Schwül, abends Regen. Am Vormittag beim Grafen, kam mit Hohenwald zusammen, bat ihn um einen Spiegel für mich und Hohenwald [?, sic] und lud ihn für Sonnabend zum Speisen ein. Mittags allein, nach Tische kam die Rosette, dann der in die Goldmann bis zum Wahnsinn verliebte Möglich (?), und Heimerl (?) Ich bekam wieder einen sehr unüberlegten Brief von Keglevich, wozu ihn vielleicht der Schuft Filz mag verleitet haben. Ich beantwortete ihn rasch und trocken. Später ging ich auf den Josephsplatz und sah an der Richtung der Staue arbeiten und selbe mit Brettern vermachen. Dann ins Quartier, von da zum Reimann, mit dem ich über Arbeiten sprach, dann einen Augenblick ins Burgtheater „Spiele des Paris“. Wanzmann und Aigner traktierte ich beim Riedl mit Bier, Rostbratl und Wurst.
Band 06 (VI.), Seite 6r
3272
1806
7
18
Schwül, nach Mittag und abends Regen. Gewöhnlicher Vormittag, auch sah ich im Quartier nach. Mittags allein, schrieb, schrieb auch nach Szélés, und expedierte den Blumentisch. Ging dann selbst ins Magazin. Abends ins Leopoldstädter Theater „Die Kirschen“, Lustspiel in 1 Akt, worin Pepi Hensler recht artig spielte, dann große Pantomime in 2 Akten „Harlekin auf der Insel Liliput“, von Kees, Musik von Müller und 2 Dekors von Czermak. Ich sah nie eine schlechtere Pantomimen-Produktion, keine Maschine, nicht eine Dekoration ging ordentlich. Nichts ist darin verständlich. Es kostete viel und außer dem Chinesen-Akt gefiel wenig. Dauerte bis ½ 11 h. Therese sang im Burgtheater in „Uniform“. Hohenwald gab ich die Loge ins Kärntnertor-Theater, „Fähndrich“ und „Paul und Rosette“.
Band 06 (VI.), Seite 6r
3273
1806
7
19
Den ganzen Tag starker Regen. Ich trinke Stahlwasser. Früh ins Haus, ins Loprestische, schon auf dem Weg traf ich Filz wieder, der immer hier steckt. Im Haus ordnete ich alles, dann zum Grafen. Ich traf Hohenwald bei Hahnl (?), und gingen zusammen speisen. Er schien sich bei uns zu unterhalten. Therese gab ihm und Möglich, der auch hier war, ihr Bild. Später kam die Benkò Nannett. Um 5 h verließ ich zu Haus Hohenwald, ging noch einmal wegen dem Blumentisch ins Wasser-Magazin, dann zum Grafen, wohin der Buchhalter Berghofer vom Badenthal wegen 12.000 fl. kam, die wir nahmen. Abends um 8 h ging ich nach Haus. Therese empfing heute ihren schönen Kamm, womit wir viel Freude haben. Ich las Zeitungen und schlief schon, als Goldmann vom Burgtheater „Weltton und Herzensgüte“ nach Hause kam und sagte, es hätte sehr gefallen, Krüger als Fritz Berg wäre mir Furore aufgenommen worden.
Band 06 (VI.), Seite 6r
3274
1806
7
20
Heiter. Früh mit Therese zu Quarin, Abschied nehmen, weil er morgen auf 14 Tage verreist. Dann ich zum Grafen, Therese zu den Phillebois. Mittags zu Hause, nach Mittag arbeitete ich an der Zinsfassion. Therese nahm heute ihren schönen Kamm, der wirklich allgemein gefällt und bei ihren Besuchen sehr schön gefunden wurde. Ich sollte heute zum Wrbna nach Baden; Geschäfte wegen blieb ich zurück. Ich wäre gerne hinaus gefahren, weil ich im Rückweg sicher Compagnie gefunden hätte. Mittags allein, vorher machte ich der kranken Polly einen Besuch und schickte ihr zu Essen. Nach Mittag erhielt ich wieder einen Brief vom Keglevich, der so schmutzig ist, dass er mir viel Galle machte. Ich bestimmte, ihm gar nicht zu antworten. Therese blieb den Abend zu Hause, ich deliberierte, welches der schlechten Theater zu besuchen ist: im Burgtheater „Hamlet“, im Kärntnertor-Theater „Singspiel an den Fenstern“, und bestimmte endlich, der Bequemlichkeit und Konversation wegen ins Kärntnertor-Theater. Ich ging vor dem Theater in der Kärntnerstraße herum, stand am Theater, suchte nach Aufheiterung und Compagnie und war froh, als ich selbe fand und ich mich zerstreuen konnte, denn ich war sehr missmutig. Beim Ballett war ich in der Loge.
Band 06 (VI.), Seite 6r
3275
1806
7
21
Trüb. Am Vormittag beim Grafen, Brandmayer und Porzellanfabrik. Mittags allein, Lissl und Frau leisteten uns Gesellschaft. Nach Mittag bekam ich einen Brief vom Keglevich, der mich sehr beleidigte und Sachen absagte, die er anfangs anschaffte. Ich antwortete ihm derb. Hohenwald besuchte uns, Nina und Therese sangen. Ich ging ins Burgtheater „Faniska“, dann soupieren zur Alster, weil ich da keine Compagnie fand.
Band 06 (VI.), Seite 6v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).