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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4161 1808 12 23 Die Kälte lässt nach. Den Vormittag beim Grafen, wohin die Nachricht kam, dass der Tischler Aschkan starb. Mittags waren Mayer und mein Barbier Weber Gäste. Nach Mittag nahm ich bei Redie Gohm (?) Jos[eph] Langes Biographie, ging zu Wisenfeld, pränumerierte mehrere Blätter, nämlich die Vaterländischen und die Merkantilischen. Abends kamen Hocheder, Schmidt, Goldmann, Gewey, Werlen, Mafficioli. Wir lachten sehr viel, lasen Langes Vergleichung der K[atharina] Jaquet mit der Roose, von den Vorzügen der ersteren, und hatten so mit der Goldmann wieder unseren Jux. Band 06 (VI.), Seite 192r
4162 1808 12 24 Christnacht. Mittags fing es außerordentlich zu schneien an und schneite die ganze Nacht. Am Vormittag beim Grafen, wo es wegen meines am 11. abgeschickten Promemoria zur Sprache kam, aber unterbrochen wurden. Mittags allein; Therese fand ich auf dem Sofa, sie litt sehr an Kopfschmerzen. Bartl hatte für Peter 8 Goldfische gekauft, welche mich sehr freuten. Nach Mittag fuhr ich im stärksten Schnee mit den Fischen zu Peter. Jungmann war eben zu Haus und warf selbe auch gleich in die Bassin. Dann zum Mayer ins Theater an der Wien, zahlte unsere Loge und brachte 4 Bouteillen Wein. Abends war die gestrige Gesellswchaft, nur statt Gewey unser lieber Kárner. Wir schäkerten, sahen Costumes, von der Geissler neue Billetts. So ward es ½ 10 h, dann ins Bett. Band 06 (VI.), Seite 192r
4163 1808 12 25 Christtag. Die Barometer fallen, die Witterung lässt nach. Den Vormittag beim Grafen, dann zu Haus. Heute schrieb ich das Gedicht in Theresens Stammbuch ab, um selbes rein zu haben. Um 12 h sprach ich Zeuner, später Richart. Werlen begleitete mich bis zur Schlagbrücke, ich ging zu Peter speisen. Jungmann war auch zu Haus, Weiß speiste auch mit. Vor Tische sahen wir die Quart (?) unserem Kopfe nach und erschraken sehr, als wir im Schaffe das Wasser fast gefroren fanden. Der Kopf wurde herausgenommen, das Eis im Schaffe mit siedendem Wasser aufgetaut und nach Mittag einstweilen der Kopf wieder am alten Platz mit aller Vorsicht hereingestellt, aber einstimmig beschlossen, selben in das Abflussreservoir des Bassins zu stellen und das Schaff unten, von allen Seiten und oben stark mit Mist zu verschlagen. Unterm Essen war dies allein der Gegenstand des Gesprächs. Nach Mittag spät kam Prinz. Ich trank nur eine Schale schwarzen Kaffee und machte mich auf den Weg nach Haus. Nach Mittag fing es zu schneien an und schneite die ganze Nacht so stark wie gestern. Der Schnee ist so tief, dass man sehr schwer geht. Ich fand Therese mit der Gerlitz, welche mit Nina zu Wallis auf Musik und Souper fuhren. Ich entschuldigte mich wegen nicht Wohlsein, schrieb zu Hause, las in Langes Biographie und ging um 7 h in den Redoutensaal zur Kantate für die armen Bürger „Die Rückkehr des Vaters“, der 1. Teil mit Musik von Seyfried, der 2. von dem am 2. dieses verstorbenen Kapellmeister Ant[on] Fischer, Text von Seyfried. Die Bürger hielten die Wachen. Die Milde, Weinmüller und Radichi sangen. Es war zum Drücken voll; vor 6 h traf den armen Tagwerker Bauer im kleinen Redoutensaal der Schlag.Vom Hofe war niemand da. Ich unterhielt mich mit Joël und Stoll, welchen mir ersterer aufführte; wir sprachen viel von Schiller. Nach der Kantate ins Bett. Therese kam um 12 h, unterhielt sich mittelmäßig und fand die vorjährige Gesellschaft. Der Seltreh (?) verlor seinen Brillantring. Band 06 (VI.), Seite 192r
4164 1808 12 26 Stephanstag. Außerordentlicher Schnee, düster, nasskalt. Am Vormittag beim Grafen, dann schrieb ich meiner Mutter. Der Kaiser fuhr allein nach St. Stephan, die Kaiserin hustet. Nitschner und Goldmann kamen, ersterer las den „Armen Hansel“ von Gewey. Im Burgtheater „Dorfbarbier“ und „Weinlese“, im Kärntnertor-Theater „Gastrecht“. Vor Mittag besuchte uns Graf Wallis, dem es bei uns sehr gefiel. Mittags seit 18 Jahren beim Brandl, Goldmann, Schmirer, Jeanette, Nina, Peter, Therese und ich speisten da. Als alles versammelt war, gingen wir en Compagnie zum Brandl. Wir aßen und saßen lange, waren aber nicht sehr munter. Abends kamen Werlen, Jos[eph] Brandl, Frau und Madlen. Sie gingen zu Walnefer, wir blieben bis ½ 8 h, dann zu mir. Peter, Werlen und die Goldmann blieben bis 10 h, wir unterhielten uns mit Langes Biographie. Band 06 (VI.), Seite 192v
4165 1808 12 27 Neblig. Kárners Namensfest. Im Burgtheater zum 1. Mal „Der neue Proteus“, Lustspiel in 4 Akten von Gustav Linden, im Kärntnertor-Theater „Milton“, dann „Helena und Paris“. Den Vormittag beim Grafen, wo ich wegen Louis, der die Tollheit hatte, einen jungen Offizier wegen einer Kinderei herauszufordern, viel Lauferei zu Coste (?) hatte. Kárner besuchte und gratulierte ich. Mittags allein, nach Mittag zu Brandmayer und Porzellanfabrik. Ich brachte Passy Langes Biographie. Dann nach Haus, die Schmidt, Bulla, später Hocheder und Hausfrau waren da. Ich ging ins Burgtheater, langweilte mich sehr. Etwas entschädigte mich Andres (?) Gesellschaft. Wir sprachen von alten Zeiten und ihrem Tun. Band 06 (VI.), Seite 192v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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