Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 4096 - 4100 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4096 1808 10 19 Kalt, wir lassen heute heizen. Früh arbeitete ich zu Haus, dann zum Grafen. Später fuhr ich mit Rösners Schwager seinen Dekorations-Skizzen zum Hensler, wo ich Peter und Baumann fand, dem selbe sehr gefielen. Hensler führte mir den Compositeur Stein auf, und zeigte mir seine neuen Gemälde. Mittags allein, nach Tisch schrieb ich meinem Grafen, fuhr zu Peter und in seiner Compagnie in DeBachs Circus, die Coppinische (?) Seiltänzer-Gesellschaft und die neue Illumination zu sehen. Die Seiltänzer und Beleuchter, alles ist gleich schlecht; ich langweilte mich so, dass ich sie nicht mehr sehe. Nachher zu Peter, Rostbratl essen, welcher mich nach Haus begleitete. Bei Therese war die Hocheder, welche sich sehr übel empfand. Ehrenfels besuchte mich und plagte mich wegen des halben Ratums von 9000 fl. für die Mutterschafe. Heute stand Leber, 81 Jahre alt, im Totenzettel. Band 06 (VI.), Seite 107r
4097 1808 10 20 Feucht, kalt. Früh expedierte ich an den Grafen, dann mit der Terzaga, dem Maler und Frau die Porzellanfabrik zu sehen. Rosalie engagierte ich zu einer Spazierfahrt nach Hetzendorf, die aber ein anhaltender Regen vollends vereitelte. Therese ging zur Stöger, ich sah den Malern nach, verschaffte Quarin die Loge zum „Blaubart“. Er ist so wie ich, über Lebers, dieses würdigen Mannes, Tod sehr betroffen. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich, schrieb an Fink wegen Schmalz. Es war so finster, dass ich um 4 h nichts mehr sah; ein trauriger Wintertag. Therese ging abends zur Hocheder, wo Baumann, Hart[mann] und Goldmann waren; ich in beide Stadt-Theater „Bestürmung von Smolensk“, im Kärntnertor-Theater „Singspiel“ und „Tanzsucht“. Band 06 (VI.), Seite 107r
4098 1808 10 21 Auf den gestrigen starken Regen heiter. Früh arbeitete ich, dann wurden die Komödienzettel besehen. Im Burgtheater „Waisenhaus“, im Kärntnertor-Theater „Quälgeister“, worin die ältere Marconi von Mannheim als Isabella auftritt, im Theater an der Wien „Werber“, Lustspiel in 2 Akten, vorher „Ein Schelm tut mehr als er kann“, Posse in 1 Akt von Franzky. In beiden spielt Moreau von Brünn, der heute mit der Rodler unser Gast ist. Nachher in die Theaterkasse, zur Terzaga. Therese besuchte die kränkliche Rosalie, dann zur Stöger. Ich lud Josephine auf den Nachmittag und Abend ein. Nach Tische kam Ortner, ich führte ihn in das gräfliche Haus zu Bschaidner und zeigte ihm Pichls Kirchenmodell. Therese, Rodler und ich fuhren über Schönbrunn, Hietzing, Lainz nach Hetzendorf, besuchten auf einen Augenblick Mayer, dann wieder zurück. Beim Gansel (?) sahen wir Höglers Bau und kamen zu einem Spektakel mit ihm. Nachher zum Danhauser (?); in seinem Magazin fanden wir viel Hübsches. Den Abend brachten wir im Theater an der Wien zu, die Hocheder, Mafficioli und Peter kamen nach. Moreau gefiel als Schelm, wurde vorgerufen und dankte in Reimen. Die „Werber“ sind recht artig geschrieben, wurden gut gegeben. Moreau als Husarengeneral, Witter als Arzt, spielten recht brav. Das Ganze ist aber zu gedehnt und gefiel darum nicht. Vorgerufen wurde niemand. Band 06 (VI.), Seite 107v
4099 1808 10 22 Heiter. Im Burgtheater „Aussteuer“, Lustspiel in 5 Akten, Moreaus 3. Gastrolle als Kommissär Wallmann; im Kärntnertor-Theater „Savoyarden“ und „Abdul“, im Theater an der Wien zum 1. Mal Salieris Oper in 3 Akten „Cäsar in Pharmacusa“. Früh arbeitete ich, ging in des Grafen Haus, sah den Malern nach, zur Theaterkasse und zum Hensler. Therese ging zur Stöger. Mittags allein, nach Tische fuhren Therese und ich zur Porzellanfabrik und besuchten nachher Eckhart, waren lange bei ihm. Therese führte mich nachher ins Leopoldstädter Theater, zum ersten Mal „Der unverheiratete Ehemann“, und „Die Fee“, Pantomime in 2 Akten von Worelly, beides schlecht. Im Burgtheater war „Der Buchstab“, Lustspiel in 1 Akt, dann zum ersten Mal „Die Wendungen“, Lustspiel in 2 Akten beide von Huth (?). Von der „Aussteuer“ kam er ganz ab; armer Moreau ! Die Roose verschlimmert sich, man gibt Guldner Schuld eines Versehens. Die Gicht und Wassersucht sollen eingetreten sein. Band 06 (VI.), Seite 107v
4100 1808 10 23 Ein schöner, heiterer Tag. Die Roose verschlimmert sich stündlich. Im Burgtheater „Armand“, im Kärntnertor-Theater „Leichtsinn und gutes Herz“, und „Wendungen“, Lustspiel in 1 Akt, im Theater an der Wien „Cäsar in Pharmacusa“, Oper in 3 Akten von Salieri. Früh arbeitete ich, schrieb an den Grafen, ging zur Terzaga, dann in Wächters Predigt. Da fand ich Patsch, wir gingen ein Stück zusammen, dann auf den Graben und Kohlmarkt. Peter und ich blieben in Compagnie, speisten mit Neumann. Abends zu Haus. Therese war mit der Hocheder spazieren und aß allein. Dann ins Theater an der Wien, wir blieben der Compagnie wegen auf der Galerie. Mich langweilte die Oper, besonders missfielen mir Dirzka und Weinkopf. Das Spektakel befriedigte mich ganz und gar nicht. Am wenigsten machte die Verbrennung der Schiffe; dies war ohne allen Effekt berechnet und arrangiert. Die Oper wird sich nicht halten. Band 06 (VI.), Seite 107v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b