Ein heisser Tag. Im Burgtheater zum ersten Mal „Heinrich Reuss von Plauen, oder die Belagerung von Marienburg“, Trauerspiel in 5 Akten. Im Kärntnertor-Theater „Trajan in Dazien“, Im Theater an der Wien „Familie Pumpernickel“. Früh arbeitete ich zu Haus, zum Grafen, in die Theaterkasse, machte Anstalten wegen morgen. Lud Aloys zum Essen, bestellte bei Janschky einen Wagen, engagierte Rosalie ins Burgtheater. War bei Hofrat Erben, zahlte, war mit Peter bei Geissler, dann zu Richart, Nach Mittag zur Karilla, nach Haus, arbeitete. Abends ins Michaeler Bierhaus, dann mit Endres (?) und Rosalie ins Burgtheater. Das Stück machte nicht die gewünschte Wirkung. Koch als Heinrich, die Krüger als Helene, Ochsenheimer als Großherzog von Litauen, Koberwein als Sohn gefielen, Gyrowetz‘ Musik ist sehr angenehm, Dekorationen und Kostüme vortrefflich. Nach dem Theater erquickten wir uns auf der Bastei mit Geforenem, dann nach Haus. Therese richtete sich zu Badner Reise und war den ganzen Abend zu Haus. Ich traf meine Vorkehrungen wegen morgen.
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Ein heisser Tag, früh trüb, nach Mittag stiegen Gewitterwolken auf, es donnerte, blitzte, regnete einige Tropfen. Im Burgtheater „Schweizer Familie“, im Kärntnertor-Theater „Heinrich Reuss von Plauen“, im Theater an der Wien „Vier Schildwachen auf einem Posten“, dann zum ersten Mal „Wilhelm Tell“ als Ballett in 4 Akten. Mr. Henry war der Tell, Mad. Querian die Hedwig, Musik von Jos[eph] Weigl, Dekors von Sacchetti und Gail. Fahrt zum magistratischen Steinbruch von Sievering über Ober-Döbling; nach 6 h fuhren Therese, Goldmann, Jungmann und Ullmann in einem, ich und Peter im 2. Wagen hinauf, gleich nach uns kamen Brandstätter und Arnsteiner. Fischer und Frau, welche draußen wohnen, führten uns in die sogenannte Wasserburg, wo Fischer das Gebirgswasser in Röhren fängt, einen über 2 Klafter hohen Wasserfall hat und den Platz noch mit 2 Wasserläufen, romantisch schönen Partien und Steinsitzen verschönert. Da frühstückten wir zum 2. Male. Fischer arbeitete an dem Wassersprung, welcher bald hergestellt war. Als Hoffmann, Frau und Ullmann Mutter ankamen, begann der Spaziergang zum Himmel, der ganz verödet ist, nach dem Cobenzl, der zwar besser aussieht, aber noch kein Vieh hat. Wir durchstreiften den Garten, gingen zur Alpenhütte, zur hohen Brücke, zum Tempel, zur großen Grotte, dann wieder über den Himmel zum Steinbruch. Um 1 h aßen wir ländlich gut, nach Mittag wurden mehrere Kindereien aufgeführt. Gegen Abend gingen wir in die Wasserburg, um 5 h kam Kridl, Peter deklamierte, Therese und die Goldmann sangen. Der Abend war sehr angenehm, welches der Mondenschein noch erhöhte. Wie blieben bis ½10 h und kamen vor 11 h nach Haus.
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Ein heisser Tag. Im Burgtheater „Elise Valberg“, Leisring als Fürst. Im Kärntnertor-Theater „Ginevra“ im Theater an der Wien „Strandrecht“, dann zum 2. Mal „Wilhelm Tell“, Ballett in 4 Akten von Mr. Henry. Ich nahm für Kridl und Geisslers Compagnie gesperrte Sitze. Um 7 h zum Grafen, der um 11 h wieder nach Baden fuhr. Ich kaufte im Bürgerspital bei Carl Wurm eine Stockuhr für Schwarz, sprach Werlen und Schröder vom Spaliermacher-Haus. Mittags allein, ich kam in Peters, Jungmanns und Ullmanns Compagnie. Therese packte für morgen. Quarin machte mir ein Geschenk mit einem schönen seidenen orangefarbenen Gilet. Ich war den ganzen Nachmittag zu Haus. Abends der Compagnie wegen ins Theater an der Wien, Therese blieb zu Haus. Ich plauderte mit Kridl, Geissler; vom Stück selbst wusste ich wenig. Das Ballett ist mehr Pantomime, mit einem mächtig großen Spektakel. Das Außpringen des Tell – Mr. Henry – und der Schuss Gesslers, dann zum Schluss die Bestürmung der Veste Zwing-Uri machen große Wirkung. Es war nicht sehr voll und darum die Hitze erträglich.
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Sehr heiß. Im Burgtheater „Heinrich Reuss von Plauen“, im Kärntnertor-Theater „Trajan“ mit Siboni und Velluti, im Theater an der Wien „Familie Pumpernickel“. Fahrt mit Therese nach Baden mit dem Postzug, das Sepherl mit den Koffern kommt mit dem Badenwagen nach. Um 5 h fuhren wir im Postzug nach Baden. Der Graf kam eben aus dem Bad, war mit ihm den ganzen Tag beschäftigt. Therese ging zu ihrer Mutter, und mit ihrer Schwester zum Chordirektor; dieser – ein Schuft ohne Gleichen – kabalierte, dass keine Probe würde. Ich machte es mit dem Zinnicq ab, und so singt Therese eine Motette von Salieri, darauf geschrieben ist zwar Hoffmann. Mit Zinnicq und Maurer Hantl hatte ich Konferenz wegen dem Bau unseres Hauses No. 86 und Erhalt einiger Klafter Grund vom Magistrat. Gegen 1 h in den Park, fand Huber, mit dem ich mich zum Speisen engagierte, Nitschner, Cleynmann, Schmidt, übrigens an Weibern nichts Hübsches. Bei Huber trank ich mit Franzoni Kaffee, dann nach Haus, zu Zinnicq. Abends im Theater zur Einnahme Cölestins „Pumpernickel auf Reisen“, das elendeste, was sich ersinnen lässt, zusammengestoppelte Musik. Ich fand Heiss, Frau, Schonenbosch (?), die Hönigsberg verehelichte Bauer (?); mit ihr war Ninas Schülerin Ullmann. Nach dem Theater wandelte ich im Park, um 11 h im Bett. Die Hitze, in der Nacht der Sturmwind und das stete Fahren machten, dass ich wenig schlief.
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In Baden. Redoute, im Theater „Verschleierte Dame“, dann „Das lebende Porträt“, Ballett von Marschall. Bis 10 h beim Grafen, arbeiteten zusammen, dann mit ihm, Zinnicq und Therese in die Pfarrkirche zum Hochamt. Therese sang vortrefflich und die Motette wurde auch ziemlich gut exequiert. Alles gab Theresen Beifall und die Comtesse Warnsdorff lud sie zu sich auf Besuch. Ich ging mit Nitschner auf den Platz, setzten uns zum Glaser, kamen mit Hans (?) Fenikel (?) zusammen und sahen alles in die und aus der galanten Messe gehen, dann in den Park. Es war nicht sehr voll, ich fand die nämliche Coterie. Therese speiste mit ihrer Mutter, ich mit Huber und Bondi (?) in der Redoute, und zwar gut. Nach Mittag schrieb ich ein paar Briefe, ging in den Park, suchte Nitschner und versprach mich, mit Huber in die Redoute zu gehen. Therese machte Promenade auf den Langischen Berg. Ich fand niemand und war den ganzen Nachmittag und Abend zu Haus. Nach 8 h zu Bauers, plauderte eine Weile unterm Tor. Indessen kamen die Brüder des Kaisers und ich ging; auch fing es zu regnen an. Zu Hause aß ich Fisch. Um 10 h in die Redoute. Ich fand 13 Personen, plauderte mit Kaiserstern (?), Stollhofer (?), Damberg (?), später mit Nitschner und Huber. Gegen 12 h kamen ungefähr 120 Personen. Im stärksten Regen nach Haus.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).