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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4091 1808 10 14 Ein kalter, rauer Tag. Am Vormittag beim Grafen, Quarin, Offenheimer; heute gaben sie mir 3 schwarze Bancozettel-Lose zu 100 fl. als Douceur. Moreau aus Brünn begegnete ich, er kam gestern und wird hier spielen. Mittags allein, wir aßen einen Fasan von den 2 der Mafficioli. Nach Tisch kamen eine Menge Gratulanten. Rodler brachte Therese eine schön gestickte Haube und Umhängtuch, Reimann eine Kaffee-Tatze. Goldmann ging mit uns zur Reimann, der brachten wir einen schwarzen Strohhut und einen weißen, mit Silber gestickten Fächer. Wir fanden niemand zu Haus, gingen zur Nigris und tranken Kaffee. Eine alte Hackbrett-Spielerin strengte sich an, uns zu unterhalten. Als wir nach Haus kamen, wartete schon der Graf, gratulierte Therese und gab mir mehrere Aufträge. Therese blieb abends zu Haus, ich ging ins Leopoldstädter Theater „Rendezvous beim Feuer“ und „Der bezauberte Wasserfall“, Pantomime von Hasenhut. Beides langweilte mich zum Sterben. Ich hatte auch keine Ansprache, dann dauerte es bis nach ¼ auf 11 h. Nachher noch wegen Theresens Stammbuch zu Peter. Da war Rillos (?), ich aß etwas, dann nach Hause. Leber starb im 81. Jahre. Band 06 (VI.), Seite 106r
4092 1808 10 15 Ein heiterer Tag. Beim Erwachen drückte ich Therese an mein Herz und fühlte mich so glücklich in ihrem Besitz. Ich gab ihr 14 Ellen bronzefarbenen Taffet, 9 Ellen blau gedruckten Calicut, den feinen Strohhut. Später kam Peter und brachte das Stammbuch mit dem schönen allegorischen Titelgemälde und einem vortrefflich Gedicht von ihm. Rodler frühstückte mit uns, nachher zum Grafen, wo ich den ganzen Vormittag war. Therese gratulierte, war bei Stöger, brachte ihrer Schülerin eine Gitarre und Verse. Ich war bei Karilla gratulieren. Mittags war großes Diner beim Quarin. Der deutsche Minister Baron Ulrich, Staatsrat Lorenz, Hofrat Piterich, Landrat Fumée, Magistratsrat Ech, General Keller und die Familie Phillebois und Peck (?), zusammen 14 Personen. Es war ein schönes Essen und alles in munterer Stimmung. Der Baron zeichnete Therese sehr aus, es wurden Toasts getrunken. Wir blieben bis nach 3 h, dann nach Haus, machten uns kommod und blieben auch schon. Moreau Jos[ephine], Nina, Hitzinger besuchten uns. Die beiden letzten schenkten uns den Abend. Wir unterhielten uns mit Erzählen, Billetten ansehen, um 9 h machten wir uns ins Bett Band 06 (VI.), Seite 106v
4093 1808 10 16 Ein kalter, düsterer Tag. Um 7 h schon zum Grafen, der heute abreiste, und mit dem ich ausmachte, morgen nach Baden zu fahren, um von den beiden verkauften Häusern die Betten und andere Möbel packen zu lassen, und die Zinse einzunehmen. Dann zur Theaterkasse. Im Burgtheater spielt Moreau zum ersten Mal Mirsa Arkan (?), den Tartaren-Hauptmann in „Sitah Mani“; im Kärntnertor-Theater „Entführung aus dem Serail“, im Theater an der Wien „Geheimnis“, Oper in 1 Akt von Solié, nachher „Harlekin und Columbine auf den Alpen, oder Die bezauberten Bilder“, Pantomime in 2 Akten, worin Schlotthauer und die Mlle. Bouisson (?) einen komischen Pas de deux tanzen, welcher sehr artig und in doppelten Figuren von vor- und rückwärts getanzt wird. Um Therese den Spaß zu machen, nahm ich gesperrte Sitze, dem Quarin und der Terzaga brachte ich Logen. Später spazierte ich mit Koch auf die Glacis, sahen die Landwehr sehr brav exerzieren und feuern. Wie sprachen vom Theater, er ist auf den Fürsten sehr aufgebracht. Therese ging zur Karilla, weil sie selbst da war, traf sie aber nicht, zu den Phillebois, brachte ihnen ihr Stammbuch, ersuchte sie, sich und den Baron Quarin hineinzuschreiben. Ich plauderte auf dem Kohlmarkt und Graben herum, kam in Peters Compagnie, dann zum Speisen. Mafficioli war unser Gast und half den letzten Fasan verzehren. Nach Mittag zu Haus. Wir hatten Besuch von der Hocheder und Goldmann, die sich neckten. Ich gab ihnen manchmal frische Ladung und so wurde der Scherz unterhalten. Bestimmten zu Neumann zu gehen und die Gratulation nachzutragen, dann ins Theater an der Wien. Therese unterhielt die Pantomime, besonders der Pas de deux, und dies machte mir viel Vergnügen. Band 06 (VI.), Seite 106v
4094 1808 10 17 Ein trüber Tag, erwas Regen. Fahrt nach Baden. In der Nacht befand ich mich so übel, dass ich zweifelte, ob ich fahren kann. Therese und ich fuhren um ½ 8 h mit dem Seppel im Kalesch weg und waren nach 9 h schon in Baden, die dicken Schimmeln liefen rasch. Ich machte gleich Anstalten zum Packen, revidierte das Inventarium, berechnete mit der Stoll und Puffin die Zinse und übernahm selbe. Mittags im Park, trafen aber keine Seele. Nachher im Hirschen speisen, wo nur 2 Gutensteiner Serviten-Brüder waren. Ich besuchte die Tischlerin, kaufte Mehl, bestieg den Langischen Berg und hatte trotz der verwelkten Natur viel Wohlgefallen. Um 4 h fuhren wir weg, mit Trauben, Brot und Kipfeln bepackt. Beim Theater an der Wien stieg ich ab. Man gab „Hausgesinde“ und zum letzten Mal „Harlekin und Columbine auf den Alpen“. Es war sehr voll, ich fand Compagnie und so fixierte ich mich. Band 06 (VI.), Seite 107r
4095 1808 10 18 Kalt, rauer Wind. Im Theater an der Wien zum letzten Mal Schlotthauers und Flex' Einnahme. „Die Verwandlungen“, Oper in 1 Akt, dann „Die 3 Sklaven“, zuletzt die 3 Tableaux und das beliebte Pas de deux. Früh war ich in der Theaterkasse, im Hause des Grafen und zu Haus sehr beschäftigt. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich, schrieb an den Grafen, fuhr wegen Teppich in die Linzer Zeugfabrik, zum Danhauser wegen Bett und Girandol. Dann ins Theater an der Wien; es war schon zum Drücken voll. Bei der Kasse fand ich Schlotthauer und Flex, ging mit ihnen ins Vogonedische Bierhaus, bayrisch Bier trinken und nahm auch gleich Abschied. Um mich hatte ich schlechte Compagnie. Beide spielten sehr brav und wurden vorgerufen. Schlotthauer dankte für den Zuspruch und empfahl sich für das künftige Jahr. Bei Therese, welche den Nachmittag promenierte, die Rosalie besuchte, waren abends Goldmann und Hocheder. Band 06 (VI.), Seite 107r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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