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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4406 1809 8 25 Kalt, Regen. Taufe des Kindes der Lenerl beim Peter. Im Kärntnertor-Theater „Er mengt sich in alles“, im Theater an der Wien „Waldmänner“, in Schönbrunn der 2. Akt von „Cosa rara“, dann Divertissement „Bacchanal“. Früh zu Haus, später zur Terzaghi, von der der Graf böse schied und die ebenfalls nichts von ihm hörte. Zur Theaterkasse, dann zur Geissler, wo ich Peter erwartete und mit ihm zum Speisen ging. Therese machte sich gleich von der Rivolla auf den Weg, besuchte die Kindbetterin und arbeitete in Peters Garten. Nach Tische kam die Richart und um 4 h wurde das Mädchen Therese getauft. Die Taufe und kleine Versegnung geschah im kleinen Zimmer oben und wir redeten der Hebamme so tüchtig zu, dass sie selbst dem Pfarrer sagen musste, dass das Kind ehelich getauft wurde. Wir blieben zu Hause im Garten. Nach der Taufe wurde Kaffee getrunken, es kamen Reimann mit Frau und Theodor, der Kupferschmied, wir deliberierten über die Kaskade bei Rooses Monument; Peter war sehr eigensinnig. Abends nach Haus. Ich ging ins Kärntnertor-Theater, fand Compagnie wie am Mittwoch und war um 9 h nach Haus. Der Nachmittag und Abend waren sehr angenehm. Band 06 (VI.), Seite 242r
4407 1809 8 26 Anhaltender Regen, kalt. Im Kärntnertor-Theater „Corsaro“, im Kärntnertor-Theater „Großer Galatag in Krähwinkel“, Lustspiel in 3 Akten, Fortsetzung der „Deutschen Kleinstädter, Witter als Bürgermeister Staar. Den Vormittag zu Haus, schrieb an den Grafen und Keglevich. Ging in die Theaterkasse, beglückte Hörr mit gesperrten Sitzen, zur Geissler, welche liegt und welcher die gestern gebrachten Birnen gut schmeckten. Aloys war unser Gast. Nach Mittag zu Haus. Therese ging zur Hocheder, die gestern nachts von Debreczen kam und 7 Tage reiste. Sie ist wohl und gab Therese abends den Besuch zurück. Es regnete den ganzen Abend stark fort, doch entschloss ich mich, den „Carolus Magnus“ zu sehen“. Dieses so witzige Stück wurde – besonders in Hinsicht der Weiber - sehr mittelmäßig gegeben und gefiel auch nicht. Die Spini (?) und Ochsenheimer waren unter aller Kritik. Mit Peter machten wir aus, die kleine Therese Stockinger im Hause zu behalten, doch aber der Lenerl einzubinden, ihren Dienst nicht zu vernachläsigen. Es war nicht voll, ich fand die Müller Mutter, Kridl (?) und Umlauf, mit diesen ging ich nach Haus. Band 06 (VI.), Seite 242r
4408 1809 8 27 Kühl, aber heiter. Im Kärntnertor-Theater „Jurist und Bauer“, dann „Weinlese“, im Theater an der Wien „Galatag in Krähwinkel“. Im Burgtheater französisch. Früh arbeitete ich, brachte Quarin die Loge an die Wien und hörte, dass der Waffenstillstand verlängert sei, dass die Engländer Gent haben, sich Brüssel nähern und dass in Spanien trotz einer verlorenen Schlacht die Spanier wie die Löwen fochten und den Franzosen großen Schaden zufügten. Später in die evangelische Kirche, zur Karilla, die sich wieder verdarb, und auf meine Promenade. Mein Bruder und Aloys waren unsere Gäste. Nach Tische besuchte Therese die Hocheder, um ½ 4 h ging’s zu Peter, wo die Czaczek war. Um 6 h in die Stadt. Therese erwartete die Hocheder, welche mit der Goldmann kam und bis ½ 11 h blieb; ihr Mann holte sie ab. Ich war auf der Bastei, sprach die Gesellschaft des Bouvard (?), Wieland, sprach Ripp.mit Huber. Im Burgtheater „Der Soldat allein“, eine exzentrische Gasconade (?); statt französischer Tapferkeit sollte es heissen französische Schwadronerie. Hr. Valetti debütierte im Exerzieren, Trommelschlagen, Schießen; Elenderes lässt sich nicht denken. Nach dem Theater fand ich Stephanie, Frey (?), plauderte mit ihnen. Zu Haus unterhielt ich noch meine Gäste, tauschten die Dummheiten und tollen Streiche aus, welche unsere Generäle und Prinzen begingen, um den Napoleon par force siegen zu machen. Band 06 (VI.), Seite 242r
4409 1809 8 28 Ein kühler, angenehmer Tag. Im Theater an der Wien „Semiramis“, im Kärntnertor-Theater „Don Carlos“. Früh arbeitete ich zu Haus, ging mit Peter zu Ecker (?) wegen Czaczeks Bild, zur Theaterkasse und zur Geissler. Therese gab Lektion bei Rivolla. Mit Peter besuchten wir auch die Karilla. Aloys war unser Gast. Nach Mittag zu Hause, zu Rohrweck, führte seinen ganz verschimmelten Wagen zu Brandmayer, um selben zuzurichten, Ging mit Huber, Pol (?), Fries und Hauptmann zum Rouge et Noir, Pharao, Roulette etc. in die Plankengasse in das Haus der Pärnbrunn (?), dann zu Reimann, wo eben des Hausherrn Sohn Karl mit 22 Jahren begraben wurde. Ließ meine Aufträge zurück und begab mich auf die Bastei, wo ich wenig Bekannte traf. Um 9 h nach Haus. Bei uns war die Hocheder mit Gemahl und Goldmann. Dann ins Bett. Band 06 (VI.), Seite 242v
4410 1809 8 29 Kühl, windig, auch etwas Regen. Im Kärntnertor-Theater „Sargines“. Im Theater an der Wien „Grande Gala d‘ une petite Ville“, farce en trois actes par M. Kotzebue. Den Vormittag war ich zu Hause, Theaterkasse, Michaelskirche, bei Richart und mit Peter bei Karilla. Mittags allein. Therese ist nicht ganz wohl und hat das Abführen. Richart schickte Therese vom gestrigen Fleischhauer-Souper Feigen, Zwetschgen u. dgl. Therese ging nach Tische zu Oeppinger, ließ sich verschreiben. Gab der Rothe Lektion, ging zu Richart, wo schon die Richart war. Sie brachte der Lenerl Kindswäsche, auch Therese kaufte welche. Ich war bei Karilla, Geissler, sprach Philoki (?). Ging zu Peter, blieb bis 8 h, dann ins Leopoldstädter Theater „Haus zu verkaufen“, dann zum ersten Mal die Pantomime von Worelly „Der bezauberte Blumenstrauß“; mittelmäßig. Ich bewunderte die unverschämteste Frechheit der hiesigen Damen. Bei Therese war abends die Hocheder und Goldmann. Band 06 (VI.), Seite 242v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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