aßen wir, einen Augenblick in den Park, nach Tische bei der Schenk wegen Unterkommen unserer Möbel. In der Rückreise brach uns bei Guntramsdorf die vordere rechte Achse. Kornhäusel suchte im Ziegelofen umsonst nach einem Wagen. Wir gingen ins Dorf, suchten Dorningers (?) Mühle. Er war nicht zu Hause, und sein Sohn so gefällig, uns ein Kalesch zu leihen. Um 10 h waren wir in Wien. Therese war nach Mittag in Hernals bei Rivolla. Band 07 (VII.), Seite 31r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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