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Anzeige von 4081 - 4085 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4081 1808 10 4 Franzenstag. Kalt, doch ein heiterer Tag. Im Kärntnertor-Theater zum ersten Mal „Das Waisenhaus“, Oper in 2 Akten von Moll, Musik von Jos[eph] Weigl, die zwei Dekors von Janitz. Nach dem 1. Akt wurde die neue Kurtine nach Fügers Skizze, die Figuren von Russ, Architektur von Janitz herabgelassen und die Programms im Publikum verteilt. Früh zu Quarin, zu Stessel, der mir sagte, dass meine Mutter etwas besser sei. Später zur Theaterkasse, Terzaga, zur Geissler wegen Theresens Stammbuch. Auf den Hof, wo ich Peter erwartete, in seiner Compagnie zum Hitzinger. Mittags allein, nach Tische arbeitete ich. Fuhr zu Brandmayer und Peter, wo ich Patsch fand. Mit ihm ins Kärntnertor-Theater. Compagnie fanden wir trotz der Völle. Therese ging zur Großbauer Abschied nehmen, zur Nigris den Strohhut zahlen, dann auch ins Kärntnertor-Theater, wo es ihr zu voll war und nach Haus ging. Die Oper scheint französisch zu sein und Treitschke sie bearbeitet zu haben. Die Musik gefiel, wird aber kein Glück machen. Weigl, nachher die Milder – Oberaufseherin Therese – wurden vorgerufen. Die neue Kurtine macht nicht das, was ich hoffte. Auch ist die Deutung unrichtig, dass Melpomene ihre Krone dem Genius der Wahrheit reicht. Band 06 (VI.), Seite 105r
4082 1808 10 5 Starker Nebel. Im Kärntnertor-Theater zum 2. Mal „Der rechte Arzt“, Lustspiel in 4 Akten von Schmidt, im Burgtheater „Waisenhaus“. Am Vormittag zu Haus, mit Hörr arbeitete ich am Tuch-Bedarf für unser Livree-Personal. Therese gab der Rothe und Stöger Lektion. Dann in die Theaterkasse, wo ich hörte, dass das gestrige Stück missfiel, später in des Grafen Haus. Mittag war die Josephe unser Gast. Nach Tische schrieb ich an den Grafen, an Hummel und schickte ihm Geweys Oper in 2 Akten „Er hält wirklich Wort“. Sie gefällt mir im Ganzen nicht. Nach 4 h fuhren Josephine, Therese und ich in den Prater zum Lusthaus. Die Damen fuhren nach Haus, ich stieg beim Leopoldstädter Theater ab. „Die Scheintoten“, Lustspiel in 1 Akt, dann Kinder-Pantomime in 1 Akt, elendes Zeug. Ich sprach mit Hensler wegen Rösners Bruder oder Schwager, fand auch sonst Compagnie, doch langweilte ich mich recht sehr. Nachher aß ich bei Peter eine sogenannte Schöpsenkeule. Band 06 (VI.), Seite 105r
4083 1808 10 6 Neblig. Früh zum Stessel, Theaterkasse, zur Terzaga, dann suchte ich laut des Grafen Brief die Illésházy beim Wilden Mann oder Grafen Erdödy auf. Im Burgtheater „Bestürmung von Smolensk“, im Kärntnertor-Theater „Vorsatz“ und „Pompejanum“. Gegen Mittag sprach ich mit Karilla, Peter wegen Zuchthaus sehen, weil Stessel es wünscht. Bei letzterem speiste ich. Therese holte mich bei Peter, zum Illésházy, dann zum Janitz, den übrigen Nachmittag zu Haus. Ich schrieb an den Grafen. Therese ging en visite zur Rohrweck. Goldmann war da, wartete ihrer und blieben den Abend zusammen. Später ging ich ins Kärntnertor-Theater, sprach mit Massbruck, Krauss und Suchodolsky, dann war ich auf dem Theater. Band 06 (VI.), Seite 105r
4084 1808 10 7 Ein schöner Tag. Früh zum Illésházy, Theaterkasse, später mit Bar[on] Beck (?) zu Brandmayer und in den Prater, wo wir den Stuwer besuchten. Mittags allein, später mit Denickel (?) in das Kaiser-Gärtel, seine Frau und Mad (?) warteten unser. Dann mit Therese und Goldmann in den Prater, fuhren in der Allee auf und ab, stiegen aus und gingen zurück. Ich war abends bei Peter, Prinz kam auch. Therese war mit Goldmann im Kärntnertor-Theater „Unvermählte“, holten sie ab. Band 06 (VI.), Seite 105r
4085 1808 10 8 Kalt, windig und großer Staub. Im Leopoldstädter Theater „Pumphia und Kulikan“, Oper in 2 Akten nach Krug von Perinet. Früh zum Illésházy, Theaterkasse, zur Rosalie und Zeuner, mit Peter zur Geissler. Mittags allein, arbeitete zu Haus, schrieb an den Grafen, meiner Schwester und schickte meiner Mutter China. Abends mit Mafficioli ins Leopoldstädter Theater, voll. Die Karikatur ist das Schlechteste vom Schlechten, wurde aber auch vom ganzen Publikum nach Gebühr gewürdigt. So ein Spektakel und tumultuarisches Betragen erlebte ich nie. Im 2. Akt wurde immer gepfiffen, gezischt, gelacht, geklatscht und gepocht. Selbst die Lieblinge Jean Sartory und Schuster wurden bei ihren Reden mit Lärm begleitet. Als Perinet als Heimberl im Finale erschien, wurde total gezischt. Beim Fallen der Kurtine war das Pfeifen und Zischen unisono. Sartory wollte annoncieren, er stand, das Publikum lärmte und schrie Perinet, die dauerte mehrere Minuten. Perinet musste erscheinen, bückte sich tief und sprach mit schüchterner Stimme: „Wenn ich in den vielen Jahren, als ich die Gnade hatte, für Sie zu arbeiten, so glücklich war, Ihnen einiges Vergnügen zu machen, so schmiege ich mich darein. Ihre Strafe ist mir so achtbar als Ihr Beifall“. Bei seinem Erscheinen wurde gepfiffen, bei seinem Abgehen war alles ruhig und jetzt erst konnte Sartory annoncieren. Gewey gesellte sich im Hereingehen zu uns, wollte Perinet verteidigen und tadelte das Publikum. Band 06 (VI.), Seite 105v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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