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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4141 1808 12 3 Tauwetter. Im Burgtheater drei kleine Lustspiele, im Kärntnertor-Theater „Puls“, dann zum ersten Mal „Die Weinlese“, Divertissement von Angiolini mit Musik von Umlauf. Im Theater an der Wien „Großmama“, Lustspiel in 4 Akten von Ziegler (?) Den Vormittag beim Grafen und Illésházy, wo ich Verdruss hatte. Werlen war wegen seiner Eisenstädter Anstellung bei Kárner, bestimmte aber noch nichts. Mittags allein. Therese ging nach Mittag für ihre Mutter schwarzen Taffet zu einem Mantel kaufen und war den Abend mit der Nagy und Harfner Müller bei der Hocheder. Ich schrieb, suchte Kutschersfeld im Schwarzspanier-Bierhaus selbst auf, besuchte Kárner und ging der Compagnie wegen ins Kärntnertor-Theater. Das Wetter war so schlecht, der Kot so tief, dass ich mich verdarb. Stessel engagierte mich und den Glashüttner Pirker (?), ins Parterre noble auf gesperrte Sitze zu gehen und Punsch zu trinken, der sehr schlecht war und 45 x kostete. Der Ballett missfiel ganz, auch die Treitschke mit ihrem ungarischen Tanz. In der Nacht hatte ich Alteration und fühlte mich am Morgen sehr schwach. Band 06 (VI.), Seite 189r
4142 1808 12 4 Regen, Schnee, böses Wetter. Im Burgtheater „Savoyarden“, dann „Weinlese“, im Kärntnertor-Theater „Mathilde von Griesbach“. Therese ging gratulieren zu Phillebois und der Mama, brachte den schwarzen Taffet. Sie speiste da und blieb den Abend. Ich bin sehr matt und ohne Esslust, war den Vormittag beim Grafen, Prinz und Kárner, der mir sagte, dass an der Wien die „Großmama“ von Ziegler missfiel. Mittags fand ich zwar Compagnie zum Speisen, aß aber wenig und nichts den ganzen Nachmittag. Peter war böse, dass ich nicht bei ihm speiste und nahm auf mein Übelsein keine Rücksicht. Abends ein paar Stunden mit Kridl, Prinz und Hoffmann, dann ins Bett. Heute wurde der Kapellmeister A[nton] Fischer an der Wien im 31. Jahre begraben. Band 06 (VI.), Seite 189r
4143 1808 12 5 Böses Wetter, abwechselnd Regen. Ich befinde mich recht übel, Kopfweh, Husten und Mangel an Esslust schwächen mich sehr. Im Burgtheater zum ersten Mal „Intermezzo“, Lustspiel in 5 Akten von Kotzebue, spielt in Berlin. Im Kärntnertor-Theater „Waisenhaus“, im Theater an der Wien „Großmama“. Den Vormittag beim Grafen, wo ich wegen Kutschersfeld, seinem Trinkglas und Nitschner viel Verdruss hatte. Zu Hause musste ich mich noch mit der Canaille von Kutschersfeld herumbalgen. Mittags alleine, ich aß wenig, nach Mittag ruhte ich zu Haus. Abends konnte ich der Versuchung, „Des Junkers ersten Tag in der Residenz“zu sehen, nicht widerstehen. Werlen kam zu uns, in seiner Compagnie ging ich ins Burgtheater. Bei Therese waren Umlauf und Goldmann. Der Feldwebel Bix sammelte zum Begräbnis des Billeteurs Frank (?), wozu ich auch mein Scherflein beitrug. Mir ist leid um den guten Kerl. Im Theater erschien der Hof und wurde mit wütendem Klatschen empfangen. Die ersten Akte des Stückes langweilten und haben viel Triviales, der 4. und 5. entschädigten dafür, besonders das Intermezzo, von Korn, Frau, Roose und Leifer gespielt. Es gefiel sehr und wurde mit großem Beifall aufgenommen. Ein sehr heftiges Fieber ergriff mich im Theater, es rüttelte mich entsetzlich. Als ich zu Hause war, brach ich Galle und lag die ganze Nacht in Kopfschmerzen schlaflos. Band 06 (VI.), Seite 189v
4144 1808 12 6 Nikolaus. Es schneite und regnete den ganzen Tag. Ich kann nicht aus dem Bett, ein anhaltendes sehr schmerzhaftes Kopfweh und Erbrechen quälen mich den ganzen Tag. Früh kam Rösner, der war so gut, fuhr zum Eckhart und brachte mir selben. Therese meldete dem Schuft meine Krankheit, und weil die Neloiter (?) im Burgtheater in „Paris und Helena“ auftritt, jagte er die Ärmste dreimal in die Theaterkasse. Werlen, die Nina und Goldmann besuchten mich. Abends kam auch Kárner dazu, welcher Abschied nahm und den Abend blieb, welches mich sehr freute. Ich hatte eine schlimme Nacht, der Husten und Schleim vom leeren Magen quälten mich auch noch und erregten ein sehr anstrengendes Erbrechen. Band 06 (VI.), Seite 189v
4145 1808 12 7 Nasses, ungesundes Wetter. Ich lag den ganzen Tag, ein rasender Kopfschmerz setzt nicht aus. Im schlimmsten Wetter kam Eckhart, verordnete mir wenig und empfahl mir nur Ruhe und Diät. Ich kann so nichts essen. Therese ging zu Nitschner, für morgen absagen. Quarin hörte beim Grafen, dass ich krank sei, kam gleich, blieb eine Stunde und billigte alles von Eckhart. Die Josephine besuchte mich, auch Werlen, mit ihnen und meinem guten Weibe passierte der Abend. Die Nacht unruhig, schlaflos. Band 06 (VI.), Seite 189v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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