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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4756 1810 8 10 Stürmisch. Im Kärntnertor-Theater „Erbschaft“, „Jugend Heinrichs V.“; im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“. Früh kam Nigelli, erwartete Kornhäusel, mit ihm im Haus nachsehen. Zum Fink, den ich abermals nicht fand, Terzaghi, Brandmayer und Porzellanfabrik. Im Haus überraschte mich der Graf, der von Baden kam und ließ mich nicht von sich. Nach 12 h kam ich in Gesellschaft, fand Joris, mit ihm zum Geiger (?) in die Singerstraße speisen. Nachmittag zum Bschaidner, nach Haus, mit Joris in die Porzellanfabrik, zum Kornhäusel, ins Diana-Bad, zu Beneke. Den Vinzenz nahm ich ins Bad mit. Aus Galanterie des Hummel badeten wir im ersten Stock, ich bewirtete Vinzenz. Wir jausneten im Bad, ließen uns es wohl ergehen. Bei Benkó fand ich Mutter Schaid (?) mit Familie. Sie hat ihre melancholischen Anfälle, sieht übel aus und spricht wenig. Ich blieb bis ½ 10 h, dann ins Bett: Band 07 (VII.), Seite 29v
4757 1810 8 11 Warm Im Kärntnertor-Theater „Strelitzen“, Kuditsch (?) als Zar; er memoriert nicht und brüllt. Im Theater an der Wien „Familie Pumpernickel“ Früh arbeitete ich mit Kornhäusel, Langwieder, zum Grafen, wo ich vollauf beschäftigt war, anordnete für den Montag, zahlte, mich bei der Geissler beurlaubte. Ich speiste in Compagnie, nach Mittag zu Haus, arbeitete, war bei der Josephine, kaufte für Therese einen niedlichen, gelb taffetenen Hut und versprach Rosalie, sie künftige Woche mitzunehmen. Holte um 4 h Kornhäusel ab und fuhr zu meinem braven, guten Weib nach Baden .Der Graf fuhr nach 6 h. Ich fand Therese nicht zu Haus, wartete bis 7 h, ging dann ins Theater. Nach dem 1. Akt fand ich sie auf dem Theaterplatz, wir gingen zusammen auf’s Zimmer, ich packte aus. Therese freute sich und ich war seelenvergnügt. Später mit Kornhäusel ins Theater, langweilten uns im 1. Teil des alten „Überall und Nirgends“, Einnahme der Carmasini (?). Nach dem Theater nach Hause, Kornhäusel und ich deliberierten über den Plan des Hauses, saßen bis nach 11 h beisammen, er zeichnete fort, ich legte mich. Band 07 (VII.), Seite 29v
4758 1810 8 12 In Baden. In der Nacht heftiger Regen, welcher sich nach Tische wiederholte und das Paar-Spielen hinter Helena ganz zu hintertreiben drohte. Den ganzen Vormittag zu Haus, teils mit dem Hauswesen, teils mit dem Grafen beschäftigt. Er fuhr der Illésházy bis Neudorf entgegen, sie stieg beim Barkóczy vis-á-vis ab. Nach 11 h auf den Platz, nach der Augustiner-Messe in den Park; immer regnete es. Ich stolzierte mit meinem lieben Weibe herum, fand Lampi, Kornhäusel, Eckhart mit Frau, der uns angenehm überraschte. Speisten in der Redoute, nachher zu Lampi, um seine badende nackte Diana zu sehen. Therese promenierte auf die Langische Anlage, Kornhäusel und ich nach St. Helena, fanden hinten einen Platz von 100 Schritten eingeschrankt, auf einer Seite Bänke; die Läufer weiß, eine Partei mit roten, die andere mit blauen Binden. Es bestand im Einholen, Gefangennehmen und Befreien. Unser Vinzenz und Daspan (?) waren die Besten. Die ganze schöne Welt war versammelt. Unaufhörlich wurde aus Böllern gefeuert, Harmonie ertönte, die Trompeten beider Parteien bliesen. Franz Pálffy, ein Kommandierender, wurde der erste gefangen, der andere war der krumme Hauptmann Plechel (?) Dies dauerte bis zur Dämmerung. Dann nach Hause, Kornhäusel zeichnete die Fassade, deliberierte; Therese machte für uns und Vinzenz Punsch. Um 11 h schlafen. Band 07 (VII.), Seite 29v
4759 1810 8 13 In Baden. Kühl aber heiter. Therese war in der Nacht nicht wohl; sie übergab sich. Kornhäusel und ich arbeiteten, dann ging Therese ins Bad. Als der Graf aus dem Bad kam, wurde konferiert, dazu der Baumeister Hantl und der Zimmermeister gezogen. Dann referierte ich Waldmeister und Pernauer Berichte, konzipierte, schrieb ab und arbeitete bis 12 h rastlos. Mit Therese besuchte ich den Park, fanden Fellner, die Ascher (?), speisten in der Redoute. Um 2 h fuhren Kornhäusel und ich mit dem Fiaker No. 26 nach Wien. In der Allee luden wir die arme Carmasini (?) auf. Um 4 h war ich im Haus des Grafen, sah nach, ordnete, dann nach Haus und gleich mit Kornhäusel in den Prater, um der Doktoren Männer und Krakowitzer (?) aerostatische Versuche zu sehen, die äußerst schlecht waren. Ich langweilte mich sehr. Leer und frei mussten (?) sie den großen Ballon, den sie gar nicht füllen konnten. Bei allen Zusehern war die höchste Unzufriedenheit. Ich fand Nitschner, Brandstätter, Zeuner und Musini, dann unseren Brandl, bei denen ich blieb. Nachher mit ihnen zum Maurer, nach 9 h nach Haus. Schrieb dem Grafen und Therese, dann sehr müde ins Bett. Heute tanzten Schlotthauer und Ferx. Band 07 (VII.), Seite 29v
4760 1810 8 14 In Wien. Windig. Im Kärntnertor-Theater „Die Unglücklichen“, „Jurist und Bauer“, im Theater an der Wien „Schatzgräber“, „Harlekin und Columbine auf den Alpen“. „Bezauberte Bilder“ Riedl schickte mir 2 Kisten Sauerbrunn, Fracht 30 fl. Früh arbeitete ich zu Haus, erhielt Brief und Komödienzettel von meinem Bruder. Die Richart ließ uns sagen, dass gestern um 10 h nachts die Schwester Kurz ganz unvermutet gestorben sei; die Menschheit und Welt verliert nichts. Ich ging zur Josephine, zum Rottensteiner, zum Reisinger (?) in die Familiengüter-Kanzlei, zum Janitz, Theaterkasse. In des Grafen [Haus] nachsehen, schrieb ihm und dem Riedl. Ass mit Ullmann im Jägerhorn, besuchten die Goldmann, luden sie für morgen zum Speisen. Zu Haus packte ich die 2 Kisten Sauerbrunn, 48 Flaschen aus, sah im Keller nach, füllte, mischte. Ging zu Bauer, Arenberg, ins Kärntnertor-Theater, sah Goldmann als Waberl, dann an die Wien, den Schlotthauer mit Flerx. Der Feldwebel öffnete mir die Tür beim Orchester, und so war ich sehr bequem. Mit Arem[berg] in die Stadt, zum Maurer mit Ullmanns Bruder und Kugler (?). Nach ½ 12 h in einer mondheiteren Nacht nach Haus. Band 07 (VII.), Seite 29v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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