Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 3286 - 3290 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3286 1806 8 1 Trübe und finster wie mein Leben. um 7 h schlenderte ich in die Stadt. Das erste, was ich am Tor erblickte, war die Satzung, dass das Fleisch von heute an 14 x kostet, vor der viele Menschen jammerten. Therese nahm sich wieder vor, mit der Mimi zu singen, woran die Rivolla so viel Gefallen findet, Gitarre zu spielen und viel frische Luft zu genießen, welches sie in dem schönen Garten in Fülle haben kann. Ich ging zum Brandl, ins Loprestische Haus, zum Grafen, wo ich den ganzen Tag arbeitete. Mittags aß ich im Bierhaus, nach Mittag fuhr ich in die Porzellanfabrik, zum Winkler, arbeitete. Nach 6 h musste ich gegen Währing, dann nach Hernals. Ich freute mich, mein liebes Weib und den Zirkel guter Menschen zu sehen. Ich saß im Garten, trank im Kuhstall Milch und so schwanden die Stunden recht angenehm. Wir plauderten und blieben beisammen bis ½ 10 h, dann ins Bett. Band 06 (VI.), Seite 8r
3287 1806 8 2 Außerordentliche Hitze. Um 9 h schlenderte ich ganz allein in die Stadt, zum Grafen, ins Loprestische Quartier. Mittags aß ich im Bierhaus im Krautgassel. Abends ins Kärntnertor-Theater „Gulistan“, Oper in 3 Akten von Dalayrac, übersetzt von Sonnleithner. Mlle. Milder (?) tritt als Zulma auf. Ist eine Mischung von „Dorfbarbier“ und „Caliph“, in orientalischem Geschmack mit einer mittelmäßigen Musik. Ich schwätzte mit Schikh, Michel, Wisenfeld etc, die alle kein sonderliches Behagen an der Oper fanden, und war so ich durch die Compagnie entschädigt. Erst nach der Oper begann mein Marsch nach Hernals. Ich fand die Familie beim Souper, plauderte bis 11 h, dann ins Bett. Band 06 (VI.), Seite 8r
3288 1806 8 3 Alle Augenblicke Regen. Um 7 h von Hernals in die Stadt, zum Grafen, zur Institutssitzung, dann wieder nach Hernals. Wir speisten nur en famille, selbst Winter und Trausmüller fehlten. Wir plauderten bis 4 h, es wurde im Garten geschlendert. Heller (?) mit Frau, Kumpfhofer, Stibich (?) und die Grohmann kamen. Ich war teils bei der Gesellschaft, im Dorf im Kaffeehaus und auf der Straße, wo ich gleich Compagnie traf. Abends aß ich mit Therese frische Milch im Kuhstall, blieben noch mit Rivolla und Trausmüller zusammen, nach 9 h ins Bett. Band 06 (VI.), Seite 8r
3289 1806 8 4 In der Nacht starker Regen, am Tage trüb. Um 7 h zum Grafen, bei dem ich bis 1 h blieb, als er abreiste. Mittags im Bierhaus, nach Mittag arbeitete ich zu Haus, ordnete und sah den Maurern nach, sprach mit Babett, Wallner etc. Abends nochmals ins Quartier, zur Alster soupieren, dann ins Hernalser Dörfel. Im Regen kam ich nach Haus und schon inkommodierten mich Halsschmerzen. Ich ging nur einen Augenblick zu Rivolla, gab ihnen gute Nacht, legte mich gleich und hatte heftige Alterationen. Band 06 (VI.), Seite 8r
3290 1806 8 5 Kalter Wind, mitunter auch Regen. Mit Trausmüller und Winter um 7 h in die Stadt. Die Maler rüsten sich zum Anfangen. Ins Loprestische Haus, später fuhr ich zum Högler, Büsser, Porzellanfabrik und zum Hafner Winkler. Ich suchte mir Compagnie zum Speisen und aß sehr wenig. Nach Mittag saß ich zu Haus, sah nach, ging ins Loprestische Haus. Heute kaufte ich 28 Ellen aschgrauen Taffet. Mir ist gar nicht wohl, fühlte heftige Halsschmerzen, fuhr nach Hernals, legte mich gleich und hatte sehr starke Alterationen. Als ich in Schweiß kam, fühlte ich mich besser. Die Sepherl kam nach und brachte mir Pflaster zum Auflegen. Band 06 (VI.), Seite 8r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b