Kühl. Vor- und nach Mittag zum Grafen, mit Balassa beschäftigt. Es kam ein Hirsch und Reh von Ács, allen gab er und meiner vergaß er, der ich so viel arbeiten muss, wie indiskret ! Mittags allein, nach Tisch ging ich zum Brandmayer, zum Grafen und abends ins Burgtheater „Französische Kleinstädter,“ wo ich außer Klimbke keine Ansprache fand.
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Kühl, etwas Regen, dann etwas warm. Früh zum Keglevich, Grafen, dann zur Wolle an die Linie und in die Reinerischen Magazine. Mittags allein, nach Tisch zu Neuling, in die Magazine, dann wieder zu Neuling, machte mit ihm die Berechnung und er gab mir 200 fl. Douceur. Von da nach Hause, ins Loprestische Haus, Csekonics begleitete mich, auch Jahny (?), dem ich verschiedene Kästen auftrug. Dann ins Burgtheater, zum 1. Mal „Das Gelübde“ von Theodor Hell (?), missfiel ganz, nachher „Tanzsucht“. Statt dem Ballett aß ich etwas zu Haus, ging mit Therese spazieren und zum Brandl.
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Warm. Früh beim Grafen und Keglevich, und ins Loprestische Haus. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich. Therese holte die Köhl ab, ging mit ihr zu Reimann, um den Blumentisch zunsehen, und wartete meiner im Garten. Ich holte Etzelt, Latzelsberger und Raafé (?) ab, und wir fuhren zusammen zum Reimann, dann ging ich mit Therese etc. zum Weichselwein in den Garten und wir ließen es uns wohl geschehen. Später ging ich ins Burgtheater um nach dem „Admiralsschiff“ noch den „Dorfbarbier“ zu sehen. Therese war mit mir viel spazieren gefahren und gegangen, und doch trug sie dem Walnefer die Loge zum „Gelübde“ und „Morlakenhochzeit“ hin.
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Sehr warm. Früh zum Grafen, wo es wegen Balassa viel zu tun gab, dann ins Haus, wo ich den Leuten nachsah. Mittags waren Eckhart und Töpfer Babett unsere Gäste. Nach Mittag war ich immer zu Haus, es kamen Lissl, Czermak und Höfler. Mit letzterem sprach ich wegen Ausmalung unserer Zimmer und Arrangierung des Quartiers. Therese ging mit der Babett zu Huber wegen Holz, dann zum Peter, wohin ich mit Czermak später nachkam. Zu uns gesellte sich bei Wagners Kaffeehaus der Töpfer. Peter war nicht zu Haus, statt seiner fanden wir im Garten die Frau v. Reider (?), die uns sehr galant empfing. Wir ruhten aus und gingen zum Grünen Baum soupieren, wo wir höchst mittelmäßig bedient wurden. Nach 10 h nach Haus. Es war ein sehr angenehmer Abend.
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Sehr warm. Früh zum Grafen und ins Quartier. Ich habe so viel zu tun, dass ich ganz missmutig bin. Stessel schrieb mir, der Fürst schreibt Neulings Obligation um, aber auf die bestimmten Jahre und nehme die angetragenen 50.000 fl. mit Dank an. Mittags war Vadász unser Gast. Nach Mittag zu Haus, dann zum Loprestischen Haus. Abends ins Kärntnertor-Theater „Korb“, Lustspiel in 2 Akten, nachher zum 1. Mal Divertissement von Taglioni „Die Spiele des Paris auf dem Berge Ida“, die Venturini – Mad. Marsano – tritt auf. Musik von Umlauf, Dekor von Janitz. Gefiel nicht nd dauerte nur 25 Minuten; die Venturini war schlecht plaziert. Heute war wegen den Theatern mit den Advokaten Sitzung. Braun hatte 7, wovon 4 für das Gewinnen des Prozesses entschieden, und auch der Kammerprokurator Vögerl (?) seine Stimme dazu gab. Die Cavaliers hatten 4, die alle für das Gewinnen auf ihrer Seite das Parere gaben. Nun kommt es zu einem Prozess.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).