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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3326 1806 9 10 Warm. Schon um 6 h früh brachte mir der Kutscher von Keglevich Briefe von der Gräfin und von ihm, der aber sehr beleidigend war. Ich setzte mich gleich und schrieb vor und nach Mittag an seiner Rechnung, und einen derben Brief ohne Rückhalt voll bitterer Wahrheiten und gab ihn abends dem Kutscher mit. Ich ging mit Jahny ins Quartier, weil ich aber etwas später zum Grafen kam und der Gittig da war, hatte ich schon wieder Verdruss. Ich arbeitete, ging zur Hausmeisterin vom Origoni und zankte mich eine Weile mit der närrischen Pasqualati. Abends ins Burgtheater „Entfernung“ Lustspiel in 3 Akten von Steigentesch. Nach langer Zeit langweilte ich mich wieder im Theater. Es war leer und ich fand außer Schikh und Cachée keine Compagnie. Band 06 (VI.), Seite 12r
3327 1806 9 11 Kalt, windig, etwas Regen. Früh um 8 h mit Gittig, Frau und Buben zur St. Marxer Linie wegen Lämmerwolle, ins Neulingsche Magazin, dann wegen Haber in das Haus des Origoni, wo ich auch wegen Möbeln mit Graf Nádasdy sprach. Mittags allein, nach Tisch von 2 bis 7 h mit der Gittig und Anhang in der Stadt herumgeschlendert, um Möbel, Kammertuch etc. zu kaufen. Ich nahm meine ganze Geduld zusammen, um zwei-, auch dreimal in ein Gewölb zu gehen. Am Ende ließ ich auch alles packen. Ich ging herum und legte mich müde nach ½ 9 h. Band 06 (VI.), Seite 12r
3328 1806 9 12 Früh 8 h zum Grafen, später in die Porzellanfabrik, dann nach St. Anna, ins Regierungsamt wegen Toilette des Grafen, wo ich auch meine Uhr repunzieren ließ. Mittags allein. Nach Mittag arbeitete ich, ging in des Origoni Quartier, ins Loprestische Haus, zum Högler. Bei Therese war die Töpfer Mutter, die wegen der Babett zum Braun ging. Ich sprach mit Hohenwald, der wegen vergifteten Schwammen krank war, mit Hahnl, dann zum Högler und Büsser. Im Regen kam ich um 8 h nach Haus, aß, plauderte mit Therese und wiegte mich um 9 h in Theresens Armen. Band 06 (VI.), Seite 12v
3329 1806 9 13 Heiter. Den Vormittag beim Grafen, Theaterkanzlei, wo ich mit Pfersmann wegen den angefangenen Theaterverhandlungen unter Carl Zichys Vermittlung, und auf Veranlassung des Hofes sprach. Gestern war bei Carl Zichy Sitzung. Später ließ Zichy den Braun holen, trug ihm an, 200.000 fl. nachzulassen. Zu 60.000 fl. verstand er sich schon, und zu dem Übrigen muss er sich noch bequemen. Dann stellte Peter Braun seinen Bruder Joseph als Vice-Vice-Direktor an und wies alle Geschäfte und Vorfälle an ihn. Dies ist ohne Nutzen und wirft ihm alles an den Hals. Mittags allein, nach Tische arbeitete ich. Therese blieb zu Haus, ins Loprestische Haus, dann ins Burgtheater, zum ersten Male „Der Tyrann von Syrakus“, nach Schillers „Bürgschaft“, ein dramatisches Gedicht in 5 Akten von Franz Ferdinand von Holbein. Das Stück wurde gar in 6 Akten gegeben, ziemlich mittelmäßig gespielt und so auch aufgenommen. Band 06 (VI.), Seite 12v
3330 1806 9 14 Den ganzen Tag Regen. Vormittags beim Grafen, mittags zu Haus, nach Mittag allein. Abends kam der junge Burgerth, mit ihm ging ich ins Burgtheater „Dorfbarbier“ und „Caliph“. Es war ziemlich voll. Ich blieb im Parterre zurück und ging nach der Oper nach Haus. Band 06 (VI.), Seite 12v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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