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Anzeige von 4706 - 4710 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4706 1810 6 21 Fronleichnamstag. Trüb und veränderlich. Um ½ 6 h früh war schon eine Messe bei der Kugel unter einem Zelt. Um 8 h zum Grafen, da ging auch schon die Prozession, der Kaiser mit. Die Evangelien sind bei Schwarzenberg, Lobkowitz, Michaelern und am Graben. Schießl mit Tochter Marie, Kridl, Peter, Jungmann und Ullmann sind unsere Gäste. Therese sah den Umgang bei Geissler. Ich schrieb den ganzen Vormittag beim Grafen, sah den Umgang nur in der Bräunerstraße. Mittags waren wir froh, nach Tisch kam die Nina mit einem Italiener Pogetti, der sich in Bukarest etablieren will, wegen Abschließung eines Kontrakts für Koch und Zuckerbäcker, Peck und Joh[ann] Mark. Gleich nachdem der Kaiser nach dem Umgang in die Kirche trat, fing es zu regnen an, und danach periodenweise den ganzen Tag und Abend fort. Um 5 h besuchten Peter, Kridl und ich die Josephine. Therese hatte Lust, in den Prater zu gehen. Wir gingen um 6 h im Regen an die Donau hinab, beim Schüttel durch zum zweiten Kaffeehaus. Es war nicht so menschenleer, als ich dachte. Ullmann und Mark gingen mit mir zum Paperl soupieren, aßen Bruckfleisch, holten die anderen ab. Um 8 h in die Stadt. Jungmann begann den Unsinn, für 6 fl .einen Fiaker zu akkordieren. Um 9 h lagen wir. Band 07 (VII.), Seite 22r
4707 1810 6 22 Veränderlich. Im Burgtheater „Missverständnis“, Lustspiel in 1 Akt, „Einsiedler in den Alpen“, im Kärntnertor-Theater „Vorsatz“, dann zum 2. Mal „Attala, oder die Wilden auf Florida“, pantomimisches Ballett in 3 Akten von Henry, mittelmäßig; im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“, Hasenhut zum ersten Mal seit der Rückkunft von München. Der Graf ist wieder in Baden. Zum Huber, ins Haus, in die Porzellan-Handlung, Tapeten-Fabrik usf. Zu Peter, traf Schmirer. Therese ging nicht nach Hernals, weil die Lotte hereinkam. Goldmann Mutter befindet sich schlecht, die Hocheder liegt in Döbling an Blutspeien. Die Kisten von Peter expedierte ich selbst ins Schiffs-Magazin, holte Stabl ab und ging mit ihm in die Generalprobe von „Ginevra“, sprach da Sonnleithner und Pfersmann. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, ruhte, schlief, las, arbeitete, schrieb dem Grafen nach Baden. Therese erhielt Besuch von der Bulla. Nach 7 h ins Burgtheater, um wegen Scherer mit Huber zu reden. Dann zum Ballett ins Kärntnertor-Theater. Ich fand die alte Nitschner mit Verwandten von Preßburg, dann die Schoberlechner (?) mit ihrem Tony. Im Nachhause gehen kam ich mit Heiss und Schonenbosch (?) zusammen. Band 07 (VII.), Seite 22v
4708 1810 6 23 Trüb, kühl. Im Burgtheater „Reise nach der Stadt“, im Kärntnertor-Theater „Ginevra di Scozia“, Oper in 2 Akten, Musik von Mayr; renoviert; Velluti und Siboni singen darin, eine Arie im 2. Akt von Liverati. Im Theater an der Wien „Saul, König in Israel“, die Loge der Nitschner. Früh schrieb ich nach Preßburg an Petter, arbeitete an der Institutsabrechnung, fuhr zu Kornhäusel, Porzellanfabrik, Brandmayer und Tischler Jahny. Therese gab Lektionen. Mittags allein, nach Mittag zu Hause. Therese hatte Besuch von Rivolla und Lotte, von Goldmann und Mark. Ich suchte Vadász, um einen Plan zum Geflügel-Schopp zu entwerfen, den ich gleich beim Grafen entwarf und ihn von Baden erwartete. Bei ihm bis 7 h, dann zu Abraham Uffenheimer. Sprach Beneke, beide gingen nach Meidling, Ich besuchte im Sonnenhof den Kaufmann Fritz wegen seinem Bruder Hansel in Kapuvár, fanden ihn aber nicht und kamen ganz ermattet zurück. Einen kleinen Besuch der Rodler, um 10 h ins Bett. Empfand heftige Alterationen, Zähneklappern, schlief sehr unruhig. Band 07 (VII.), Seite 22v
4709 1810 6 24 Längster Tag, trüb, veränderlich. Im Burgtheater „ Rollas Tod“, im Kärntnertor-Theater „Jery und Bätely“, dann „Die Wilden auf Florida“ von Mr. Henry; im Theater an der Wien „Don Juan“. Umgänge in den Vorstädten, großes Diner bei Reimann. Früh 8 h zum Grafen, Therese ging zum Reimann, den Umgang zu sehen, besuchte die Nigris, mit ihr den Pfarrgarten. Ununterbrochen arbeitete ich beim Grafen bis ½ 1 h, auf die Promenade, gab Kárner den Geflügel(?)-Philanthropie-Entwurf. Fand Ullmann und Mark, diese begleiteten mich zu Reimann. Da waren sein Bruder und Frau, Gabriel und Frau, Schneider Jaworek – hat eigene Equipage – und ihr Bruder. Nach Tische kamen ihre Eltern, Tischler Beck mit Frau. Peter wurde von Reimann heimlich geladen, um mich zu überraschen. Ich saß im Gartenhäuschen bis 7 h, unterhielt mich mit Plaudern, später schob ich Kegel mit. Peter ging nach Haus. Mir ist gar nicht wohl, nach 9 h nach Haus und gleich ins Bett. Band 07 (VII.), Seite 22v
4710 1810 6 25 Veränderlich. Im Burgtheater „Häuslicher Zwist“, mit Leisring von Regensburg, dann „Es spukt.“ Im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“ Vor und nach Mittag beim Grafen, Gittig war da, ich machte Wollisten. Die Geissler kam mit dem Schuft Knab (?) der Czaczek in die Stadt, auch die Rosine kam, verbarg sich aber, Ullmann und ich waren im Gewölb. Gegen Abend sprach ich Karilla und Stoka (?).Dann zur Geissler, wo ich Uiberreiter, Ullmann und Jungmann fand. Der Knab mit dem Corda vertrieb uns. Ich ging ins Burgtheater. Leisring gefiel, den übrigen in Compagnie von Baden. Therese kam spät von Hernals. Band 07 (VII.), Seite 22v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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