Ein schöner Tag. Feuerwerk im Prater „Belagerung von Gibraltar“. Im Kärntnertor-Theater „Matrimonio segreto“, die Loge gaben wir Quarin. Im Theater an der Wien „Waldmänner“. Früh schrieb ich an den Grafen Keglevich, um 9 h war Institutssitzung wegen Bezahlung der Witwen-Pensionen, wo ich durchsetzte und gezahlt wird. Dann kam Mark, um 11 h zusammen in die Unschlitt-Kasse, um zu wechseln. Suchte Peters Compagnie, gingen zur Karilla. Mittags allein. Therese war wegen Csekonics beim Paur auf der Landstraße, gab dann ihre Lektion bei der Rivolla. Der Tag ist heute so schön, dass ich zu baden bestimmte. Mittags wurde eine schriftliche Annonce auf den Feuerwerks-Zettel gepappt, dass heute das Feuerwerk nicht gegeben werden kann und dass man die Ursache noch heute dem Publikum bekannt machen wird. Nach Tische mit Peter in die Schmelz und dann in den Prater, weil der Tag so schön ist. Wir fanden die 2 Mark, Pol mit Anhang, Huber, gingen auf Stuwers Feuerwerksplatz, sprachen mit ihm und fanden das Ganze aufgerichtet. Er sagte, dass er das Ganze schon 3 Mal geben wollte, dass immer Andreossi wegen Napoleon es absagte, welches auch mittags geschah. Indessen kam Napoleon vor 4 h an und wenn es nicht regnet, wird es morgen abgebrannt. Ich kam mit Zech (?) zusammen, wetteten (?) wegen Retour-Billetts bis 3 h nachmittags um Gefrorenes. Um 7 h in die Stadt, fand Compagnie, um etwas zu soupieren und legte mich um 9 h. Bei Therese war die Hocheder und Umlauf. Nach 8 h fing es zu regnen an.
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Heiter, kühl, die Barometer fallen. Feuerwerk, wenn’s wahr ist. Im Kärntnertor-Theater „Vorsatz“ und „Zerstörung von Pompejanum“, im Theater an der Wien „Roc Pumpernikel“. Früh arbeitete ich, es kam Mark, ich ging baden, später zu Geissler, Buchbinder und Richart. Therese gab ihre Lektionen. Peter war unser Gast, weil gestern die Lenerl auf Eckharts Abteilung ins Spital gebracht wurde. Ich erhielt einen Brief vom Grafen samt Einschluss an Terzaghi, trug selben mittags hinaus und machte große Freude. Dann besuchte ich die Zeuner, Mark begleitete mich und fand Nina bei Klemm. Ich ging auch zu Cavriani ins Haus, da kam eben Carlo von Preßburg, brachte mir Briefe, Gelder und eine Menge Aufträge. Mit Mark auf die Bastei, fand den Kaufmann (?) vom Hütterschen (?) Haus, dann nach Hause. Therese hatte bei sich die Hocheder.
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Vormittags Regen, nach Mittag kalt und Stürmisch. Im Kärntnertor-Theater „Gefährliche Nachbarschaft“ und „Weinlese“, im Theater an der Wien zum ersten Mal „Bertha von Werdenberg“, hist[orische] Oper in 2 Akten von Mathäus Stegmayer – heute feiert er sein Namensfest – Musik von Seyfried, Factura vom Jahre 1336. Den Vormittag war ich vollauf beschäftigt, bei Offenheimer, dem Colloredischen Kassier Gasser, beim Hartl, um Steiners (?) Interessen zu zahlen, bei Chimani, um die 1400 fl zu erheben. Ebenso war ich auch den Nachmittag beschäftigt und schrieb zugleich meinem Grafen. Peter und Jean waren meine Gäste, vorher besuchten wir die Karilla. Abends ging ich zur Geissler, dann ins Kärntnertor-Theater. Nach dem Stück suchte ich Compagnie, um zu soupieren. Therese war zu Hause und schneiderte an dem quadrillierten Schlafrock.
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Heiter, aber kalt. Im Kärntnertor-Theater „Der Geizige“, im Theater an der Wien „Bertha von Werdenberg“. Therese ging zu den Phillebois, zum Quarin, um einen Tee für den Grafen verschreiben zu lassen. Ich arbeitete zu Haus, später kam Mark, zur Karilla, sprach Philoki. Peter und Geissler waren unsere Gäste, mit Peter wegen Theresens Bild ins Stammbuch zu Schießl, der uns einige Prospekte seiner Optik sehen ließ. Nach Mittag zu Haus, später mit Mark auf die Bastei, trafen Pol. Schlichen Kraus (?) nach und verfolgten ihn bis zum Haus. Ich fand Compagnie, um etwas zu soupieren. Bei Therese war die Umlauf, Goldmann und Hocheder. Heute mussten wir 14 fl. Personalsteuer bezahlen.
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Veränderlich. Im Burgtheater „Molinara“, die Loge erhielt Heiss. Im Kärntnertor-Theater „Komödie aus dem Stegreif“, im Theater an der Wien „Räuber“. Therese ging zu Quarin, ich ließ mir die Haare schneiden, schrieb an den Grafen und Keglevich und rangierte für Carlo. Bei Hartl zahlte ich die Interessen der Odescalchi. Nach 10 h kam ich mit Mark zusammen, schlenderten herum. Kridl und Peter waren unsere Gäste. Mark gab bei Kraus (?) den Brief ab, ich besuchte Liebisch, wo Bschaidner recht brav arbeitet. Zu uns gesellte sich Nitschner, wir waren froh und sehnten uns nach Frieden. Heute wurde angefangen, am Tabor die Häuser abzubrechen und zu schanzen, auch der Ritter und Fellner Häuser will man niederreissen. Nach Mittag zu Haus, ich arbeitete frisch weg. Abends mit Mark auf die Bastei, kam später mit Krendl (?) zusammen. Holten Therese ab, ich bewirtete sie mit Gefrorenem. Kridl lud ich auf morgen zum Speisen. Der Mondabend war so schön, dass ich mit Therese eine ganze Stunde herumschlich.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).