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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3276 1806 7 22 Ein schöner Tag. Gewöhnlicher Vormittag. Heute erschien ein Regierungs-Zirkular, worin versichert wird, dass die Banco-Zettel nicht durch gewaltsame Mittel herabgesetzt, sondern durch zweckmäßige Massregeln in ihrem vollen Wert bleiben werden. Therese speiste an Ninas Geburtstag bei ihrer Mutter, ich suchte Eckhart, um in seiner Compagnie zu speisen. Nach Mittag arbeitete ich zu Haus. Abends ins Loprestische Haus, dann in Hohenwalds Compagnie in die Loge im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“ und „Der großmütige Caliph“. Ich war mit dem Grafen im Parterre und bewirtete vorher Wanzmann im Bierhaus. Im 3. Stock war Lissl, der wegen Loge mit dem Grafen sprach, dann mit mir, o Confusion ! Band 06 (VI.), Seite 6v
3277 1806 7 23 Warm. Am Vormittag beim Grafen und im Quartier, wo der Bursche Filz sich eine Menge erlaubte. Ich muss ihn derb züchtigen, er macht mir viel Verdruss. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich, schrieb an Keglevich, dann hörte ich, als ich ins Quartier kam, dass er da war, und von Filz gestimmt, über mich räsonnierte. Ich ging mit Therese und Goldmann zu Walcher (?), Högler, Büsser und Reimann und endlich in den Weichselgarten, wo wir uns erholten. Ich ging noch einen Augenblick ins Burgtheater „Tanzsucht“, sah mich um Keglevich und Compagnie um und sah ihn nicht. Band 06 (VI.), Seite 6v
3278 1806 7 24 Ein angenehmer Tag. Begräbnis des Kriegs-Präsidenten Latour, mit allem seiner Würde anklebendem Pomp. Früh zum Keglevich, der noch schlief, in sein Quartier und zum Grafen. Bald nachher kam Keglevich und es gab einen gewaltigen Sturm, bei dem ich mich sehr expektorierte. Von da ging’s ins Quartier, wo ich ihn von allen Sottisen überzeugte und sich alles ausglich. Dann erst brach ich wie ein Donnerkeil über alles und den Buben Filz los und kühlte mich ab. Von da wieder zum Grafen, wo ich bis 2 h blieb. Mittags allein, nach Tische arbeitete ich. Nach 4 h sah ich mit Franz Brandl beim Brandmayer den Leichenzug, dann nach Haus. Abends ins Kärntnertor-Theater in die Loge „Maitag“ und „Spiele des Paris“, um mit Lissl zu reden. Später begab ich mich gegen Währing, um den Rückzug von aller Infanterie und Kavallerie zu sehen. Es waren sehr viele Menschen, und ich traf fast überall Compagnie. Der Abend war kühl und großer Staub. Band 06 (VI.), Seite 6v
3279 1806 7 25 Schwül, nach Mittag Regen. Früh ins Rote Haus zum General Weissenwolf, mit Remele zum Grafen Keglevich, der heute wieder alles nach meinem Willen anordnete, wodurch ich volle Satisfaction erhielt. Den Vormittag beim Grafen, in die Josephstädter Reiterkaserne und bei Wallner wegen Statuen. Vor Mittag war Therese bei Scheiger, Brandl, Oeppinger, Weidmann, Wuschikin und Benkó. Mittags war Mayer unser Gast, nach Mittag blieb ich zu Haus. Therese ging zu ihrer Schwester gratulieren, brachte ihr Weichselkuchen und Zucker zum Angebinde. Sie nahm sich vor, ihre Mutter, Nina und Rosalie spazieren zu führen, Obers mitzunehmen und hernach guten Kaffee zu machen, aber ein anhaltender Regen verdarb den ganzen Spaß. Nach Mittag kam auch die Mayer und holte ihren Mann ab. Ich ging zum Berghofer ins Comptoir, und dann überlegte ich erst im Loprestischen Quartier, ob ich ins Burgtheater „Räuschgen“, oder sonst wohin gehen soll. Am Abend war es so schön, ich ging spazieren und nach 8 h nach Haus, las Perinets Knittelverse über LaRoches Tod. Später kam auch Therese von ihrer Mutter. Band 06 (VI.), Seite 6v
3280 1806 7 26 Anna-Feier. Vormittags Regen, nach Mittag heiter. Therese war mittags und abends bei ihrer Mutter. Ich war mittags beim Keglevich, Grafen und im Loprestischen Quartier. Mittags war ich bei Brandl, um ihn wegen geschwinderer Arbeit zu mahnen, dann ins Bierhaus im Krautgassl speisen. Nach Mittag zu Rohrweck, mit ihm ins Loprestische Haus, wo ich ihm den Diebstahl von Schlössern, Glockenzügen, Eisenwerk und Rolletten erzählte und gleich zur Polizei ging. Dem Jos[eph] Müller übergaben wir alles, auch den falschen Schlüssel. Dann fuhr ich wegen Wagen ausleihen mit Rohrweck zum Brandmayer, dann ins Burgtheater „Medea“ mit Hartmann, Jason Klingmann, dann „Heirat durch ein Wochenblatt“. Hartmann wurde zwar applaudiert, spielte aber höchst mittelmäßig. Ihr Gang, Gebärdenspiel, das Halten der Arme, das Sinken des Oberleibs, alles war unrichtig, widrig, manchmal sogar lächerlich. Ich fand eine Menge Compagnie, plauderte mit Kölbinger, Sonnleithner, Carl (?), Greger (?) Nach dem Theater holte ich Therese bei ihrer Mutter ab, wo sie sogar tanzte. Band 06 (VI.), Seite 7r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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