Früh fuhr ich zum Grafen und um 12 h wieder nach Hernals. Wir speisten ganz en famille. Die Rivolla spielte in den „Kleinstädtern“, Rivolla fuhr mit Franz nach Hietzing. Nina, Therese und ich gingen nach 4 h nach Dornbach in den Garten, Therese ruhte beim Schloss aus, Nina und ich nahmen einen Führer und gingen bis zu Lacys Grabmal, dann in der großen Allee zurück. Um 8 h traten wir den Rückweg an und kamen um ¾ auf 9 h nach Hernals. Der so starke Staub verdarb zum Teil unsere Unterhaltung, im Rückweg war es angenehmer. Der Abendtau drückte den Staub, der Mond blickte durch die laufenden Wolken, doch fuhren viele Compagnien von Dornbach durch Hernals, die großen Staub machten.
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Nach 6 h in die Stadt, zum Keglevich, Grafen, und ins Quartier. Ich hatte Verdruss und suchte Compagnie zum Speisen. Nach Mittag zu Haus. Es kam Cekonits, mit dem ich zu reden hatte, Wallner und Jahny. Mit ihnen ins Quartier, wo ich bis 6 h blieb. Ich war sehr durstig, kam zu Rohrweck, plauderte mit ihm und musste da Horner trinken. Um 7 h nach Hernals, unerträglicher Staub. Therese saß mit Rivolla auf der Terrasse, ich postierte mich zu ihnen und plauderten, bis der Herr kam. Da verlor sie sich, weil.sie gespannt sind. Winter bleibt jetzt immer aus, nur Trausmüller war beim Soupieren.
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Kühl und Wind, der Vormittag wie gestern. Mittags im Bierhaus. Nach Mittag zum Grafen, der mich ersuchte zum Origoni zu gehen und mit ihm wegen der morgigen Terzaghischen Lizitation zu reden und ein Silber-Inventarium aufzunehmen. Ich blieb bis 6 h, auch der Graf kam hin. Sie baten mich, immer bei der Lizitation zu sein. Zu Haus schrieb ich bis 7 h, zu Rohrweck, der seinen Spiegel abholen ließ, bei dessen Transport ich dabei war und selben im Quartier rangierte. Um ¾ auf 8 h im Staub nach Hernals. Ich bringe Theresens Liebe große Opfer. Wir verabredeten, dass Therese morgen wegen Richtigkeit machen zahlen soll und dass wir übermorgen in die Stadt ziehen. Ohne das Souper abzuwarten, legten wir uns um 9 h. Ich war sehr müde.
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Kühl und unerträglicher Staub. Um 6 h schied ich von Therese, ging ins Wasser-Magazin, nach Haus, zum Keglevich in sein Haus und dann zur Lizitation. Ich steigerte wacker, kaufte für Therese einen Florentinerhut, plauderte mit Hartenfels, der Peraldi (?), jungen Terzaga und Frau etc. Mittags speiste ich mit dem Schatzmeister Bärtl (?) da, Bekess (?) und Brandstätter, Sperrkommissär und Sekretär gingen. Nach Mittag kaufte ich mir eine Dose, 36 Dukaten schwer von No. 2 Gold um 160 fl. Der Graf war vor- und nach Mittag da. Um ½ 7 h trug ich Hut und Dose nach Haus, ins Theater an der Wien „Weiber von Wien“, Lustspiel in nach Shakespeare von Stegmayer. Ich fand wenig Compagnie, den jungen Huber, Ehlers (?) und Stiller (?) sprach ich. Wir plauderten von dem Unsinn, dass Braun das Theater sperren wollte, welches ihm aber der Hof verbot. Schon war das Plakat gedruckt und darin aufgeführt, dass das Theater an der Wien von den Cavaliers gekauft, bis zum Ausgang der Sache geschlossen bliebe. Müde blieb ich in der Stadt und lag schon um ½ 10 h.
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Trüb, kühl. Theresens Übersiedlung von Hernals nach Wien. Um 7 h zum Rohrweck um ihm ein Billett zu ihrem Namensfest hinzugeben und abzusagen, dass ich nicht zum Mittagessen kommen kann, weil ich den ganzen Tag bei den Terzaghischen sein muss, wo ich mit Bekess und Brandstätter auch speiste. Nach Tisch zeigte Origoni seine Kupfer und schenkte jedem von uns ein Marienbild. Bei der Lizitation waren die nämlichen Menschen wie gestern, es wurde gut verkauft. Um 7 h ging ich zu Therese ins Burgtheater „Uniform“, freute mich, sie zu sehen. Sie sagte mir, dass sie der Rivolla für das Quartier täglich 10 fl, für das Essen 1fl. und für das Nachtmahl 30 x bezahlte, dass sie die Leute belohnte und so von allen herzlich begleitet schied. Ich schlich noch herum, sah auf der Glacis unerträglichen Staub und legte mich müde um ½ 9 h ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).