Kalt. Im Burgtheater „Milton“, „Hercules“, im Kärntnertor-Theater „Don Carlos“, im Theater an der Wien „Dichter und Tonkünstler“, „Hausgesinde“. Früh zum Grafen, mit dem ich die große Kassenrechnung hielt. Der Müller von Pernau kam wegen Abstellung der Oblig[ation] aber vergebens. Ich schrieb an Thanhoffer und beantwortete auch seine Briefe Der Graf will vom Arrangement des Balls bei Franz Pálffy wissen; ich ging zur Botta, fand sie und ersuchte sie, ihrem Mann zu sagen, dass ich abends hinkommen werde. Mittags allein, nach Tische zum Grafen, Theaterkasse, setzte die Arbeit des ganzen Vormittags am Nachmittag fort. Mark holte mich am Abend ab, wir gingen auf die Wieden, sprachen Thaler (?), nahmen eine Brieftasche mit Bändern. Gingen ins Kärntnertor-Theater, blieben 2 Akte, um statt Brockmann den Ziegler als König, statt Koberwein die Krüger als Königin zu sehen; ersterer gefiel, letztere nicht. Dann zu Franz Pálffy, um die Stiege und das Ballappartement zu sehen. Botta begegnete uns und zeigte uns alles: hübsch, geschmackvoll, aber nichts Neues, nichts Besonderes.
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Lichtmess. Kalt, trüb. Im Burgtheater „Entführung aus dem Serail“, im Kärntnertor-Theater „Weltton und Herzensgüte“, Schauspiel in 4 Akten; elende Besetzung. Im Theater an der Wien „Der Unbegreifliche“. Den Vormittag beim Grafen, Theaterkasse, dann auf den Kohlmarkt. Peck war unser Gast. Nach Tisch kam die Goldmann, Mafficioli, Mark; ich musste wieder zum Grafen, blieb bis 6 h. Dann ins Kärntnertor-Theater, langweilte mich sehr im Theater. Ins Bierhaus im Komödi- Gassel, trank da, fand Scherer.
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Kalt. Im Burgtheater „Braut von Messina“, Reil Chorführer, statt Brockmann. Im Kärntnertor-Theater „Sargines“, Im Theater an der Wien „Joseph und seine Brüder“. Therese ist bei Gitter auf ein Würstel-Souper geladen. Die Fischer von Preßburg lässt mich ihre Ankunft wissen. Vormittags beim Grafen, Keglevich und Liebisch. Therese gab ihre Lektionen. Mittags allein. Nach Tisch kamen die Rohrweck, Goldmann, Mark und Peck; er brachte Theresen und Goldmann Billetts zur morgigen Redoute. Ich war bis nach 5 h zu Haus, zu Schwarzleitner, sprach Fischer im Burgtheater. Nach Mittag und abends schneite es.
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Kalt. Im Burgtheater „Samtrock“, „Hercules“, im Kärntnertor-Theater „Sitah Mani“, im Theater an der Wien „Kaspar der Thorringer“. Fünfte Redoute. Therese rangiert zur heutigen Redoute. Den Vormittag beim Grafen, nach 12 h auf den Kohlmarkt. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Mit Mark sprach ich Keglevich, Fischer. Um 10 h in die Redoute, Therese folgte mit den beiden Goldmann. Voll, großer Staub, wir blieben bis 4 h. Ich fand die Fischer von Preßburg in Maske, Zeuner, mehrere hübsche Masken, Walser, die Pettenkofen, die Charlotte, Freundin der Krauss (?) und Reis (?), Wieland, und so unterhielt ich mich so ziemlich.
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Die Witterung lässt nach. Im Burgtheater „Mündel“. Im Kärntnertor-Theater „Iphigenie in Aulis“, im Theater an der Wien „Eisenkönigin. Am Vormittag in die Porzellanfabrik, zu Högler, Büsser, Walnefer, und Grafen, nachher zur Geissler, die Arme ist sehr krank. Mittags allein, nach Mittag holte Therese die Rodler und Henriette. Wir gingen wegen einem Tuch für die Richart in eine Fabrik in die Leopoldstadt, fanden nichts, dann zu Peter wegen Kerzen. Ich suchte Krautauer, sprach Scherer, ging zur Josephine, fand Geppert. Ging gleich zu Brandl, sah den eisernen Sarg für Haydn. Zu Rösgen, aß etwas in Compagnie. Nach 8 h nach Haus und ins Bett. Ich wurde von Husten geplagt.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).