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Anzeige von 1471 - 1475 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1471 1801 8 14 Ein schöner Morgen. Ich konnte nicht gut schlafen, schwitzte viel. Um 4 h stund ich auf, weckte Nina und wir gingen gleich nach Maria Schutz, ein sehr bekannter Wallfahrtsort auf dem Semmering. Die Lage ist viel höher als Klamm, die Aussicht angenehmer und grösser. Wir sahen den Schneeberg, ober uns den Göstritz, wo Pfaller sein Eisenbergwerk hat, vis-à-vis die Klamm und unter uns Schottwien, dann die Aussicht ins Gebirge und auf die Poststraße. Wir sahen die Kirche, am Hochaltar tranken wir aus dem Heilbrunn, sahen die Schatzkammer, wo außer mehreren wirklichen, wächsernen und hölzernen Füßen, Händen und Knochen, geopferten Haaren und einigen Partikeln nichts zu sehen ist. Ich kaufte Bilder und Gebete, um sie nach Wien zu bringen. Im Wirtshause aber frühstückten wir Forellen, tranken Wein und um 8 h kamen wir zurück. Nach der Messe tranken wir im Garten mit der Gesellschaft auch Kaffee. Nina goss des Bergrats großen Kaffee um in die Tasse, ich füllte ihn wieder in die Kannne; der Bergrat erschien und trank ihn mit vielem Geschmack. Dies verursachte allgemeines Gelächter. Ich machte Toilette, schrieb und setzte mich vors Haus bis nach ½ 12 h. Die junge Frau führte mich im ganzen Hause herum, zeigte mir im Keller das Theater, das Speisgewölbe und übrigen Behältungen. Um 12 h sah ich in der Schmelz Eisen ablassen. Nach Tische unterhielt sich der Baron mit Kitzeln. Ich ging in mein Zimmer, las, schrieb und schlief. Später gingen wir in den Küchengarten, dann ins Eisengewölb, uns wägen zu lassen. Therese wog 159, ich 138 Pfund. Abends kam der Michael Pfaller aus Wien samt seiner Frau. Der Baron war übler Laune, schmälte Therese und Nina, dass sie nichts zum Singen mitnahmen und machte beide weinen. Abends wurde geplauscht, ich unterhielt mich meistens mit St. Albin. Beim Souper setzten wir uns zusammen, verabredeten, das Lieblingslied „Freut euch des Lebens“ nach dem Souper anzustimmen und fingen wirklich einstimmig an. Um 11 h waren wir schon im Bett. Band 04 (IV.), Seite 14r
1472 1801 8 15 Maria Himmelfahrt. Regen und kalter Wind, welche uns die Promenade auf dem Weinweg vis-à-vis der Schmelz verdarben. Um 8 h waren wir in der Messe vom Herrn Bergrat, nach selber wurde im Saal gefrühstückt. Den Vormittag schlichen wir herum, lasen, spielten im Saale Volan (?). Therese und Nina waren wegen Quarins unhöflichem Betragen düster, Nina weinte öfters. Dies stimmte mich um, ich wünschte mich weg. Bis zur Tafel gelitten wurde, schlich ich im Hofe herum. Das Mittagsmahl war heute nicht froh, es ist nicht so, wie es am ersten Tag war. Nach Tische ging ich in mein Zimmer, las, schrieb; Therese arbeitete an Eckharts Brieftasche. Gegen Abend führte der Schreiber Wappler Therese und mich gegen Gloggnitz auf den Weinweg. Mir gefiel der Spaziergang recht sehr und heiterte mich auf. Abends war Quarin in seiner fatalen Laune. Beim Souper saß ich neben St. Albin, er heiterte mich auf, wir scherzten und sangen. Nach dem Essen fingen wir aus voller Brust „Freut euch des Lebens“ zu singen an. Band 04 (IV.), Seite 14r
1473 1801 8 16 Sehr veränderlich. Um 8 h ging’s zur Messe, nach selber im Saal zum Frühstück. Wir schoben Kegel, lasen, spielten das Ringelspiel und so verstrich der Vormittag. Quarin war in brillanter Laune, der Mittag war froh. Nach Tische gingen Therese, Nina, Michael Pfaller, Frau Wappler und ich in den Adlitzgraben. Der Schmelzofen blieb beide Feiertage gedämpft; um 12 h Mittag wurde er geöffnet, eine bewundernswürdige Wirkung des Feuers und der Luft. Wir gingen durch Schottwien, bis zum Ausgang der engen Wand. Da sind die Felsen so enge, dass kaum ein Wagen durchfahren kann. Kreuze bezeichnen an manchen Stellen den Ort, wo Felsenstükke beim Tauwetter im Frühjahr herabstürzten und die Vorübergehenden erschlugen. Mir gefiel diese wilde Natur hier außerordentlich. Schauerlich schön ist diese Gegend, in dieser Felsenhöhle – so kam sie mir vor – fand ich keinen freien Platz; auf den Felsen sind zerstreut Häuser, im Tale Säge- und andere Mühlen, Gips- und Pulverstampfen. Wir unterhielten uns vortrefflich, hatten viel Spaß. Unsere Kinderei mit Baumrinden als Schiffen trug nicht wenig bei. Auf dem Weg trafen wir ein Mädchen mit einer Violine. Wappler spielte Deutsche, Steirische und Märsche, Pfaller und Nina tanzten und so kamen wir ganz unvermerkt der Schmelz näher. Beim Souper und auch nachher war alles froh und munter, es wurde viel gesungen. Wir waren sehr müde, 4 Stunden gingen wir ohne zu ruhen. Band 04 (IV.), Seite 14v
1474 1801 8 17 Reise nach Wien. Ein heiterer, aber kalter Tag. Um 8 h wurde in dem so angenehmen Garten vor den 5 Wasserfällen gefrühstückt, nachher beurlaubten wir uns. Um ½ 9 h fuhren wir in Gesellschaft des Michael Pfaller und seiner Frau weg. Quarin, Braunmüller und Nina speisten noch und fuhren erst nach Tisch. Unsere Reise war angenehm. In Neustadt speisten wir bei Michael Pfallers Schwester, ehemals verehelichte Marklin (?), jetzt Höfling (?), sein Haus in der Stadt No. 300, vortrefflich. Um 3 h fuhren wir nach Wien. Bei Schönau trafen wir eine Menge Wägen; alles fährt, Brauns Tempel der Nacht zu sehen. Um 8 h waren wir in Wien. Alles war mir enge, nach diesen schönen Gegenden finde ich in Wien kein Behagen. Ich ging einen Augenblick ins Burgtheater „Spieler“. Um 9 h lag ich schon und las Platzers Bemerkungen über das neue Theater an der Wien; die Bemerkungen sind die nämlichen, die ich während des Baues machte. Band 04 (IV.), Seite 15r
1475 1801 8 18 Schon um ½ 6 h schickte der Graf um mich. Um 8 h, dann um 11 h ging ich zu ihm und war mit ihm beschäftigt. Den übrigen Tag arbeitete ich zu Hause, teils in meinen eigenen, teils in Institutsgeschäften. Mayer, welcher bei uns wohnt, war bei uns auf Besuch, auch die Tante und Nina. Ich arbeitete und ordnete den ganzen Tag. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Ähnlichkeit“ und „Urteil des Paris“. Nie sah ich solche Unordnung und unverzeihliche Nachlässigkeiten als in diesem Ballett. Der Hof und Braun sahen ihn zum ersten Mal, und sahen ihn schlecht. Vorher soupierte ich, zum Ballett ging ich ins Orchester. Band 04 (IV.), Seite 15r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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