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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4106 1808 10 29 Neblig. Früh brachte uns Fink Obst. Ich schrieb meiner guten Mutter, welche sich bessert und schickte ihr 2 Pfund Schokolade. Im Burgtheater „Witwe von Kecskemet“, und „Kleine Putzmacherin“, im Kärntnertor-Theater „Iphigenie“, im Theater an der Wien „Camilla“, im Leopoldstädter Theater „Ehestandsszenen“, dann Divertissement „Der gefoppte Alte“ von der Coppinischen (?) Seiltänzer-Gesellschaft,. Am Vormittag zum Grafen ins Haus und Theaterkasse, mittags allein. Nach Tisch kamen Nina, Rodler und Schmirer. Therese ging zur Rosalie und brachte ihr ein Déjeuner auf 2 Personen von weißem Porzellan mit schwarzer Tasse, welches ihr große Freude machte. Hocheder holte Therese ab und sie gingen mit der Goldmann zur Nagy, wo sie den Abend zubrachten. Ich fuhr zum Brandmayer, Porzellanfabrik; mit mir fuhr Wallaschek, dem die Fabrik sehr gefiel. Ich sprach mit Niedermayer und Passy vom Politischen. Beide sehen das Ganze von einem wahren Gesichtspunkte, und so hatte ich mit Wallaschek viel Spaß. Mit Peter, der heute wegen Rooses Kopf mit Jungmann auf dem Kirchhof war, konnte ich nicht sprechen. Abends im Kärntnertor-Theater, im 1. Akt im Parterre, dann auf dem Theater. Ass etwas im Bierhaus und erquickte die Mädeln mit Würsteln. Band 06 (VI.), Seite 181v
4107 1808 10 30 Wie gestern, nach Mittag heiter. Früh arbeitete ich, bei uns frühstückten die Brandlische und Weber. Später ging ich in Cleynmanns Predigt. In der Predigt kam ich neben der Nagy zu sitzen; sie dauerte bis 12 h. Sprach nachher mit Neumann und schlenderte auf dem Graben und Kohlmarkt herum. Im Burgtheater „Machtspruch“, Weissenthurn als Cornelia; im Kärntnertor-Theater „Graf Armand“, im Theater an der Wien „Friedrich mit der gebissenen Wange“, 1. Teil. Dem Weber, der Therese und mir sehr fatal ist und weswegen mich auch das arme Mädchen dauert, gab ich 2 gesperrte Sitze. Erst später traf ich Peter, der wegen Rooses Kopf alle Hoffnung hat. Es ist für mich von höchstem Interesse. Mittags allein, den Nachmittag und Abend bis 7 h zu Hause, schrieb an den Grafen eine lange Epistel. Mit Mafficioli ins Burgtheater; trafen die Nord und blieben gleich in ihrer Compagnie. Band 06 (VI.), Seite 181v
4108 1808 10 31 So starker Nebel, dass selber tropfend herabfällt. Im Burgtheater „Waisenhaus“, im Kärntnertor-Theater „Radikalkur“, Lustspiel in 3 Akten von der Weissenthurn. Im Theater an der Wien zum 1. Mal der 2. Teil von „Friedrich mit der gebissenen Wange“. Früh in die Theaterkasse, traf Neumann, sprach mit Karilla, war wegen Beschlägen zu unserem Verschlag bei Brandl. Therese ging zur Terzaga und kaufte bei Wallishauser Wächters Rede am Grabe der Roose. Mittags allein, nach Mittag kam Csermak, mit diesem arbeitete ich. Um 4 h fuhren Therese und ich zum Peter. Therese nahm bei Peter Obers, welches ihr trefflich schmeckte. Dann zum Danhauser (?) an die Wien. Therese fuhr nach Hause und amüsierte sich allein. Ich blieb im Theater, im Bierhaus bei Vogonedi kam ich mit Kleinheinz zusammen, tranken und gingen dann der Compagnie wegen in die 2. Galerie. Mich langweilte das Stück. Außer Gefechten, Pferden und hohem erleuchteten Totengerüste, auf welchem der junge Friedrich liegt, ist nichts Bedeutendes. Die obere Galerie machte sich den Jux, den Klingmann, Grüner, Stegmayer, und am Ende noch die Leifer und Eigensatz vorzurufen; letztere waren nicht mehr da. Band 06 (VI.), Seite 181v
4109 1808 11 1 Allerheiligen. Ein schöner, warmer Tag. Früh zum Chimani, dann schrieb ich dem Grafen. Therese hatte Besuche von der Goldmann, Rodler und Rosalie, nachher besuchte sie letztere. Ich war in der Theaterkasse und erwartete um 12 h Therese und Hocheder, Peter und Jungmann auf dem Michaelsplatz. Wir promenierten auf der Bastei. Es war voll wie in einer Redoute und die ganze schöne Welt versammelt. Peter war unser Gast. Während dem Essen überraschte uns der Graf, wie angenehm ! Ich zeigte ihm und sprach über alles; er war sehr zufrieden, ich auch. Um 3 h kam Peters Schlafgeselle Jungmann. Ich ließ einspannen und wir fuhren zur Hundsthurmer Linie, dann in den nahen Gottesacker. Außerordentlich war die Volksmenge, alle Gräber mit Blumen, viele mit Laternen und Lichtern aufgeputzt. Wir trafen die Geissler mit Fiala, Denikel (?) mit Marie. Unser erster Gang war zu Rooses Grab. Da vollendeten wir den Plan zur Ausgrabung und Abschneidung des Kopfes, beratschlagten uns über die Hebung so vieler und mächtiger Hindernisse, und verabredeten mit dem Totengräber, der ein alter, verschmitzte Kerl ist, und durch 25 fl. und extra Douceur gewonnen wurde, den Donnerstag, nachts zwischen 12 und 1 h zum Einsteigen in den Kirchhof, Ausgraben und Abschneiden des Kopfes, bestimmten aber, dass am Donnerstag vor Mittag noch einer von uns wegen allenfalls doch möglichen Hindernissen herauskommen würde. Wir lasen noch mehrere Grabinschriften, und kamen ganz erhitzt von unserer großen Idee und damit verbundenen sehr bedenklichen Beschwerden mit Geissler und Fiala auf den Matzleinsdorfer Kirchhof. Da fanden wir noch viel mehr Menschen, schöne Grabmäler, worunter sich ganz besonders jener von Harrach, von Brigitte Vapelletti (?) auszeichnet. Vermög der Teuerung kann dieses Monument 2000 fl. kosten. Vergebens suchten wir den Grabstein unserer unvergesslichen Katharina Jaquet; der muss herabgefallen und so zerbrochen worden sein. Schon war es finster, als wir den Kirchhof verließen, im Riedl’schen Bierhaus Wanzmann erquickten und ins Kärntnertor-Theater „Bettelstudent“ und „Ostade“ gingen. Zwischen den Akten führte ich beide auf’s Theater und Schnürboden. So unterhielten wir uns in Compagnie recht gut und sprachen bloß von der Ausführung unseres Planes. Therese war den Nachmittag auf der Glacis, den Abend mit Bulla, welche ich noch traf und mich also anredete, ob wir es schon ausmachten, wie wir den Kopf der Roose bekommen ? Ich fasste mich, um nur meinem guten Weib die Angst zu sparen. Band 06 (VI.), Seite 182r
4110 1808 11 2 Schon um 7 h zum Gyurkovits, Quarin, Chimani, dann den ganzen Vormittag mit dem Grafen sehr beschäftigt. Er reiste mittags wieder nach Preßburg. Nach Mittag arbeitete ich zu Haus. Um 4 h mit Therese in den Prater, da machte Kubitschek schon den Apparat zur Füllung des Degenschen Luftballons. Ich sprach mit ihm und Stuwer, sie erzählten mir, dass sie um 1 h in der Nacht mit dem Füllen anfangen, und dass bei Tagesanbruch von den Professoren und der Polizei erst die Probe gemacht werden muss. Ich schrieb noch abends dem Grafen, dass Dornhoffer (?) sonntags hinabkommt und ging ins Kärntnertor-Theater „Barbarei und Größe“. Traf Peter, der mir den Arzt Weiß aufführte, der auch mit uns zur Abnehmung des Kopfes geht, weil er mehr anatomische Kenntnisse hat. Wir blieben in Compagnie, bestimmten noch so manches, und machten aus, dass Peter, weil er nur Zeit hat, morgen früh zum Totengräber hinausfährt und alles, Stund, Ort der Zusammenkunft genau zu verabreden. Wir fanden LaTraite, Fischer, machten uns aber von ihnen weg. Band 06 (VI.), Seite 182r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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