Maria Empfängnis. Ich bin noch nicht besser. Früh schrieb mir mein Tyrann einen Zettel, und trug mir mehreres auf. Er schont mich gar nicht. Mit Anstrengung schleppte ich mich aus dem Bett und arbeitete sehr beschwert. Therese ging zu ihm, er war mit allem zufrieden. Mittags kamen Werlen und Peter; Nitschner war so unartig, sie nicht zum Speisen abzuholen. Sie waren so klug, nicht in dem Kot hinauszugehen und blieben meine Gäste. Nach Mittag kamen die beiden Goldmann, später Schmirer, die mit Peter retirierte. Dies gab einen Jux bis 10 h. Schlaflose Nacht.
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Ein wahres Hundewetter. Regen und Schnee den ganzen Tag. Ich bin nicht besser, kann weder essen noch schlafen; bin so matt, muss viel husten, der Schleim würgt mich sehr. Gestern abends, als alles im Dunkeln sich paarte, und Therese von der kranken Rosalie kam, wo sie lange mit Fischer und Zeuner schwätzte und bei mir saß, kam der Graf, heute wieder und so überläuft er mich stets. Persanter von Ács kam und nahm Urlaub. Abends war Werlen allein bei mir und erzählte mir von seinem heutigen Eintritt in die Liechtensteinsche Hofkanzlei. Goldmann hatte heute im Kärntnertor-Theater „Macbeth“. Heute Nacht war die schlimmste. Ich schlief nicht, dachte immer und brütete endlich den Vorsatz aus, früh, sobald es tagte, in einem kernigen, fasslichen Aufsatz um eine anständigere Behandlung, dann um eine bedeutende Gehaltsvermehrung anzusuchen. Mit dieser Idee schwanger, erwartete ich den Morgen noch schmerzvoller.
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Kalt, periodenweise Schnee. Ich fühle mich sehr matt. Mit voller Anstrengung arbeitete ich den ganzen Tag an dem Aufsatz für meinen Despoten. Ich schrieb ihn mit Kraft und Salbung. Mittags las ich selben Peter und Therese vor. Der Graf überraschte mich gerade beim Konzepte, fragte aber nichts. Ich aß sehr wenig, fühlte mich abends sehr erschöpft und war um 6 h im Bett. Die Goldmann überraschte mich, dann sehr angenehm die Caroline Schmidt, welche Monate abwesend und mit der Gräfin Mnischek (?) in Polen und Russland war. Später kam Werlen, dann Joseph Hitzinger. Es wurde gelacht, alle waren froh und ich hatte eine starke Alteration.
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Strenge Kälte, alles gefroren, heute kältester Tag. Schon früh schickte der Graf um das Zeugnis für den Halunken Rothjacob, empfohlenen Forstpraktikanten, dann ging Therese zu ihm, übergab ihm mein Promemoria mit der Bitte, es zu beherzen und nicht wegen der Dienerschaft liegen zu lassen. Er nahm es gut auf, dann schickte er mir Quarin, weil mein Eckhart krank ist, und gab ihm die Loge im Theater an der Wien zu „Numa Pompilius“, Text von Guttenberg, Musik von ihrem Vater. Vorher war schon Mafficioli da und referierte, dass die Einnahme der Buchwieser (?) nicht besonders groß war, die Oper nicht gefallen und sie nur unter Zischen vorgerufen war. Quarin fand Rösner und Nina, war sehr guter Laune. Später kamen Peck, beide Goldmann, Werlen, Nitschner, Jungmann und der alte Hitzinger. Therese ging zu Phillebois, traf da wieder Quarin, welcher vom Consilium der armen Rathmayer kam, und gab ihm einen Vorschmack von meinem Aufsatz. Mittags allein, ich aß fast nichts. Nach Mittag nähte sich Therese ihr neues Pelzwerk auf ihren grauen Überrock. Ich trug meine Journale nach. Dann kamen die 2 Goldmann, später Werlen, Peter. Ich war übel, legte mich. Noch habe ich starken Durst, kann nichts essen, schlafen und bin außerordentlich matt. Die Brandl Reserl mit ihrem groben Weber kam. Die Lavotta und Umlauf mit neuem Mantel besuchten mich. An der Unterhaltung der Gesellschaft nahm ich nach Kräften teil. Peter schwätzte der Goldmann immer von den Charakterzügen der Roose, ihren Organen in die Ohren, stiess mehrere unprosaische Reden aus. Ich sagte der Goldmann, ich und dann (?) können noch mehrere Reden zur Einweihung des Monuments der Roose machen, sie aber als Schülerin und Kunstgenossin müsse dann die gewählte Rede halten, sie studieren und sagen, niemand anderer.
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Die Kälte wächst noch immer. Ich bin übel, hatte früh wieder heftiges Erbrechen. Früh fuhr Therese zum Eckhart, der mir riet, heute mit China und Quassia auszusetzen. Ich bin sehr matt, aß wenig und aß nur Suppe. Der Graf kam, trug mir einige Berechnungen auf, ließ aber von meinem derben Aufsatz nichts merken. Mich besuchten die Pepermann, Hocheder, Goldmann, später auch Werlen. Alles blieb den Abend, ich legte mich zeitlich.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).