Sehr warm, abends Regen. Früh ging ich mit Winter und Trausmüller in die Stadt und kaufte gleich für Wil[helm] zum morgigen Geburtsfest eine Gitarre als Vorstecknadel. Nach Haus, später ins Quartier, wo ich den ganzen Vormittag blieb. Ich war müd, suchte Compagnie zum Speisen und ging dann auf den Graben. Nachmittag zu Haus, es waren die Mayerischen von Hetzendorf da, denen unser Quartier sehr gefiel. Später ins Quartier, war beim Büsser und Wallner und um ½ 7 h fuhr ich bis zur Linie. Es heiterte sich wieder aus und wurde eine melancholische Mondnacht. Nach Mittag rangierte Therese alles und da wurde mir alles gezeigt. Wir gingen in den Garten und blieben beim Souper. Rivolla war mit Goldmann, Winter und Trausmüller beim Dr. Löser (?) und kam erst gegen 9 h. Ein bisschen langweilten mich die Späße und Fadheiten der Goldmann und Anbeter. Rivolla schien mit Goldmann sehr gespannt zu sein.
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Heiter. Therese übergab der Rivolla 12 Pfund Speck, der Wilhelm ihre Nadel und unseren Glückwunsch. Der Vormittag wie gestern, mittags im Bierhaus, nach Mittag zu Haus. Da kamen Högler, die Töpfer Babett, Bohdanovicz und Vadász. Bei Tische erzählte mir Berg, dass das Silber-Patent schon gedruckt und ich sagte, sehr drückend sei. Später ins Quartier und zu Fuß nach Hernals. Es war ein angenehmer Abend, nur der Staub lästig. Bei Therese fand ich Nina mit der Giulianischen (?), Minettischen (?) und Lotti (?) Sie erzählte mir, dass sich Wilhelm sehr über die Vorstecknadel freute, und die Rivolla, dass sich die Goldmann so unartig betrug und ohne sich zum empfehlen, mit Winter und Trausmüller fortging. Wir saßen im Mondenschein bis ½ 11 h, dann zum Souper.
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Trübe, mittags Regen, nach Mittag heiterte es sich aus. Um ½ 7 h in den Garten, trank Stahlwasser, dann in die Stadt, gewöhnlicher Vormittag. Mittags im Bierhaus, nach Mittag zu Haus, arbeitete, schrieb Keglevich und Illésházy wegen Silber, fand Compagnie zum soupieren, plauderte mit Stegmayer, im Adler fand ich das gebratene Huhn ganz vortrefflich. Dann nach Hernals, große Zurüstungen zum morgigen Kirchtag, auch wir erwarten Gäste. Wir saßen in der schönen Mondnacht bis ½ 10 h im Garten und bildeten gegen Trausmüller und Winter eine Oppositionspartie.
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Heiter, sehr warm. Kirchtag in Hernals. Früh um 7 h gingen wir ins Brünnlbad, die Sepherl kam nach, machten nachher Toilette. Da kam Krautauer mit Frau und Bruder, er war uns ein angenehmer Besuch. Wir bedienten sie mit Kaffee und Salami und behielten sie ein paar Stunden. Mittags war große Tafel, die Mayer mit Tochter, Trausmüller mit Mutter und Tochter, amant Kaufmann Mohrenthal, Winter, Mayseder, nach Tische kamen Malfatti und Sohn. Zu uns kamen Hitzinger, Stegmayer mit Frau, etiam Rohrweck. Wir blieben am Fenster, dann in den Garten, begleiteten sie ins Dorf, um die Tanzsäle zu sehen, dann bis zum Lerchenfeld. Später saßen wir im Garten, um 10 h ins Bett.
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Sehr schwül, abends starker Regen. Schon um ½ 7 h in die Stadt, da kam Nitschner wegen seinen Pässen, später Weidmann, der mich zu Kárner rufte. Ich war fast den Vormittag mit ihm, dann zum Grafen und ins Loprestische Haus. Mittag mit Kárner und Hiller (?), die ich bei letzterem abholte, in den Prater zum Einsiedler, wo wir mittelmäßig aßen und von Gelsen sehr geplagt wurden. Ich begleitete Kárner nach Haus, um 9 h fuhr er nach Eisenstadt und ich nach Haus. Es kamen Winter und Trausmüller um die Goldmann abzuholen, die der Rivolla sehr ungelegen kam, welches sie ihr auch deutlich zu verstehen gab. Ich wartete der Sepherl, welche nicht kam, weil sie in Hernals war, und ich musste im Regen in Schuhen hinaus wandeln. Da wurde im größten Regen Kegel geschoben, es waren Löser und Frau da, Bael (?) und die gewöhnlich Compagnie. Die Wilhelm musste Pianoforte spielen, um 9 h wurde soupiert und um 11 h ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).