Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 4176 - 4180 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4176 1809 1 7 Strenge Kälte, sehr glatt zu gehen Im Burgtheater „Iphigenie auf Aulis“, im Kärntnertor-Theater „Hausdoktor“, im Theater an der Wien „Korb“, Krügers Einnahme, dann „Ubaldo“, Schauspiel in 5 Akten von Kotzebue, seine Tochter von Brünn spielt. Früh zum Grafen, bis 1 h bei ihm, zum buckligen Auersperg wegen Heirat des Gschröffl (?), da begegnete mir Fink und ich erhielt endlich nach 2 Jahren die Tesen Schmalz mit 50 Pfund, worüber ich eine unvermutete Freude hatte. Mittags allein. Heute ist die Vesper vom morgigen Leopoldi-Ordensfest. Nach Mittag arbeitete ich. Therese ging zum Quarin und brachte ihm Obers von Peter. Später zu Rohrweck, zu Kárner, dann ins Theater an der Wien, wo ich Compagnie fand. Das Stück wurde schlecht gegeben, der einzige Krüger exzellierte. Seine Tochter hat verloren, ist voll Grimassen und Manieren, wurde mager. Ihre Mutter missfiel ganz. Am Ende erschien Krüger mit Frau und Tochter, dankte in gewöhnlichen Ausdrücken und empfahl seine Tochter. Es war nicht voll und seine Einnahme mag kaum 1500 fl betragen. Band 06 (VI.), Seite 194r
4177 1809 1 8 Die Kälte lässt nach. Verteilung der Leopoldsorden. Erste Redoute, Eröffnung des Apollo-Saales; Im Burgtheater „Mathilde von Griessbach“, im Kärntnertor-Theater „Entführung aus dem Serail“. Am Vormittag beim Grafen, um 10 h Institutssitzung, wo ich das Protokoll führte, weil Csermak krank war. Therese gab die Redoutebillets dem Hörr, Lavotta und in die Apotheke. Mittags war Peter unser Gast und blieb den ganzen Nachmittag. Es kamen die Hocheder, Goldmann, Werlen, spät erst die Schmidt. Peter fiescoisierte, macbethisch tat er auch, dann meinauisch (?), wo ich hostisierte (?) Nach 7 h ging ich in Peters Compagnie etwas soupieren, dann fuhren wir auf den Apollo-Saal, wo wir die Ersten waren, denn kaum trafen wir 100 Personen. Gleich trafen wir Heiss, Kárner, Stessel mit dem fatalen Svoboda. Wir durchstrichen alles, fanden den Aufgang neu, geräumig und elegant, den Tanzsaal licht und freundlich, den Apoll mit seinem Tempel auf dem Orchester schlecht plaziert, ohne Geschmack, Proportion, das Ganze lächerlich. Den alten runden Speisesaal unverändert, den neuen wohl hübsch, aber zu eng. Die Tafeln sind mit Geschmack und prächtig serviert. Krautauers Aufsätze gefielen sehr und sind wirklich sehr schön gearbeitet. Die englische Partie ist nur in so viel verändert, dass sie an Gehölz und Gewächsen ärmer, folglich verlor. Die Garderobe ist sehr klein und auser allem vernünftigen Verhältnis mit der Menge der Ballgäste. Sonntags mögen bei 4000 Menschen gewesen sein. Gegen Morgen entstand wegen außerordentlich langem Warten bei der Garderobe Unwillen, Grobheiten, am Ende Schlägerei, Einbrechen und die größte Unordnung. Die Prinzen, Fürst Paul, Franz Esterházy mit Braun, Erdödy mit Lisett Mayer, Jos[eph] Pálffy mit Bianchi und viele andere Cavaliere waren da. Nach 1 h fuhr ich mit Peter nach Haus. Band 06 (VI.), Seite 194r
4178 1809 1 9 Tauwetter. Auf den Straßen fließt es, so auch von den Dächern. Man kann vor Wasser schwer aus dem Haus. Im Kärntnertor-Theater „Faniska“, im Burgtheater „Die Ehescheuern“, dann „Medea“, von Mad. Hendel, ehemalige Eunike (?), geborene Schüler gespielt. Den Vormittag beim Grafen. Mittags allein, nach Mittag kam die Schmidt, sie ging mit Therese und mir ins Burgtheater; leer. Es ist so glatt, dass Therese fiel und uns bald mitgerissen hätte. Die Hendel spielte brav, machte schöne Bilder mit ihrem Mantel, den Kindern, zeigte viel Kraft, Würde und wurde verdient vorgerufen. Mit ihrem grauen Kleid und Schurz von weißem Musselin war ich nicht zufrieden. Band 06 (VI.), Seite 194v
4179 1809 1 10 Anhaltendes Tauwetter, die Donau tritt aus. Im Burgtheater „Intermezzo“ von Kotzebue, im Kärntnertor-Theater „Gutherziger Alter“ und „Helena und Paris“ mit Nalej-Neuville. Am Vormittag beim Grafen, bei Kárner, dem ich auch den steirischen Kapaun vom Leitgeb und bei Stessel, dem ich 6 Bouteillen Tokajer brachte. Kárner und ich saßen bis 6 h, dann ging er nach Haus. Ich führte den Aloys Koillmann ins Kärntnertor-Theater. Im Theater unterhielt ich mich mit Pater Peck von der Hofbibliothek. Bei Therese war nach Tische die Therese und abends die Josephine Goldmann, mit Schmidt und Werlen. Band 06 (VI.), Seite 194v
4180 1809 1 11 Tauwetter. Im Burgtheater „Iphigenie auf Aulis“, im Kärntnertor-Theater „Phädra“, Mad. Hendel, ehemalige Eunike als Phädra.Im Redoutensaal Konzert der Mad. Bürger zum Deklamieren, mittags 1 h. Den Vormittag beim Grafen, mittags allein, nach Mittag fuhr ich zum Reimann, Danhauser (?), und an die Wien ins Theater wegen Veränderung der Loge. Die Reimann ist noch immer fest und hat ihre Rechnung ganz verfehlt. Zu Hause fand ich Hocheder und Goldmann Josephine, welche in die „Phädra“ gingen. Ich blieb zu Haus, las, es kam die Schmidt, später Werlen. Ich schlief ein und las später von den Unglücksfällen der Spanier; weh uns! Band 06 (VI.), Seite 194v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b