Um 4 h stunden wir auf, fuhren über Fahrafeld nach Neuhaus. Schon war die erste Platte gegossen. In der Hütte fanden wir Niedermayer (?), mit dem jungen Chotek (?), den Verwalter Schwarz (?) und das andere Fabrikspersonal. Niedermayer empfing uns sehr freundschaftlich, zeigte und erklärte uns die ganze Manipulation. Wir frühstückten mit ihnen, besuchten das alte, halbverfallene Schloss, die Kirche, spendeten Gaben an die in Löchern ohne Dach wohnenden Armen, gingen eine Partie in den Wald, dann zu dem vortrefflichen Brünnl. Hier kam uns der Wagen nach und wir nahmen mit dem besten Dank Abschied. Es war schon ½ 12 h, diese Stunden wurden vortrefflich zugebracht. In Fahrafeld nahmen wir den Kontrollor Graf (?) mit, bei welcher Gelegenheit ich Hohenwalds Schwägerin sprach. Graf war sehr artig, führte uns anfangs in Rosthorns Streckmaschine (?) und Knopffabrik, dann bei Pottenstein – wo uns der Reibnagel brach – in Steiners Klingenfabrik und Kupferhammer, wo Münzen gemacht werden. In letzterer empfing und führte uns ein artiges Mädchen herum, eine Beamtenswaise. Ich kaufte da Dosen für Rivolla. Sie öffnete uns den schönen Garten und wir gingen über die Wiese nach Pottenstein, wo uns das bestellte Mittagmahl trefflich schmeckte. Der Horizont heiterte sich ganz aus und es wurde ein angenehmer Tag. Um 6 h kamen wir nach Baden, stiegen beim Scheiner ab und nahmen Kaffee und Gefrorenes. Nina fand den Hoffmann, Reichs Agenten wieder und so fuhren wir um 7 h nach Wien.
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Ein schöner Tag. Früh arbeitete ich, Therese erhielt Besuch von der Krieghammer und Kathi. Ich ging zur Keglevich, dann mit ihr ins Quartier, wo wir länger als eine Stunde blieben. Um 11 h fuhren wir nach Hernals, machten der Rivolla, später ihm unser Kompliment und übergaben die niedlichen Dosen als Gebirgs-Geschenke; sie schienen Freude zu haben. Bei Rivolla war der Kaufmann Bruckmann (?), wir plauderten. Mittags waren wir ganz en famille. Nach Mittag las ich, ging im Garten. Es kam Winter mit Bartl, die Wappenmalerin Mayer mit Tochter. Später gingen Therese, Franz und ich gegen Dornbach, über die Felder, dem Lerchenfeld zu spazieren. Abends kam Trausmüller, wir blieben beim Souper und um 10 h ins Bett.
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Um 7 h ging ich schon in die Stadt, konnte nicht ins Quartier. Früh schon ließ mich die Keglevich um 9 h abends zu sich bitten. Ins Loprestische Haus, schrieb an den Grafen. Mittags suchte ich mir Compagnie zum Speisen, zu Rohrweck, der mit dem ausgeliehenen Wagen schlecht zufrieden war. Er brachte mir ein schönes starkes Glas, in welches ein Rosenbaum geschnitten, von der Glasfabrik mit. Später ins Loprestische Haus, von da fuhr ich mit Brandl zum Högler, Büsser, Brandmayer, dann zur Waag (?) soupieren. Ich wünschte mir Compagnie, um angenehmer zu sein. Ich ging zur Keglevich, plauderte bis 10 h, dann nach Haus schlafen. Es war mir zu spät und ich zu müde, um noch nach Hernals zu gehen. Therese hatte die Rosel zur Schlaf-Compagnie.
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Früh kam Moreau, brachte mir Brünner Zetteln. Später Pingerl (?), dem ich für Riedl die schöne Suppenschale gab. Dann arbeitete ich bis 9 h. Lissl schrieb mir um die Loge zu „Fridolin“ und schickte meiner Frau versiegelt Handschuhe von Anguin und elastische Strumpfbänder; dies machte mich lachen. Ich ging zu Krautauer, ins Loprestische Haus, zahlte Reimann Rohrwecks Toilettespiegel, sprach Hohenwald beim Hahnl (?) und ging ins Krautgassel speisen. Nach Tisch kam Czermak und Bohdanovicz mit seiner Einladung zur Prima-Vista-Produktion seines unnachahmlichen Werks über die Hermannsschlacht. Bohdanovicz wird noch zum Narren, er machte mich sehr lachen. Zur gleichen Zeit waren auch die Laucher'schen da und bewunderten den Toilettespiegel und die Malerei im Zimmer. Um 5 h sah ich des jüngeren Keglevich Zimmer an, er kam nach und führte mich überall herum. Später ins Loprestische Haus, da kam eben die gewaltige Mariazeller Prozession, von Ulanen und Pfaffen begleitet. Von da fuhr ich zum Brandmayer wegen Kalesch der Rohrweck, machte alles mit Friedrich ab, zum Niedermayer um mich zu bedanken und brachte ihm zugleich ein politisches Werk. Zum Bildhauer Wallner, dann zur Hernalser Linie. Therese fand ich im Garten, es war ein schöner Abend. Wir soupierten und um 10 h ins Bett.
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Heiter. Um 7 h gingen Therese und ich zur Hernalser Linie. Da kam Seppel, wir fuhren zum Brandmayer, spannten im neuen Batard ein und fuhren wieder zur Linie. Therese ging baden, ich in die Stadt, arbeitete, ins Haus zum Grafen und Loprestischen [Haus]. Mittags im Bierhaus, nach Mittag zu Hause und beim Loprestischen [Haus]. Zu mir kam die Rosette, Reimann wegen der Spiegelrahmen und der Sekretär Csermak wegen der Sitzung vom 6. September. Ich las ihm die Grabschriften von Pottenstein vor. Abends musste ich gegen Währing, dann nach Hernals. Ich war sehr müde und froh, in Ruhe zu sitzen, und machte mich um 8 h abends, als ich zu Haus kam, gleich ins Bett. Therese schloss mich ein und ging zu den Mädchen soupieren.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).