Ein warmer Tag. Sehr staubig. Heute wollen Peter, Jungmann und ich nach Schönbrunn, dann Peters Freund Moser besuchen, der sein Palais bei Dreihaus No 1 hat. Vor Mittag arbeitete ich, teils zu Haus, teils beim Grafen, zahlte den Heubauern. Im Kärntnertor-Theater „Lästerschule“, Iffland als Baron Ostburg, im Theater an der Wien „Camilla“. Die Loge gab ich Welker bei Camesina. Heute fuhr schon ein Teil Schauspieler und Tänzer nach Preßburg. Morgen ist unten die erste Vorstellung, Sonntags die zweite und letzte mit einem kleinen Divertissement von Taglioni. Um 4 h wurde nach Schönbrunn gefahren und die Orangerie besucht. In der Menagerie sahen wir nur den Elefanten an. Zurück sahen wir Mosers Haus und Garten, der das Palais oder wenigstens den ersten Stock allein bewohnt und außer einer alten Magd niemanden um sich ha. Ein großer Platz, worauf sich viel machen ließ; ohne seinen niedlichen Garten hat er den ungeheuren Platz noch in 6 Küchengärten mit den Wohnungen abgeteilt. Retour sprachen wir bei Wagner in der Apotheke ein und erquickten uns mit Himbeerwasser. Um 7 h waren wir zurück und begaben uns ins Künstler-Bierhaus, fanden mehrere Künstler, Meninger, Majetti, Mono (?) etc., Werlen, Riedl und der jüngere Klimbke kamen auch. Wir blieben bis nach 8 h, dann machten wir uns den Jux einer Tour bis auf’s Neustift. Peter rezitierte den „Fiesko“ und „Hamlet“; wir lachten viel.
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Warm, unerträglicher Staub. Erstes Spektakel in Preßburg „Essighändler“. Im Kärntnertor-Theater „Mädchen von Marienburg“, im Theater an der Wien „Raul der Blaubart“. Früh schrieb ich an Zinnicq und dankte für die erhaltenen Ländler. Später in die Theaterkasse, zum Brandl, Suchodolsky. Therese hatte Besuch von der Schreibers, die ihr eine neue Lektion antrug. Mittags allein. Ich las Theresen die herzliche Inschrift von dem Monumente vor, welches in Schönbrunn gleich vor dem Schlosse links in einer kleinen Nische von Granit mit einer Vase und Basreliefs von Bronze errichtet ist, und die ich gestern kopierte: „Der kindlichen Zärtlichkeit für die unsterbliche Maria Theresia, der Liebe zum teuren Vaterlande, der frohen Rückerinnerung an jede Freude der sorgenfreien Jugend widmete dieses ländliche Denkmal auf dem Platze, den sie einst als Kind pflegte, nun im Kreise ihrer Kinder, Maria Carolina, Königin beider Sizilien, bei ihrer Anwesenheit im Jahre 1802." Origoni brachte mir einen Brief und ich schrieb an den Grafen. Therese gab dem Hörr die Loge. Ich arbeitete, erwartete Werlen und schrieb auch gleich dem fatalen Jos[eph] Svoboda (?) wegen der Echnerin (?), die wegen der Pfändung gar so sehr jammerte. Therese besuchte Kohl und brachte ihnen eine Loge. Mit Werlen in Riedls Bierhaus, da waren Bonnot, Gluth (?), ein Meister aller Leugen (?), Stramberg (?), die Milde und Meninger. Später holten wir Therese ab, bei ihr war Meninger, dann Rosalie im Kärntnertor-Theater. Gingen auf die Bastei, dann zum Bürgerspital Gefrorenes essen.
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Am Vormittag kühl, trüb, nach Mittag starker, anhaltender Regen. Im Kärntnertor-Theater. „Kabale und Liebe“, statt Vohs (?) die Lefèvre als Lady Milton, als Ferdinand Klingmann statt Koberwein, der in Preßburg ist. Im Theater an der Wien „Raul Blaubart“. Um 7 h fuhr ich mit Peter auf die Glacis, dann in den Prater, die Landwehr exerzieren zu sehen. Im Prater liefen sie Sturm und fielen wie die Habersäcke her, dies machte uns viel lachen. Zu Hause fand ich den Schneider Hörr und Vetter Hitzinger. Beide beglückte ich mit Slivovitza. Mit Werlen hörte ich Cleynmanns salbungsvolle Rede, schlenderte auf dem Graben und Kohlmarkt herum, kamen mit Peter zusammen, sprachen Baumann, Leth (?), Karilla, Schröder. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, es kam Mafficioli, nachher Werlen. Wir gingen zum Peter, dahin kam Patsch, dann zusammen ins Kärntnertor-Theater. Es regnete sehr heftig. Gedrängt voll fanden wir alles. Nach dem Trauerspiel, dessen Dichtung und Vorstellung mich nicht befriedigte, gleich ins Bett.
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Heiter. Um 7 h schon kam Graf Louis, brachte mir von Preßburg von seinem Vater Geld und Brief. Ich arbeitete, suchte Quarin auf, ging in die Theaterkasse, zum Sekret[är] Steiner (?) vom Hartl Interessen zahlen, sprach Stable (?) wegen Entrée für Ob[er] Kom[missär] Wolfs (?) Frau. Ging ins gräfliche Haus. Im Gewölb bei Mumb kaufte ich und erfuhr zu meinem Schrecken, dass von Therese noch vom vorigen Jahre 26 fl. restiere. Ich holte Therese, sie bestand darauf, dass sie gewiss bezahlte. Ich fand es auch in meinem Buche, musste aber doch nocheinmal bezahlen. Dies machte mich sehr verdrießlich. Therese hatte Besuch von der Rothe und der Tochter, welche auf einem Auge den Star hat, und wurde gebeten sie singen zu hören, endlich gar, sie zu lehren. Mittags allein. Bei Tische verabredeten wir uns, morgen am Feuerwerkstage im Prater zu speisen, weswegen Therese zur Hartmann ging, die samt der Goldmann zusagte, wenn die Hanny (?) besser ist. Ich arbeitete, ging mit Werlen wegen Siegelwachs zum Haumer in die Josephstadt, zum Högler, dann an die Wien und hatte mit einem schwarzen niedlichen Mädchen eine Aventüre. Ich ging in Riedls Bierhaus, bewirtete Wanzmann. Therese holte Werlen ab, promenierten auf die Glacis und holten mich aus dem Kärntnertor-Theater „Kalaf“ wo ich mit Nagy und Hocheder schwätzte. Beim Bürgerspital bediente ich Therese mit Gefrorenem.
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Neblig, dann heiter. Letztes Feuerwerk „Belagerung von Gibraltar in den Jahren 1779 bis 1782“. Großes Diner im Prater beim Paperl, Therese, Rodler, Goldmann, Rosalie und ich speisten zusammen. Werlen wollte nicht und Hartmann ließ wegen Hanny absagen. Früh bekam ich einen Brief vom Grafen, besorgte seine Aufträge, trug Billetts zu „Abdul“ im Kärntnertor-Theater zur Terzaga. Im Burgtheater „Erben“, Iffland spielt darin, im Theater an der Wien „Blaubart“. Schrieb an den Grafen, und begab mich erst um 1 h mit Rosalie und Peter, der uns ein Stück begleitete, in den Prater. Die anderen waren schon voraus und schafften an. Die Bulla besuchte uns und machte für die Tochter der Rothe die Fürsprecherin. Wir aßen sehr mittelmäßig. Nach Mittag lagerten wir uns bei Benkó, Pekarek (?), Hocheder und Frau, dann Nagy gesellten sich zu uns. Werlen und Josephine trennten sich von uns und gingen in DeBachs Circus, wo sie 2 Stunden blieben; dies verdross mich sehr. Peter kam erst auf dem Feuerwerksplatz zu uns. Wir schlenderten herum, fanden aber wenig Bekannte. Das Feuerwerk war gut, die Kanonade sehr heftig, sie erschütterte uns alle. Sehr langsam schlichen wir nach Haus, machten noch die Promenade über die Bastei und kamen um ½ 10 h nach Haus.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).