Trübe. Früh kam Klimkowsky, dann ging ich ins Bureau und zum Wallishauser. Mittags waren wir allein. Therese arbeitete, verfertigte die Haube der Waldmeisterin, ging Verschiedenes einkaufen und besuchte ihre Mutter. Ich war den ganzen Nachmittag zu Hause. Salieri brachte Arien von der verstorbenen Cavalieri, welche Therese sang. Abends ging ich ins Burgtheater, zum ersten Mal „Verführung und Ruhe“, Fortsetzung von „Menschenhass und Reue“; Stegmayer tritt als Doktor Branz (?) auf. Das Stück machte mir schreckliche Langeweile, es missfiel auch gänzlich und Abschieds willen pfiff einer auf einem Pfeiferl. Stegmayer spielte die unbedeutende Rolle doch so, dass man ihn durchschlüpfen ließ.
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Vor Mittag arbeitete ich. Therese ging in die Kirche, dann zur Bartenstein, um 12 h folgte ich ihr. Wir wurden engagiert, mit ihr, ihrer neuen Jungfer, dem Fräule Bardelli, dem Speck, Graf Joseph Festetics, einem gewissen Rosenberg und Stuck (?) in der Brigittenau zu speisen. Nach Mittag sahen wir die Vorbereitungen des Wasserkünstlers Friedrich Kleeblatt an, welcher seine Gerüste und Bänke aufschlägt, dann gingen wir nach dem Augarten. Therese fuhr mit der Bartenstein in den Prater, ich mit Festetics in die Stadt. Abends ins Burgtheater zum Ballett „Das Urteil des Paris“. Die Kröte (?) Viganò wollte nicht fliegen, gleich auch die anderen nicht, und so blieb der schönste Flug in den Wägen aus. Nach dem Theater nach Hause und ins Bett.
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Therese ging in die Kassa, ich in die Theaterkanzlei. Sie meldete Pfersmann, dass sie singen wird, aber in der „Zauberflöte". Mittags war Eckhart bei uns. Nach Mittag waren wir beide zu Hause und arbeiteten. Abends ging Therese zur Schmirer, ich mit Klimbke wegen des Grafen Wägen zum Brandmayer, dann im Burgtheater ins Orchester „Die Indianer in England“ von Kotzebue. Im ersten Akt ereignete sich diese Anekdote: Die Mad. Müller (?) sollte ihrem Vater, dem Podagristen Smith seinen Wagensessel fortrollen, und sie verwickelte in einem Rad ihr Kleid so sehr, dass sie nicht mehr vom Fleck konnte. Mad. Smith - Nouseul - und ihr Sohn Samuel – Schüller - waren eben im Gespräch begriffen, als sie sich mit ihrem Kleid nicht helfen konnte. Das Publikum wurde schon laut, Nouseul und Schüller halfen, und endlich stieg der Podagrist von seinem Sessel und ging hinein, welches Lachen erregte. Schüller wollte wichtig sein und sagte: „Wo blieben wir stehen, liebe Mama ?“ Nouseul antwortete sehr ernsthaft; „Hier !“ und wies auf den Boden; dies machte nochmals lachen.
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Früh ging ich ins Bureau, Therese arbeitete. Dann besuchte ich Liebisch und kaufte für Therese ein Umhangtuch für 10 fl., welches ich der Sepherl zum Einsäumen gab. Um 10 h gingen wir an die Donau, um den neuen Brückenbau zu sehen, zur Ascher; wir speisten da. Theresen schenkte sie 2 Ohrentropfen von Gold, und Nähnadeln. Um 5 h fuhren wir zur Bartenstein, um 7 h nach Hause, wo Therese blieb. Ich sah noch im Kärntnertor-Theater „Flucht aus Liebe“, Lustspiel in 5 Akten, vom seligen Jünger; gefiel mir wenig.
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Früh ins Bureau, Therese arbeitete zu Hause. Um 11 h hatte Therese Probe von den 2 Arien, welche selbe im Augarten morgen singen wird. Ich ging zur Bartenstein und setzte ihr ein Zeugnis für die Anna Bardelli (?) auf. Mittags waren wir allein. Nach Mittag schickte Braun den Mayer und ließ Therese auf Dienstag nach Schönau einladen. Um 4 h ging sie zu Braun, um sich von der fatalen Rolle in „Phasma“ frei zu machen, aber es gelang nicht. Indessen erhielt sie von ihm doch einen Zettel, dass ihr ein neuer Voil (?) gemacht und das Kleid neu gefüttert werde. Um 5 h kam Salieri, sie sang beide Arien. Später gingen wir auf die Bastei spazieren. Zum Braun und auf die Promenade nahm Therese das Umhängtuch, welches sie in ihrer Tüchellade fand, und worüber das gute, liebe Geschöpf innige Freude äußerte. Die Benkó Therese besuchte uns und wir machten einen Tour um die ganze Bastei. Um 9 h kanen wir nach Haus, da ging’s gleich ins [Bett ?]. Therese musterte noch die Bücher, welche wir vom Stessel empfingen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).