Tauwetter. Von den Dächern und auf den Straßen strömt das Wasser. Den Vormittag beim Grafen, bei Kárner, wo wir von Errichtung des 4. Bataillons, der Stellung von 20.000 Ungarn auf den Kriegsfuss, und unserem nahen, unübersehbaren Unglück sprachen. Man möchte wünschen, nicht mehr zu sein. Therese ging heute wieder zu Stöger, Lektion geben. Mittags mit Mayer allein. Ich schrieb an Klimbke ein Billett wegen 85 fl. für den Sekretär. Nach Mittag arbeitete ich zu Haus, ging zu Hoffmann, wo ich Prinz sprach. Abends mit Hocheder, Schmidt und Therese ins Burgtheater „Hagestolze“, Mad. Hendel als Margarethe. Mit der Hocheder kam auch die Tschebulz. Die ersten 3 Akte langweilten mich, darum besuchte ich Rohrweck, wo ich bis 8 h blieb. Im 4. Akt im Orchester, fixierte die Hendel. Sie ist noch hübsch, spielte gut und sagte manches vortrefflich. Wurde verdient vorgerufen und sprach: „Was frag‘ ich um Geld und Gut, wenn ihr zufrieden seid. Gute Nacht !“ Dies gefiel mir nicht.
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Sehr kotig, etwas Schnee. Im Burgtheater „Milton“, „Tanzsucht“, neues Menuett von Taglioni und Nalej-Neuville. Im Kärntnertor-Theater „Er mengt sich in alles“. Den Vormittag beim Grafen und Theaterkasse. Dem Kridl brachte ich die Loge ins Theater an der Wien „Camilla“. Mittags allein, nach Mittag kam die Goldmann, der Therese die Rosengirlande zum Geschenk machte. Später besuchte mich nach langer Zeit und ausgestandener Krankheit Klimbke wieder. Nach 4 h ging ich wegen Contrebande-Wein Aleatico mit dem Vetturino Mazzucato (?) in die Paniglgasse No. 11 zum Regierungsrat Anders, machte dann zu Haus einen Aufsatz. Abends ging ich anfangs ins Kärntnertor-Theater, später ins Burgtheater. Mit Wanzmann soupierte ich im Komödien-Gassel. Therese blieb zu Haus, bei ihr Schmidt und Werlen.
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Kotig, abwechselnd warf es etwas Schnee. Im Kärntnertor-Theater zum Vorteil der Regisseurs Brockmann, Lange und Koch zum ersten Mal „Der Brautkranz“, Trauerspiel in 5 Akten von Professor Weissenbach in Salzburg, die 5 Dekorationen von Janitz. Früh zum Grafen, mit dem ich wegen Koch Zimmermann sprach, zum Regierungsrat Anders wegen Aleatico, aber vergebens, später zu Kárner, dem ich auch den Zimmermann empfahl. Dem Krieghammer schrieb ich einen langen Brief und schloss ihm Wagenzeichnungen bei. Mittags allein, nach Tische arbeitete ich. Therese ging vor 4 h mit der Goldmann, dem Aloys und dem Bruder der Sepherl ins Kärntnertor-Theater, ich folgte mit Rohrweck und der Schmidt. Für Peter und Jungmann ließ ich Platz aufheben. Darin fanden wir Richart, Breyer (?), Zimmermann, zu uns gesellte sich noch Geissler und Fiala Pepi. Auf der anderen Seite waren Zeuner, Michel. Peter exzedierte sehr, lärmte; Therese wurde sehr erzürnt. Ich war indessen mit Jungmann und Ullmann im Bierhaus. Das Stück gefiel nicht, die Regisseurs wurden vorgerufen, dankten, dann lärmte die 5. Galerie, vermutlich um Adamberger. Brockmann erschien im Negligé und sagte, Adamberger sei schon weg. Mir gefiel sie nicht, sie weinte gar zu sehr, und Korn ist semper idem, er spielt eine Rolle wie die andere. Die Einnahme war nicht groß.
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Den Vormittag warf es immer neuen Schnee. Beim Grafen hatte ich wegen Leitgeb viel Verdruss. Ich empfahl ihm Zimmermann, da kam Zinnicq, der Dummrian machte mir wegen Zeitung Galle. Therese war bei ihrer Mutter und speiste auch; da war Musik. Ich schlenderte in meiner Misslaune herum, sprach Zeuner, Peter, suchte mir Compagnie zum Speisen, ging um 5 h zu Haus und blieb. Schmidt, Goldmann und Hocheder waren da
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Viel Schnee. Jahrestag der Zurückkunft des Kaisers. Therese hatte um 10 h Probe von „Caliph“, alte Besetzung. Mit großem Unwillen ging ich zum Grafen und blieb den Vormittag. Therese gab heute bei Rivolla die erste Lektion. Ich ging früher von dem Tyrann weg und schlenderte mit Peter herum. Im Kärntnertor-Theater „Milton“ und „Tanzsucht“, im Burgtheater „Intermezzo“, im Theater an der Wien „Eisenkönigin“ Auf dem Graben fand ich Kárner, Seitz, Werlen, sah den Kaisr allein zurückfahren. Mittags allein, nach Mittag und abends zu Hause. Ich schrieb, las, brachte manches meiner Schriften in Ordnung. Die Goldmann, Hocheder, Schmidt und Werlen erschienen. Mit Hitzinger, dem Therese und Goldmann den höchsten Unsinn aufgaben, hatten wir wegen Auflösung der Rätsel viel Spaß.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).