Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 4071 - 4075 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4071 1808 9 24 Ein angenehmer Tag. Früh arbeitete ich im Haus, später zum Grafen, sprach mit dem Maler Bschaidner, ging in die Theaterkasse und brachte der Terzaga den Logenschlüssel wieder, um ihrem Eigensinn zu folgen. Iffland spielt im „Wirrwarr“ den Langfalm. Im Burgtheater „Kabale und Liebe“, im Kärntnertor-Theater „Iphigenie auf Tauris“. Heute hatte ich mit Gittig in Meidling wegen Übernahme der 150 Mutterschafe zu tun. Therese ging zur Stöger. Mittags war Nina unser Gast, nach Mittag zu Hause. Es kamen Krieghammer mit Tochter, gegen Abend Gittig.. Ich ging mit einem Brief zur Terzaga, ins Riedlsche Bierhaus mit Wallaschek, dann ins Kärntnertor-Theater mit Therese, Krieghammer und Gittig. Die Oper wurde lau gegeben. Ich unterhielt mich im Parterre und auf dem Theater, nachher führte ich Gittig zur Rosen. In Linz starb die E[rz]h[er]z[og]in Christine im 68. Jahr. Band 06 (VI.), Seite 103v
4072 1808 9 25 Kalter Wind, Regen, das ganze Gebirg umzogen. Um 6 h fuhr ich mit Gittig nach Meidling, die 150 Schafe zu übernehmen. Es regnete stark. Nachher schrieb ich an den Grafen. Gittig frühstückte bei mir und reiste dann ab. Ich ging wegen Hocheder in die Theaterkasse. Im Kärntnertor-Theater „Maler Ehschauer (?)² und „Gutherziger Alter“, im ersten und letzten spielen Iffland. Nach 10 h verfügte ich mich in Cleynmanns Predigt. Mittags allein, nach Mittag kamen Krieghammer, Kathi und Werlen. Gegen Abend begaben wir uns in Neuners (?) neues Kaffeehaus, dann ins Kärntnertor-Theater. Ich fand zwar im Orchester Compagnie, doch war es mir zu voll. Ich sprach mit Weigl, Frühmann, hörte, dass die Roose von einem toten Kinde entbunden und Wranitzky vom Schlag getroffen worden sei. Iffland wurde am Schlusse vorgerufen und sprach ungefähr: „Mit einem Herzen voll Rührung danke ich für diesen zwiefachen Beifall. Die Zeit des Scheidens ist da. Erlauben, dass ich mich von Ihnen beurlauben darf, von einem Volke, das ich tief achte. Möchte mich das Schicksal wieder zu Ihnen, dann gestatten Sie mir die Hoffnung, dass Sie mich wieder so gütig aufnehmen werden. Ihr Wohlwollen und mein Dank ist hier“ – deutete auf’s Herz. Band 06 (VI.), Seite 103v
4073 1808 9 26 Den ganzen Tag Regengüsse und rauer Wind. Am Vormittag arbeitete ich zu Haus, dann besuchte ich Krieghammer und sprach Karilla. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, Krieghammer, Goldmann, Werlen und Mafficioli besuchten uns. Abends bing ich ins Kärntnertor-Theater „Ostade“ und „Abdul“, war teils im Parterre und Zeuge eines Zwistes zwischen dem Maler Maurer und seiner Geliebten, teils im 3. Stock bei Franchetti (?) Da suchte mich beim Ballett Peter auf und erzählte mir von seinem bestandenen Abenteuer. Band 06 (VI.), Seite 103v
4074 1808 9 27 Ein heiterer Tag. Früh bekamen wir einen Brief von meiner Schwester, dass unsere gute Mutter vom Nervenschlag getroffen sei, dass sie täglich schwächer werde, hart rede, mit der Zunge anstosse, aber bei Vernunft ist und dass sie den Wunsch hat, uns noch einmal zu sehen. Dies erschütterte mich recht sehr, und bestimmte mich, morgen mit Therese und Jean hinabzureisen. Mittags erhielt ich einen Brief vom Grafen, dass er auch morgen komme, sehr fatal! Ich hatte beim Leitgeb für uns morgen einen Batard bestellt. Ich ging zum Quarin, in die Kasse, um für heute zu Ifflands Einnahme und Abschied die Loge abzusagen; er spielt den König Lear. Mittags allein. Albert begegnete Werlen und mir und engagierte sich, mit uns nach Eisenstadt zu fahren. Nach Mittag ins Haus des Grafen, ordnete manches und unterließ an den Grafen einen Brief. Therese packte für morgen zu dieser traurigen Reise. Abends gingen Werlen und ich zu Peter, um uns etwas aufzuheitern, blieben in seiner Gesellschaft. Bei Therese war die Hitzinger, die sich aufdrang, mit uns zu reisen. Band 06 (VI.), Seite 104r
4075 1808 9 28 Neblig, Regen, kalt, nach Mittag heiter. Reise nach Eisenstadt mit der Muhme und Jean. Nach 6 h fuhren wir weg und waren in 5 Stunden da. Unsere gute Mutter fanden wir sehr schwach, die Freude uns zu sehen stärkte sie. Sie umarmte uns und sagte, sie kann sich vor Vergnügen nicht. Sie lallt manchmal, spricht manchmal hart und öfters ganz irre. Ich habe keine Hoffnung ihrer Besserung, und Wacker (?), den ich sprach, benahm sie mir vollends. Er fürchtet, dass sie der Nervenschlag nochmals berührt. Wir aßen etwas, saßen bei ihr. Nach 3 h besuchte ich Stessel und bat ihn wegen meiner Schwester. Er versprach mir, ihr eine Bittschrift zu machen und sie zum Fürsten und Szentgály zu führen; dies beruhigte mich etwas. Elsler suchte ich in der Probe von den „Verehelichten Freiern“ auf, bestieg die Auffahrtsgerüste, sah die neue Anlage, die Treibhäuser. Abends einen Augenblick in Székelys gemieteten Garten, zur Csekonics, dann nach Haus und saßen wieder bei unserer Mutter. Band 06 (VI.), Seite 104r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b