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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3296 1806 8 11 Am Vormittag Regen, nach Mittag heiterte es sich auf. Um 8 h begab ich mich in die Stadt, sah schon die Maler in meinem Schlafzimmer vollenden, welches mir sehr erwünscht ist. Von da in des Grafen und Loprestische Haus. Von da fuhr ich zu Högler, Büsser, Jahny, Brandmayer und Winkler. Mittags suchte ich mir Compagnie, nach Mittag arbeitete ich zu Haus, schickte um Czermak, der so faul ist, sich um alles annimmt und am Ende nichts leistet. Oft reute es mich schon, dass ich ihm die Luft (?) zu machen überließ. Ich ging einen Augenblick ins Burgtheater „Strelitzen“, schwatzte mit Huber, dann nach Währing. Hungrig erwartete ich das Souper, empfahl mich aber um 11 h schon, obwohl Winter punschierte, ich in gute Laune kam und 3½ Glas Punsch trank. Wir waren sehr fidel. Band 06 (VI.), Seite 9r
3297 1806 8 12 Veränderlich. Ich ging um 8 h in die Stadt, Therese ins Bad. Zu Haus fand ich Lissl, Czermak, der gar zu gerne mit nach Neuhaus fahren möchte, aber nicht kann, weil er so unartig war und mir aus Mangel an Zeit versagte, die Landschaft zu malen. Dann hatte ich wegen Spalier Verdruss, die ich abermal zurückschicken musste. Später in des Grafen und Loprestische Haus, dann wieder zu mir. Mittags ins Bierhaus, nach Mittag zu Hause, arbeitete, schrieb an den Grafen. Abends bewirtete ich meine Maler, die ich schon zu gern aus dem Quartier hätte, mit weißem und rotem Wein. Dann auf einen Augenblick ins Kärntnertor-Theater „Gulistan“. Nach 7 h begab ich mich nach Hernals. An der Linie begegnete ich Nina und Goldmann, welche schon tournierten. Wir blieben beim Souper, um 11 h ging man ins Bett. Band 06 (VI.), Seite 9r
3298 1806 8 13 Den Tag angenehm, abends Regen. Frühstück nahmen wir im Garten dann in die Stadt. Therese badete im Brünnlbad. Den Vormittag bei mir, in des Grafen und Loprestische Haus. Mittags aß ich sehr geschwind im Bierhaus, nach Mittag war ich beim Krautauer, beantwortete den Brief von der Illésházy und ging ins Loprestische Haus. Abends zu Winkler und Brandmayer, stieg bei der Währinger Linie ab und fand Therese am Fenster. Wir gingen einen Augenblick zur Doppler, die heute packte, plauschte mit Frankstein und ihr, dann zu Rivolla, wo ein kleines Konzert war. Mimi spielte auf dem Pianoforte, Franz akkompagnierte auf der Violine, Therese sang ihre Zauberflöten-Arie. Ich unterhielt mich sehr angenehm. Winter und Trausmüller hatten ihren Jux mit der Doppler, wir machten uns ins Bett. Band 06 (VI.), Seite 9r
3299 1806 8 14 Den ganzen Tag Regen. Schöne Aussicht zu unserer Fahrt nach Neuhaus ! Früh in die Stadt, da hörte ich, dass die Krieghammer da war. Bschaidner muss mich wegen Eisenstadt und dem Treffen der Landschaft stets an der Seite haben. Den Vormittag im Loprestische Haus und beim Grafen, mittags beim Brandl. Nach Mittag schrieb mir die Keglevich wegen Quartier in der Österreichischen Kaiserin. Um 5 h fuhr ich mit dem Kutscher Seppel nach Hernals, holte Therese ab und führte sie ins neu zugerichtete Quartier. Das Quartier gefiel Therese; ich gab ihr die 28 Ellen grauen Taffet und die Amoretten-Schale. Abends ins Theater an der Wien, zum 1. Mal „Euphrosine“, Oper in 3 Akten aus dem Französischen, Musik von Méhul. Die Müller spielte sehr brav, wurde vorgerufen. Die Oper aber langweilte und machte kein Glück. Die Marconi war in Spiel und Gesang höchst mittelmäßig. Auf dem Weg nach Hernals nahe der Linie nahm ich den Wilhelm und Demmer Franz auf, führte sie mit und machten der Rivolla unser Kompliment, der Therese Tokajer regalierte. Fuhren zu Wallner, dann erst nach Haus. Wilhelm schlief bei uns. Band 06 (VI.), Seite 9r
3300 1806 8 15 Elendes Wetter, steter Regen. Fahrt nach Pottenstein, Fahrafeld und Neuhaus über Baden. Um 5 h bestellten Brandl und ich den Wagen. Der Kutscher kam erst um 6 h, nahm dann neben uns andere Leute nach Baden und wir mussten sitzen und warten bis 8 h; zu dem schlimmen Wetter gesellte sich noch diese Fatalität. Nina, Brandl, Wilhelm und ich fuhren endlich ab. Gegen Baden regnete es weniger. Brandl und ich zeigten Wilhelm den Park, die Bäder, Augustinerkirche u. dgl. Wir aßen beim Hirschen, da gesellten sich Winkler, Hoffmann, Agent von Reich (?) zu uns, Seitz mit Kusenits (?) und Ben (?) trafen wir auch. Beim Scheiner tranken wir Kaffee und um 3 h fuhren wir über Vöslau, Hirtenberg. St, Veit, Wettdorf (?), die Gegend von Hirtenberg an ist ein angenehmes Tal. Mit Wilhelm hatten wir viel Spaß. In St Veit stieg er ab, wir ließen ihn zurück und nahmen ihn erst beim Kohlenbrand wieder auf. Nach Pottenstein, in die vom Einsturz drohende Kirche, lasen Grabschriften, die uns Lachen abzwangen und die ich aufschrieb, als: „Hier ruht der ehrsame Junggeselle Johann Tirelauer (?), ein vortrefflicher Schullehrer und Musikus allhier, der gestorben den 8. August 1751 in seinem 31. Jahr. Eh' war seine Freude unterweisenund Gott mit der schönsten Tonkunst preisen.Alljetzt pausiert er hier so lang,bis einstimmt der Posaunen Klang,und ihn aus dieser stillen Gruftzum Requiem aeternam ruft.“Dann: „Hier ruht der ehrengeachte Herr Martin Schildknecht, Bräumeister in Fahrafeld, 82 Jahr alt, gestorben den 23. August 1783. Hier ruht der Vater und der Sohn, ein alter und ein junger.Der Tod schaut die Person nicht an, sorgt nur für seinen Hunger.Bald schluckt er einen Jung in sich, bald frisst er einen Greisen.O Sterblicher ! So lasse Dich doch einmal unterweisen !“Man muss laut auflachen, denn kaum ist’s zu glauben, dass sich so etwas schreiben lässt. Schlichen im Markte herum, um 8 h zum Essen, um 9 h ins Bett. Band 06 (VI.), Seite 9r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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