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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4441 1809 9 29 Michelstag. Kalt, rauer Wind. Im Burgtheater „Schweizer Familie“, im Kärntnertor-Theater „Claudine“ und „Tableau animé“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Marianne“, Trauerspiel in 3 Akten von Goller (?), dann „Eheprokurator“, Lustspiel in 1 Akt von Castelli. Früh arbeitete ich zu Haus, schrieb an den Grafen. Vor 10 h zum Liebisch, um mit Bschaidner zu reden, holte Mark ab, mit ihm zum Brandmayer wegen Rohrwecks Kalesch, dann in die Porzellanfabrik wegen Becken und Kanne für Rodler. Mittags allein. Feldmarschall Fürst Joh[ann] Liechtenstein, FML Graf Bubna und Baron Mayer sind noch hier, Napoleon ist abwesend, darum heute kein Spektakel in Schönbrunn. Alles spricht und atmet vom Frieden; möchte uns die Palme des Friedens so dauernd als schnell blühen. Den ganzen Tag regnete es, ich musste Stiefel wechseln. Nach Mittag beantwortete ich einen eben erhaltenen Brief des Grafen, bestellte bei Walnefer Ohrgehänge mit Anker für den Grafen, besorgte eine Brieftasche zum Bild der Czaczek und besuchte die kranke Karilla. Nach 5 h kam Mark. Abends trafen wir uns im Burgtheater. Die Milder mochte nicht singen, so wurde „Molinara“ gegeben. Einen Akt blieb ich im Kärntnertor-Theater. Ich fühlte Hunger und suchte Compagnie, um zu soupieren. Bei Therese war Hocheder. Band 06 (VI.), Seite 247r
4442 1809 9 30 Kalt, neblig. Im Kärntnertor-Theater „Mathilde von Gießbach“, im Theater an der Wien „Marianne“ und „Eheprokurator“. Früh arbeitete ich und schrieb den Aufsatz an das Delegierten-Ausschuss-Kollegium der Herren Stände, wegen 4000 fl. Anlehen in Conv[entions]-Münze. Nachher in die Theaterkasse wegen Gage. Mit Mark ging ich herum, Peter war unser Gast. Nach Mittag setzte Therese ihre Mädchen zur Lektion, die Bulla mit dem Knaben der Koberwein, Jeanette und Goldmann kamen auch. Ich war beim Högler und Chimani wegen Keglevich seinem Möbelverkauf. Abends eine Stunde zur Karilla, dann aß ich etwas in Compagnie. Bei Geissler sprach ich nach langer Zeit wieder Kurz, Corda. Peter kam, mit diesem zu Schießl. Gestern wurde der liebenswürdige Dichter Johann Hut, Kanzlist bei der k.k. Polizei-Oberdirektion in einem Alter von 36 Jahren den Musen und seinen Freunden entrissen. Sein Verlust wird von allen, die ihn teils persönlich, teils bloß aus seinen Schriften kannten, sehr lebhaft betrauert. Seine 6 Lustspiele, wovon „Das war ich“, „Der Buchstab“ und „Die Wendung“ den lebhaftesten Eindruck in den Gemütern der Zuschauer erweckten. Acht Jahre musste er mit Leiden und Krankheit kämpfen. Wohl darf der Edle, bei dem Rückblick auf das Gemälde seiner Tugenden hienieden, mit sicherem Bewusstsein zu sich sagen: „Das war ich !“ Band 06 (VI.), Seite 247r
4443 1809 10 1 Ein kalter, rauer Tag. Im Burgtheater „Caliph von Bagdad“ französisch, im Kärntnertor-Theater „Dankbarkeit“ und „Paul und Virginie, oder die Creolen“ von Aumer. Im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“. Früh arbeitete ich zu Haus, um 10 h mit Therese und Nina in Cleynmanns Predigt Quarin schickte ich die Loge ins Kärntnertor-Theater. Mark erwartete mich in der Kirche. Cleynmanns Frau liegt im Nervenfieber, ist dem Tode nahe; darum predigte er nicht. Wir begaben uns also ins Hofkirchlein der Piaristen, um eine Hälfte des Amtes von Eybler zu hören, gingen auf den Kohlmarkt und Graben. Bei Geissler sprach ich Kurz (?), Peter, Letzterer war unser Gast. Nach Mittag zu Haus, um 5 h im kalten Sturme zu Peter, mit Therese, Goldmann, Mark. Um 6 h in die Stadt, ins Burgtheater, schlenderte mit Mark herum, um 9 h im Bett. Bei Peter arbeitet Bschaidner im großen Zimmer. Band 06 (VI.), Seite 247v
4444 1809 10 2 Anhaltender, starker Regen. Im Kärntnertor-Theater „Mündel“, die Loge dem Quarin; im Theater an der Wien „Der Unbegreifliche“. Den ganzen Vormittag arbeitete ich zu Haus, schrieb dem Grafen und Keglevich. Nach 11 h zur Zwangsanlehens-Kommision, dann in Compagnie zur Geissler. Mittags waren Peter und Kridl unsere Gäste. Therese überraschte mich auf sehr angenehme Art mit der Krieghammer und Kathi, welche ich auf dem Sopha im Schlafzimmer fand. Wir waren mittags froh, freuten uns schon des nahen Friedens und blieben bis 5 h zusammen. Ich ging mit Mark herum, holten Therese ab und gingen ins Theater an der Wien, die Krieghammer und Kathi, Latzl (?) und Frau kamen nach. Zwei Geistererscheinungen sind das Unbegreifliche und Beste an dem Stück. Band 06 (VI.), Seite 247v
4445 1809 10 3 Kalt. Im Kärntnertor-Theater „Corsaro“, im Theater an der Wien „Lustiger Schuster“, im Burgtheater französisch. Den Vormittag arbeitete ich zu Hause, sprach Kurz, Geissler, welche mit Jungmann, Kridl und Peter unsere Gäste waren. Therese schrieb meiner Mutter, ich auch ein paar Zeilen, schrieb die Ursache der Vergrösserung unseres Elends, weil wir einen Bissingen Regierungspräsidenten, einen Ledernen Stadthauptmann, einen Wohllebenden Bürgermeister und eine Wildgans zum Magistratsrat haben. Nach Tische kamen die Czaczek, Mark, Krieghammer und Kathi. Wir begleiteten letztere zum Latzl zum Weinberg, dann ging Therese mit Nigris, welche wir begegneten, nach Haus, ich mit Mark über die Bastei und Burgplatz. Sahen ins Burgtheater, Aumer probiert eine Friedensrolle für den Freitag nach Schönbrunn. Schlenderten noch herum, dann nach Haus. Band 06 (VI.), Seite 247v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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