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Anzeige von 4596 - 4600 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4596 1810 3 3 Trübe, neblig, nasskalt. Im Burgtheater „Schweizer Familie“, im Kärntnertor-Theater „Kleiner Deklamator“, „Er mengt sich in alles“, im Theater an der Wien „Die Räuber“; die Loge dem Hörr. Früh mit mehreren Colliers zum Grafen, für die Balassa und Tochter; er nahm zwei und schenkte ihm selbe. Später fing es zu schneien und regnen an, das teuflische Wetter dauerte den ganzen Tag. Noch weiß man von Berthiers Ankunft nichts. Ich war im Gewölb bei Scheiger, Walnefer, Richart, bin mit Peter ins Ballhaus gegangen um die Füllung der Lampen zu sehen. Mittags speiste Gittig bei uns und fuhr dann nach Preßburg. Ich ging mit Gewey in Henslers Laboratorium und fand an meinem Transparent vieles auszubessern, er ließ mir sogar den Vers weg. Zu Haus fand ich die Hahnl, Mark, blieben bis 7 h. Begleitete die Hahnl ins Theater und unterhielt mich den Abend mit Forster. Band 07 (VII.), Seite 7r
4597 1810 3 4 Faschingsonntag. Stinkender Nebel, tiefer Kot, abwechselnd Regen. Im Burgtheater „Intermezzo“, im Kärntnertor-Theater „Betrogener Betrüger“, dann „Quacksalber“, im Theater an der Wien „Familie Pumpernikkel“. Dreizehnte und letzte Redoute. Am Vormittag beim Grafen, Gewey war unser Gast mit Lefèvre von Hetzendorf. Ich fuhr zum Reimann, sah die Verbreiterung des Steges, die Anlegung eines neuen Weges in die Alster, das Aushauen der rechten Reihe der Bäume. Bestellte 74 Leuchter aus Holz zur Illumination für den Grafen, dann mit Kárner und Stessel auf den Burgplatz, sah die korporierte Ungarische Garde aufziehen, die Grenadiers bei der Reichskanzlei, wo Berthier wohnen wird. Schlenderte auf dem Kohlmarkt und Graben herum, war bei der Richart. Nach Mittag zu Haus, las, schlief. Peter, Jungmann, Ullmann kamen, plauderten eine Weile. Um 9 h machte ich Toilette. Die Krieghammer kam vom „Pumpernickel“, ich, Therese und beide Goldmann gingen ins Theater. Um 8 h abends kam Berthier an. In der Redoute waren 3200 Personen, ich unterhielt mich sehr mittelmäßig. Band 07 (VII.), Seite 7r
4598 1810 3 5 Faschingmontag. Schlechtes Wetter, regnerisch, abends stinkender Nebel. Im Burgtheater „Verbannter Amor“, im Kärntnertor-Theater „Griselda“, im Theater an der Wien „Familie Pumpernickel“. Großer Ball im Apollo-Saal. Berthiers Einzug vom Fürst Schwarzenberg’schen Gartenpalais. Krieghammer frühstückte bei uns. Neefe schickte um 7 h mein Transparent. Nach 8 h zum Grafen, ich suchte bald wegzukommen und herumzuschlendern. Therese hatte Franz Brandl und Krieghammer zu Gast. Ich speiste in Peters Gesellschaft nach dem Einzug, begegneten abends Joris und begleiteten sie zum Schottentot. Ich ruhte eine Stunde, adjustierte mich und fuhr um 8 h mit Peter, Ullmann, Czaczek und Jungmann in den Apollo-Saal. Die Front des Hauses ist mit Inschriften und Transparenten ganz hübsch illuminiert, wir fanden schon einige 100 Gäste. Um 9 h kam Trauttmannsdorff, später der Botschafter Otto, dann Berthier und Minister Metternich; Tusch von Trompeten und Pauken. Das Publikum bewillkommnete ihn mit Vivat-Rufen. Sie gingen im ganzen Etablissement herum, Albert gesellte sich dazu. Auf der Treppe erwarteten sie den Kaiser, welcher mit den Prinzen kam. Ich war Zeuge des Empfangs. Dreimal verbeugte sich Berthier, der Kaiser lüftete den Hut. Berthier blieb einen Schritt zurück, ging dem Kaiser zur Linken überall herum und sprachen sehr freundlich. Eine Intrada, die sehr lange währte, verkündete den Kaiser; Vivat und ein anhaltendes Unisono von Vivat-Rufen und Klatschen begleitete den Kaiser durch den ganzen Saal. Nach 2 Stunden ging alles. Es war außerordentlich voll und eine schöne Gesellschaft. Um 12 h wollten wir nach Haus, da kamen noch Ballgäste an, die 3 Stunden und auch länger im Wagen warten mussten und manche 25 fl. zahlen mussten. Eine volle Stunde saßen wir im Entrée, bis wir einen elenden Batard zum Nachhausfahren fanden. So kam ich erst nach 2 h ins Bett. Band 07 (VII.), Seite 7r
4599 1810 3 6 Faschingdienstag. Stinkender Nebel, nach Mittag heiter. Im Burgtheater „Jugend Heinrichs V.“, im Kärntnertor-Theater „Samtrock“, „Quacksalber“, im Theater an der Wien „Familie Pumpernickel“. Freiredoute. Den Vormittag beim Grafen, Theaterkasse, -kanzlei, mit Ortner in den Wagenschupfen, jetzt Laboratorium, sah die elenden Inschriften statt Transparent. Dann in den Redoutensaal, sah die Arrangements und jene Credenz im Spiel-Salettl, welche mir besonders gefiel. Der ovale Tempel Hymens mit Säulen, welche mit Glassteinen besetzt sind, die Zelte links und rechts, welche Streifen in den Farben der beiden Nationen haben, gefallen mir sehr. Mittags waren die Krieghammer und Rodler unsere Gäste, sie und die Henriette haben Billetts für die Redoute. Stessel besuchte uns und überraschte mich mit einem Redoutebillett, nachher kam die Hocheder und überraschte mich noch weit mehr. Gleich nach Tisch ging Therese ins Spital zum Eckhart und brachte ihm das Billett von Hocheder. Haim kam uns abzuholen, ich traktierte ihn mit Malaga und gab ihn 2 Bouteillen Slivovitza. Nach Tische kamen Goldmann, Seppenburg, Mark. Ich las, schrieb und um 6 h ging ich in die Redoute. Ich schickte den Wucherer (?), um Therese und Krieghammer abzuholen, um ihnen die Redoutensaal und Credenzen sehen zu lassen. Ich fand schon alles erleuchtet, eben ging der Kaiser mit dem Trauttmannsdorff fort, welcher alles ansah. Bald fand ich Peter, Kárner, dem man sein Billett nicht abnahm; dies Therese zu schicken, war mein erster Gedanke, den ich auch gleich ausführte; sie hatte aber schon eines von der Henriette. Später brachte mir auch Nitschner 2, dem ich tüchtig ans Herz sprach. Es wurde zum Ersticken voll. Um ½ 8 h kam der Hof. Die Kaiserin setzte sich vis-à-vis des Eingangs, der Kaiser führte die Louise herum, Berthier, Metternich und die Prinzen waren im Gefolge. Die Credenzen waren zu klein und dabei außerordentliches Gedränge. Erst spät fand ich Therese mit Nina, Rodler mit Pesch, Krieghammer mit Kathi, Eckhart sprach ich öfters. Passy mit Frau und Forsters Freundin Leonore servierte ich. Die Beleuchtung war sehr schön. Um ½ 3 h nach Haus. Band 07 (VII.), Seite 7v
4600 1810 3 7 Aschermittwoch. Ein schöner Tag, früh Nebel. Den Vormittag beim Grafen, schlenderte mit dem jungen Balassa herum, mit ihm und Mark nach 12 h auf die Bastei. Sie war sehr brillant, die ganze schöne, noch schläfrige Welt fand sich ein. Später zum Speisen, Krieghammer und Kathi waren unsere Gäste. Nach Tische kam Mark, die Rodler und die Jeanette. Mit letzteren 3 ging ich auf das Holzplatzl, die „Leiden Christi“ zu sehen. Therese trank bei der Rothe mit den Krieghammerischen Kaffee. Alle zusammen unterhielten wir uns gut. Therese war um 7 h zu Haus. Ich war bei Josephine, fand die Geppert, später Demelmayer. Brachte Richart das ausgetauschte rote Umhangtuch mit der Bordüre, und legte mich vor 9 h ins Bett. Band 07 (VII.), Seite 7v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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