Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 3251 - 3255 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3251 1806 6 27 Warm. Ich muss heute noch zu Hause bleiben. Früh ging Therese mit ihren Perlen zum Walnefer und ersuchte ihn um baldige Verfertigung ihres Kammes. Ich ließ mir den Kutscher kommen und schickte ihn wegen den Wägen zum Brandmayer. Dann schrieb ich Kárner wegen der Taufe und schloss ihm einen Brief von Urbans Vater an Lorenz bei. Eckhart fand meinen Puls besser und glaubt, ich könnte morgen etwas ausgehen. Bartl kam von Baden zu Fuß, um sein armes Weib zu sehen. Ich versprach ihm, den Eckhart zu seinem Weib zu schicken, und er möchte nach Tische kommen. Bartl erschien nicht. Eckhart war unser Gast, Nina und Rosalie besuchten uns. Da brach Therese wegen dem Finettl wieder in Tränen aus. Gleich nach Tische kam der Graf zu mir, er stieg eben vom Wagen von Preßburg und machte mir Aufträge wegen der Wolle, welche morgen kommt. Ich schickte gleich Therese zu Neuling, dass er mir einen Commis schickt, um mit ihm alles zu verabreden. Nach Tische war ich mit Lesen und Schreiben beschäftigt und immer mit Therese allein. Es wurde schwül und trübe, und doch kann es nicht regnen Therese war mittags bei ihrer Mutter. Um 9 h legten wir uns wieder. Ich bin zu Hause so düster, es ist mir alles so ängstlich, so einförmig. Ich fühle mich schon besser, wenn ich Hoffnung habe, wieder auszugehen. Band 06 (VI.), Seite 3v
3252 1806 6 28 Warm, nach Tisch Wetter, abends Regen. Früh begleitete mich Therese zum Grafen und sie ging dann wegen ihrem Kamm zum Walnefer. Neumann war da und lud uns für morgen zum Speisen ein, unser Erstaunen war mächtig groß. Ich war beim Grafen bis Mittag, kam in Compagnie mit Hohenwald zusammen, dem ich unsere Adresse gab und ihn wegen Keglevich's Spiegeln bat. Mittags allein, gleich nach Tische wegen Wolle mit Therese zur St. Marxer Linie, dann nahm ich noch den Ácser Polier und einen Hausknecht mit. Wir mussten bis Simmering, trafen erst da die Wollwägen und führten selbe erst in die Hauptmaut, dann mit Rippel (?) in die Reinerischen (?) Magazine, da traf ich Neuling und Löwenau (?). Nach der Wollabladung fuhr ich nach Haus. Therese fuhr von der Hauptmaut zu Putz und Kampf wegen Übernahme von 20.000 fl. Obligationen. Ich kam noch einmal in Compagnie von Hohenwald, von dem ich Urlaub nahm. Therese war mit mir den Abend allein. Goldmann spielte im Burgtheater „Vier Vormünder“ zu Brauns Geburtstag und erzählte, es wäre ganz piano ausgezischt worden. Band 06 (VI.), Seite 4r
3253 1806 6 29 Peter und Paul. Ein schöner Tag, aber kühl. Früh kam der Graf zu mir, der sich lange unterhielt, dann nach Baden fuhr. Ich arbeitete den ganzen Vormittag, hatte inzwischen Besuche von Krautauer, Rohrweck, Kampf und Mossbeck (?), welche mir Obligationen zum Umschreiben brachten. Lissl fuhr mit uns zum Neumann. Dort fanden wir Gilge (?) und Frau, einen gewissen fatalen Arzt Hübel und Schmidtmann (?). Wir wurden unmenschlich traktiert und blieben bis 6 h. Therese und ich gingen zum Reimann, nahmen Wilhelm mit und blieben bis 8 h. Therese nahm Zuflucht zum Kegelscheiben, ich hatte mit Reimann zu tun. Im Hereingehen gingen wir noch einen Augenblick ins Kärntnertor-Theater „Vier Vormünder“, wo ich Schikh und Liederskron traf, dann nach Haus. Band 06 (VI.), Seite 4r
3254 1806 6 30 Warm, abends Regen. Heute wird das Pferd zur Statue Josephs, ohne Pferde, bloß durch 2 Menschen getrieben, in die Stadt gebracht, blieb aber bei der Brücke beim Mauthaus stehen. Ich ging mit Kölbinger (?) hinaus, sah das Spektakel, welches durch mehrere Eskadronen Ulanen und ein Bataillon Infanterie noch mehr vergrössert wurde. Es war ein außerordentlicher Zulauf von Menschen. Im Hereingehen begegnete ich mit Kölbinger der Richart. Den Vormittag beim Grafen, er sagte mir, es seien noch große Anstände wegen Übernahme der Theater, in Hinsicht des detaillierten Rechnungsausweises. Nach Mittag immer zu Haus und arbeitete bis 8 h, bis die Goldmann von den „Verwandtschaften“ kam und dann wurde geplaudert. Band 06 (VI.), Seite 4r
3255 1806 7 1 Früh und den ganzen Tag Regen. Heute Vormittag wurde in Gegenwart des Hofes das Pferd von 270 bis 280 Zentner Schwere zum neuen Kärntner Tor in die Stadt gebracht und auf dem Josephsplatz in die Hütte gestellt. Ich war am Vormittag beim Grafen, arbeitete in Gütertausch-Angelegenheiten. Mittags mit Goldmann allein. Beim Essen bekam ich ein Billett um 10 fl., das ich abschlug, wodurch ich Theresens und Goldmanns Neugierde sehr reizte und mir viel Spaß machte. Nach Mittag ging Therese wegen Einlage von 20.000 fl. Obligationen in die Kasse zum Putz, dann mit Goldmann Verschiedenes kaufen. Ich musste zu meinem Ärger mit dem Galantaer Kastner Szombathely wegen 2 Wollwagen nach Simmering und dann in die Reinerischen Magazine fahren. Unaufhörlich regnete es, als die Wägen abgeladen waren, wurde es heiter. Ich fuhr nach Hause, nahm Therese und Goldmann mit, fuhr zur Birne und brachte dem Kastner Geld und Papier. Er soupierte mit uns und wir waren sehr froher Laune. Band 06 (VI.), Seite 4v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b