Ein warmer Tag. Im Burgtheater „Johanna von Montfaucon“, Leisring von Regensburg als Philipp. Im Kärntnertor-Theater „Uthal“ und „Opferfeier“ von Mr. Henry, Im Theater an der Wien „Wilhelm Tell“, Loge dem Nagl. Feierlicher Einzug der Bancozettel-Credit-Deputation von Trauttmannsdorff nach den Dominikanern. Der Graf ist in Baden. Ich arbeitete zu Haus, später zu Kárner, zu Liebisch mit dem Wollmuster und der Wollberechnung von 8242 fl. für 1177½ Pfund (?). Um 12 h auf den Michaelsplatz. Mittags waren Ullmann mit Mutter, Peter und Jungmann unsere Gäste. Nach Mittag bestimmten wir, in den Prater, abends in Peters Gärtchen zu gehen. Ich schrieb dem Grafen nach Baden. Im Prater schlenderte ich stets herum, bald mit Ullmann, bald mit Jungmann. Gegen 8 h zu Peter, wo Corda mit Geissler und Richart samt Gattin waren. Es wurde Lungenbratl gespeist und um 10 h nach Hause gegangen.
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Warm, sehr warm. Im Burgtheater „Sucht zu glänzen“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Saul“. Früh konzipierte ich dem Biedermann einen Brief an den Grafen, arbeitete zu Haus, dann beim Grafen. Später zu Geissler, kam in Compagnie und zu Peter, blieb der Gesellschaft wegen. Therese ging nicht nach Hernals. Dem Kammerdiener Trombetta (?) vom Ehz. Anton schickte ich durch Aloys einen Wechsel zu 950 fl. von Riedl. Er versprach um 12 h zu kommen, ich wartete lange. Pogetti besuchte mich und nahm schon halb Abschied, um nach Bukarest unter russischem Schutz zu reisen Therese hatte Besuch von der Lotti Rivolla, von Kunz (?) und abends vom jungen Rivolla. Nach Mittag arbeitete ich zu Hause, Trombetta brachte Geld, ich schrieb an den Grafen, Riedl. Nach 7 h kam Ullmann, mit diesem zum Burgtor. Er ging wegen Uiberreiter zum Schladl (?), ich auf die Bastei, fand Holzmann, Lerchenthal (?), Beneke. Nachher sprach ich Schröder vom Spaliermacher-Haus. Um 9 h nach Haus, zur Josephine und um 10 h ins Bett.
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Sehr warm. Im Burgtheater „Dienstpflicht“, Leisring als Sekretär Dallner. Im, Kärntnertor-Theater „Ginevra“, im Theater an der Wien zum ersten Mal „Johann von Calais“, Schauspiel in 3 Akten. Früh arbeitete ich zu Hause, zu Stessel, wo ich 3000 fl. erlegte um die 15.000 fl. voll zu machen. Später zum Sattler, Brandmayer, Simon, Jahny und Kornhäusel. Mittags allein mit dem alten Brandl. Nach Mittag zu Quarin wegen der Comtesse Cavriani, und zum Grafen, der um 6 h von Baden kam. Bei diesem bis 7 h, dann ins Burgtheaer. Fand im Pa[rterre ?] Holzmann (?) und im 3. Franz Brandl. Während dem Stück ging ich mich ins Michaeler Bierhaus restaurieren. Koch als Kriegsrat Dallner war ein Triumph der Kunst. Der Staub in der Bräunerstraße ist ganz unerträglich. Im Michaelerkloster werden Kanzleien für das Generalkommando zugerichtet. Um 10 h nach Haus. Therese arbeitete unausgesetzt sehr fleißig.
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Drückend warm. Im Burgtheater „Taube Liebhaber“, „Puls“, im Kärntnertor-Theater „Einsiedler auf den Alpen“ und „Eigensinn[iges] Landmädchen“. Im Theater an der Wien „Joh[ann] von Calais“. Heute ist im großen Zimmer der Tapezierer, die Vorhänge aufzumachen; endliche Vollendung meines Quartiers. Früh zum Grafen, schrieb an Schröder im Spaliermacher-Haus. Therese traf Anstalten zur Jause für morgen und fuhr nachher nach Hernals, blieb aber da nicht sondern aß zu Hause allein. Beim Grafen war ich mit Liebmanns Kontrakten bis 1 h beschäftigt. Dann mit Peter und Ullmann nach Haus, suchte Compagnie zum Essen. War nach Mittag beim Grafen und Liebmann. bis 7 h. Liebmann, der Schuft, versprach mir viel und gab mir nur 1000 fl., dann 4 Ellen kornblaues Tuch. Dem Offenheimer übergab ich die 10.000 fl. 20er Darangabe. Holte Therese dann im Gewölbe von Gabriel ab, gingen zu Peter, wo Ullmann war, Richart und Huber nachkamen. Um 10 h nach Haus. Es war eine stürmische Nacht, die Fenster wurden gebeutelt. Therese lud auf morgen unsere amis ein. Der Spaß bei Peter wurde wegen dem allgemeinen Volksfest im Augarten aufgeschoben. Wir wollen, wenn die Witterung nicht hindert, zusammen hinaus.
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Ein stürmischer, trüber, kühler Tag, öfters Regen und kalter Wind. Das Volksfest im Augarten muss aufgeschoben werden. Im Burgtheater „Entführung aus dem Serail“, im Kärntnertor-Theater „Adelheid, Markgräfin von Burgau“, Schauspiel in 4 Akten; m Theater an der Wien zum drittenmal „Johann von Calais“, Schauspiel in 3 Akten. Beim Erwachen gab mit Therese mit ihren Glückwünschen 24 Schnupftücher, ein gelb gestreiftes Gilet und 6 Chapeaux, die aber nicht fertig wurden. Eröffnung des Diana-Bades, Preise 1 fl. 30x, 3 fl, 5 fl, alles zur Verherrlichung meines 40. Geburtsfestes. Mit Biedermann Mayer schloss ich das Geschäft über 120.000 fl. Obligationen vom Grassalkovich ab; er gab mir 1000 fl. Douceur und versprach mir 2 goldene Petschierringe. Legte bei Stessel abermals 3000 fl. ein, und haben wir 18.000 fl. Kapital beim Fürsten. Nach 12 h kam ich in Compagnie, Therese lud die Geissler, Rosalie Rodler, Peter, Jungmann, Ullmann und meinen lieben Eckhart zum Speisen. Wir waren recht vergnügt und bestimmten, den Abend im Theater an der Wien zuzubringen. Das Diana-Bad konnte wegen eingetretener Hindernisse der Wasserleitung nicht eröffnet werden, diese Hiobspost brachte Peter. Nach Tische kamen die Jeanettl, Mark Joh[ann]. Therese überraschte uns mit Champagner, der alles zur hohen Fröhlichkeit stimmte. Es regnete öfters, wir versahen uns mit Regenschirmen, wandelten ins Theater und unterhielten uns recht gut. So erlebte ich einen recht vergnügten Tag.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).