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Anzeige von 4701 - 4705 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4701 1810 6 16 Kühl. Im Burgtheater „Intermezzo“, im Kärntnertor-Theater „Trajan in Dazien“, im Theater an der Wien „Wilhelm Tell“. Früh arbeitete ich zu Haus, vor 8 h zum Grafen; dem Biedermann machte ich ein Formular einer Obligation mit Salbung. Den ganzen Vormittag beim Grafen sehr beschäftigt, für die Terzaghi suchte ich ein Porzellanservice. Mayer von Hetzendorf war unser Gast, nach Tische kamen Gewey, Peck und beide Mark. Dem älteren sagte ich, dass Ullmann antworten würde, wenn er noch einmal der Rosine so zärtlich schreibe. Nach Mittag war ich zu Hause, abends begab ich mich ins Kärntnertor-Theater, dem M. Velluti und Siboni zu hören. Eine hübsche hohe Figur, jugendliches Aussehen, angenehme Mittelstimme, Siboni ein schöner Mann über 40, wenig Stimme, viel Kunst. Ich fand wenig Bekannte, es war mittelmäßig voll. Inzwischen aß ich etwas im Bierhaus, war auf dem Theater, plauderte mit Fischer, die recht brav sang, mit Rösner; doch langweilte mich das Ganze. Im Regen nach Haus, bei Therese war die Hocheder. Band 07 (VII.), Seite 21v
4702 1810 6 17 In der Nacht Regen, kühl. Im Burgtheater „Schweizer Familie“, im Kärntnertor-Theater „Dankbarer Sohn“, von Korn gespielt, nachher „Findelkind“. Im Theater an der Wien „Wilhelm Tell“. Früh erwartete ich Langwieder, um ihm einen neuen Vortrag wegen Verlängerung seines Steinbruch-Kontraktes zu machen; dann zum Grafen, Schrieb an Kastner Simon, an Keglevich, nach Torna und arbeitete den ganzen Vormittag. Um 12 h fuhr der Graf nach Baden. Ich schlenderte auf dem Kohlmarkt herum, traf Mark, Huber und Barits; mit letzterem schlich ich herum und verabredete ein Rndezvous auf Nachmittag. Therese brachte dem alten Brandl Slivovitza und Badner Kipfeln, und machte der Weber einen Besuch, welche vor 8 Tagen entbunden wurde. Aloys war unser Gast. Nach Mittag zu Haus. Therese ging zur Hocheder und imit ihr in den Prater. Gegen 5 h holte mich Barits ab und ich tat ein gleiches. Wir plauderten von unseren Geschäften, von unserer Haus-Einrichtung, fanden den Prater sehr angenehm. Trafen Kárner, Hampel, Koller, die Müller von Preßburg, Csekonics Pepi mit der Fuchs, Suchodolsky, Botta. Um ½ 7 h ging ich zu Peter, wo die Jeanettl war und die Henriette Pesch, mit der Cleve (?) eben wegging. Später kamen Kárner und Barits. Wir soupierten im Tempel, weil es zu regnen anfing und unterhielten uns recht gut. Wegen Regen ging ich vom Peter mit Hocheder und Frau nach Haus. Der Abend war kühl und feucht. Band 07 (VII.), Seite 21v
4703 1810 6 18 Veränderlich. Im Burgtheater „Egmont“ mit Zwischenmusik von Beethoven, im Kärntnertor-Theater „Trajan in Dazien“, im Theater an der Wien „Saul, König in Israel“. Therese geht mit Hocheder die Goldmann zu besuchen, nach Hernals. Der Graf ist in Baden. Ich schrieb an Riedl, besorgte noch einige Kommissionen, brachte dem Peter ein China-Decoct wegen Fieber, sprach Botta und speiste draußen, weil auch Schießl da war und die Abänderungen des Gartens zeichnete. Kridl engagierte ich mit und überraschte Peter und Schießl. Es wurde auch über den am Freitag in Währing verübten Mord gesprochen, wo eine Wäscherin mit ihrem Ziehsohn durch Stiche in den Hals ermordet wurde. Man hat ihre liederliche Tochter in Verdacht und sie eingezogen. Nach Mittag regnete es anhaltend. Nach 5 h mit Schießl in die Stadt. Sprach Erhart, gestern war die Ankunft aus Pest. Dann nach Hause, zur Karilla, zur Josephine, wo ich den fatalen Schluderpacher traf. Therese war zu Haus. Um ½ 10 h ins Bett. Band 07 (VII.), Seite 22r
4704 1810 6 19 Veränderlich. Im Burgtheater „Agnes Sorel“, im Kärntnertor-Theater „Der verbannte Amor“ von Kotzebue, im Theater an der Wien „Semiramis“, Graf Loge..Früh zum Grafen, es gab vollauf zu tun; mit ihm kaufte ich ein Porzellanservice beim Tiroler am Kärntnertor. Mittags waren Brandl, die Csekonics Pepi mit Fuchs unsere Gäste, es kamen Bschaidner, Reimann und Frau, die uns Sonntags zum Speisen und Umgang luden. Unterm Essen ließ mich der Graf rufen, ich musste zu ihm, Theaterkasse, Spalier-Fabrik und zum Hofinger. Nahm den 2. Teil des 3. Stocks für 800 fl, sah alles an und sprach Erhart. Abends zu Peter, brachte Ipfel (?) seinen Staub, dann ins Leopoldstädter Theater „Schlacht bei Poltawa“, Schauspiel in 3 Akten von Georg Meisl. Fand Barits, Erhart, Senfeld. Ich fühlte mich sehr matt. Da ich auf den Hof kam, begegnete mir Ullmann, der mich schon aufsuchte und meinen Rat wünscht. Die Czaczek schrieb ihm, dass sie nicht mehr ihn, sondern einen gewissen Knab (?) in Baden liebe, dass – welch ein schaler Wand – es der Uiberreiter gelang, sie zu trennen, dass er nicht hinauskommen möchte und mehr so Kränkendes. Ich suchte ihn zu überzeugen, dass er nichts verliere, dass ihr nur Gelegenheit mangelte, auszuschweifen, dass er das Nämliche später immer hätte erwarten müssen, dass es unter seiner Würde sei, ihr mehr zu schreiben. Er versprach es mir und so schieden wir, als er die Antwort zerrissen. Band 07 (VII.), Seite 22r
4705 1810 6 20 Veränderlich, kühl. Im Burgtheater „Bestürmung von Smolensk“, im Kärntnertor-Theater „Milton“, dann zum ersten Mal „Die Wilden von Florida und Louisiana“, Ballett in 3 Akten, Dekors von Gail und Sacchetti; im Theater an der Wien „Raul Blaubart“. Nach 7 h zum Grafen, mittags mit Peter, Peck und Tiroler Knitl (?), zu ersterem speisen. Therese ging nach Hernals, weil es aber zu regnen anfing kehrte sie wieder um und blieb zu Haus. Um 6 h zu Ullmann, weil ich versprach, ihm den Abend zu schenken. Ich wollte mit ihm den neuen Ballett von Mr Henry besuchen. Ullmann wünschte die Geissler zu sprechen, die eben von Baden kam. Die erzählte ihr nichts Liebliches von der Rosine, und ist meiner Meinung, ihr nicht mehr zu schreiben, ihr die verdiente Verachtung fühlen zu lassen. Dann holten wir Theater ab und gingen mit Fisch und kalter Gans beladen zu Peter. Später kam Jungmann nach Haus, wir soupierten, teilten ihnen den Fall mit und hörten auch ihre Meinung, die mit der meinen die nämliche war. Nach 10 h nach Haus. Band 07 (VII.), Seite 22r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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