Heftiger Nebel. Im Burgtheater „Armand“, im Kärntnertor-Theater „Pilger“ im Theater an der Wien „Adelheid von Wulfingen“. Dem Passy schickte ich zu seiner Vermählung 2 Bouteillen Tokajer. Zum Grafen, zum Matzi (?) wegen Breuners Unterth[an ?] Mich[ael] Schön, zum Walnefer, Keglevich, Kárner, Stessel. Stessel lud ich mit Familie Donnerstag zum Speisen. Rodler und Kridl waren unsere Gäste. Nach Mittag kam die Henriette, beide Goldmann, Peck und Mark Nach 5 h zum Grafen, sprach Scherer (?), später Högler, Büsser. Zusammen ins Theater an der Wien, um Kárner zu sprechen. Bei Therese war Caroline Schmidt.
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Heiter, es taut auf. Im Burgtheater „Agnes Sorel“, im Kärntnertor-Theater „Vorsatz“, „Eduard in Schottland“, im Theater an der Wien „Idas und Marphissa“ Am Vormittag zum Grafen, zur Fischer von Preßburg. Mittags allein mit Mayer von Hetzendorf. Nach Mittag arbeitete ich zu Haus, zum Grafen. Zimmermann, beide Goldmann, Mark besuchten uns. Die Caroline Schmidt zu sehen, freute mich sehr, ihr Aussehen ist sehr übel. Dem Stessel gab ich die Loge an der Wien. Mit Kárner und Fischer in die Leopoldstadt, „Geisterseher“ nach Schiller von Perinet, Schauspiel in 5 Akten, langweiliges Zeug. Therese war zu Haus mit Goldmann und Gewey.
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Großer Morast. Im Burgtheater „Intermezzo“, im Kärntnertor-Theater „Singspiel“, „Weinlese“, im Theater an der Wien „Kaspar der Thorringer“. Vor 8 h zum Grafen. Joris besuchte uns, mit ihm in die Porzellanfabrik, brachte Passy und Ehrenhöfer (?) Tokajer, Wermut und 12 Maß Tafelwein. Passy führte mich bei seiner Frau auf, die er am Dienstag heiratete und eine Hirtmayer (?) ist. Bis ½ 2 h zum Grafen, Kárner, Stessel, Frau, Fanny und Marie waren unsere Gäste. Nach Mittag arbeitete ich zu Haus, Therese leidet unter rheumatischen Schmerzen und legte sich. Ich sprach Scherer (?), Högler bei Wirschmid, suchte Compagnie, um etwas zu essen und war um 9 h zu Haus.
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Tauwetter, großer Morast. Im Burgtheater „Schweizer Familie“, im Kärntnertor-Theater „Braut von Messina“, im Theater an der Wien „Vier Schildwachen“, „Dichter und Compos[iteur]“. Die arme Therese leidet sehr am Rheumatischen und Krämpfungen, Sie muss liegen. Am Vormittag beim Grafen, nicht einen Schritt kam ich vom Grafen weg. Mittags allein, Therese bessert sich nicht. Nach Mittag zu Haus, zur Fischer von Preßburg, zu Rösgen. Mit der Rodler ging ich in die Auersperg’sche Shawlfabrik des Griller, wo wir nichts fanden. Bei der Stadt London kauften wir für die Richart ein grünes, glattes Kaschmirtuch. Abends ins Burgtheater, fand Scherer. Therese hatte Besuch von der Lavotta, welcher sie unser Redoutebillett gab.
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Heiter. Im Burgtheater „Stille Wässer etc.“, im Kärntnertor-Theater „Entführung aus dem Serail“, im Theater an der Wien „Hochzeit des Figaro“, von Mozart; Weinmüller als Figaro: wie reimt sich dies zusammen ? Den Vormittag bis 2 h beim Grafen, inzwischen aber beim Brandmayer, Rösgen, Liebisch und Kabinettskanzlei. Mittags allein, nach Tische kam Peck. Therese befindet sich besser. Ich besuchte Kárner, fand selben mit Fieber im Bett. Ging wegen meinem und Keglevich’s Ofen zum Rottensteiner, zum Brandl, zur Josephine, mit der ich allein war, zur Richart, welche heftigen Katarrh hat.
Band 07 (VII.), Seite 5r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).