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Anzeige von 4786 - 4790 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4786 1810 9 9 Namensfest Mariae in Eisenstadt. Früh mit Therese zu Fürst und Fürstin, die beide sehr gütig waren; ersterer drang darauf, dass wir in die Bergkirche zum Amt von Haydn fahren sollen, Kárner musste durchaus aufsperren lassen. Auf dem Platz paradierte das Bürgercorps, bei der Kirche die Grenadiere. Der Bischof Wild von Raab hielt das Amt mit 18 Geistlichen, die Cornega (?) sang ein Offertorium von Hummel, und der alte Fischer eine Arie, die zum Davonlaufen war. Elsler war unser Gast; nach Tisch kamen beide Prinster. Ich ging zu Podraky (?), sprach wegen der Fasanen Aufzug und Aloys. Mit Kárner in den Garten, erwartete Therese und Nany zum Feuerwerk, postierte selbe auf dem Rempart. Nie habe ich solche Luftstücke gesehen, nie eine solche Kanonade gehört; Wiener verdient vollen Beifall. Therese ging nach Hause, ich auf den Ball, der sehr voll war und im kleinen Saal mit sehr einer sehr mittelmäßigen Credenz gegeben wurde. Ich unterhielt mich mit Kárner, Seitz, Heyssan, Ritter, um 2 h nach Haus. Band 07 (VII.), Seite 32v
4787 1810 9 10 In Eisenstadt. Schöner Tag. Früh zu Kárner, um Feuerwerk zu Wiener. Therese holte ich in der Probe ab, wir sahen die Treibhäuser, die Pariser Pflanzen, die neue Anlage; Langreuter zeigte uns die Dampfmaschine, die Aufzugmaschine, und eine neue Dampfmaschine für den Baron Bruder (?), dann sahen wir die Geflügelphilanthropie. Elsler und Kárner waren unsere Gäste. Nach Mittag zu ihm, im Hohlwege auf die Felder mit Ritter. Dann ins Theater: „Entführung aus dem Serail“; der Müller singt brav, nur seine lutherische Methode behagt mir nicht. Müde ins Bett. Band 07 (VII.), Seite 32v
4788 1810 9 11 In Eisenstadt. Windig. Am Vormittag bei Kárner, in der Probe, plauderte mit Ehlers, der Krey (?), Dorfwirth, zum Fuchs, Mittags bei der Csekonics mit Elsler, nach Tisch kam Ehlers mit Langreuter. Mit letzterem besuchte ich die Gruft der Bergkirche, das Pantheon von Eisenstadt, den Kirchhof; mir gefiel sehr das Grabmal des Kaufmanns Müller. Dann schlichen wir nach Kleinhöflein, betrachteten die Steinbrüche. Zum Kárner, ins Theater „Agnes Sorel“ mit Madame Vadász. Langweilte mich, schlief, schlenderte mit Ritter herum; die Oper wurde elend gegeben. Elsler soupierte bei uns, gegen 12 h kam Ehlers, es wurde gepackt und um ½ 2 h in der schönen mondhellen Nacht fuhren wir mit der Post nach Wien. Herzlich und tief erschütternd war der Abschied von der besten Mutter, die ich so innig verehre. Sie packte mir mit der Äußerung, dass sie mit Freuden, aber vielleicht zum letzten Mal auch sehe und diese Koffer packe. Möchte sie mir noch lange erhalten bleiben ! Ich besorge und zittere von der Nachricht, dass sie wieder vom Schlage getroffen. Mit diesem traurigen Gefühl schied ich von ihr. Band 07 (VII.), Seite 33r
4789 1810 9 12 In Wien. Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Ostade“, „Zwei Nebenbuhlerinnen“, im Kärntnertor-Theater „Verbotene Waren“, „Dankbarer Sohn“, im Theater an der Wien „Doktor und Apotheker. Früh vor 9 h kamen wir und war den ganzen Tag sehr beschäftigt, denn der Graf ist hier. Ganz ermattet kam ich zum Speisen. Nach Mittag zu Haus, abends kam die Goldmann Josephine, Ullmann und Rosalie, welche Briefe von der Josephine erhielt, dass sie ganz wohl ist. Wir unterhielten uns mit Schießls Optik recht gut. Therese spendete die Rebhühner aus, um 9 h ins Bett. Band 07 (VII.), Seite 33r
4790 1810 9 13 Ein warmer Tag. Im Burgtheater „Taubstumme“, im Kärntnertor-Theater zum 2. Mal „Coriolan“ Musik von Nicolini, 5 neue Dekors von [Name fehlt], die samt der Oper durchfielen. Im Theater an der Wien „Zum Goldenen Löwen“, und zum ersten Mal „Harlekin der Minengräber“, Pantomime in 2 Akten von Schlotthauer, Flerx als Harlekin, Maschinen von Putz. Den ganzen Vormittag beim Grafen und Hauptmaut. Mittags waren Ullmann, Brandl und Rosalie unsere Gäste, nach Mittag zu Hause, besorgte mehrere Gänge. Abends in Ullmanns Compagnie ins Theater an der Wien, Langreuter und Schubernig fanden wir auch. Therese ging mit den zwei Goldmann ins Diana-Bad, Ullmann war es zu voll, er begleitete mich nur und ging dann zu Peter, begegnete aber Therese. Die Pantomime machte kein sonderbares Glück, hat keine ausgezeichneten Szenen, nur die Brücke beim Schluss des 1. Aktes überraschte. Vorher war ich auf dem Therese und konversierte mit Mayer und Schlotthauer. Band 07 (VII.), Seite 33r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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