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Anzeige von 1466 - 1470 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1466 1801 8 9 Kalt und Regen. Meine Mutter ließ eine Torte und Pastete machen, und zwar heimlich; dies erfuhr ich von Therese. Ich ging heimlich zum Packh und zahlte alles. Stessel und Frau besuchten uns vor der Kirche. Therese ging zu Fuchs und mit Therese in die Schlosskirche, ein Amt von Fuchs, Therese sang eine Motette. Nach der Kirche machten ihr der Fürst, Paul und Dehandrouin ? eine Menge Komplimente. Fuchs führte Therese ins Frauenzimmer und ließ sie da ohne ein Wort zu reden stehen. Babett fragte sie, ob sie die Fürstin zu sprechen wünsche; darauf erschien sie im Frauenzimmer. Sie war galant, aber doch fad. Mittags waren wir froh. Die Kröss speiste mit uns. Mein Bruder schrieb mir vom Debut des Christel (?) am Hoftheater und der Aufführung des „Waltron“ am neuen Wiener Theater. Nach Mittag gingen wir in den Schlossegen, aus langer Weile in den Hofgarten, zum Pölt und mit ihr die Treibhäuser ansehen. Dann führte ich Therese in den Hohlweg, um die Stadt. Im Nachhause gehen rufte uns die Waldmeisterin hinauf; da wurde vom Putz geplaudert. Dann ging’s nach Hause. Ich war sehr unzufrieden. Um 9 h lag ich schon. Band 04 (IV.), Seite 13r
1467 1801 8 10 Fast den ganzen Tag Regen. Wir erhielten Besuche von der Waldmeisterin, Kleinrath und Frau, dann von der Kühnel. Vor Mittag ging ich zu Stessel in die Kassa und übergab ihm die 6600 fl. Obligationen für Kárner. Um 3 h kam Elsler uns abzuholen. Es fing heftig zu regnen an; wir gingen zur Csekonics, von da fuhren wir auf die Schießstatt. Ein Teil der Harmonie, Csekonics mit Mädchen, Packh, Elsler, Köstler (?), alle mit Anhang waren da. Es wurde ein Terzett auf dem Horn geblasen, Canons gesungen, sehr viel gejausnet, während der Jause Theresens Gesundheit getrunken, Böller abgefeuert und ihr durch Elsler in einer kleinen Rolle Verse, welche mit Bändern geziert waren, überreicht. Soviel Attention überraschte uns sehr angenehm. Therese tanzte ein paar Touren Deutsch mit Elsler, sang Canons mit und so unterhielten wir uns zum ersten Mal gut. Um 10 h fuhren wir nach Hause. Band 04 (IV.), Seite 13r
1468 1801 8 11 Früh rangierten wir unsere Sachen. Ich schrieb, um 11 h gingen wir zu Fuchs, uns zu beurlauben, dann führte ich Therese bei der alten Kühnel auf. Ich zahlte alles, plauderte mit meiner Mutter über verschiedene Kommissionen. Haydn schickte früh den Elsler und ließ uns nochmals abends um ½ 8 h zum Engel bitten. Nach Tische machten wir beim Stessel unseren Abschiedsbesuch. Wir kauften für Quarin 9 schöne Pfirschen, die wir nach Schottwien mitnehmen. Den ganzen Nachmittag und Abend regnete es heftig. Haydn schickte uns abends den Wagen, welcher uns beim Stessel fand, um zum Souper nach dem Engelwirtshaus zu fahren. Mit uns soupierten Tomasini, Frau und beide Söhne. Wir unterhielten uns gut, es dauerte bis 11 h. Haydn war sehr aufgeheitert, fuhr mit uns in die Stadt und überraschte uns durch Galanterien. Während dem Souper bekamen wir Briefe vom Mayer und der Sepherl, worin wir erfuhren, dass Quarin morgen sicher nach der Schmelz kommt. Dies bestimmte auch uns, unsere Reise mit dem frühesten Morgen anzutreten. Band 04 (IV.), Seite 13v
1469 1801 8 12 Reise nach Schottwien, die Schmelz. Ein trüber Morgen. Mit dem besten Dank und der herzlichsten Beurlaubung der guten Mutter und Schwester schieden wir von Eisenstadt. Um ½ 6 h kamen wir fort und wegen äußerst schlechtem Weg erst um 9 h nach Neustadt. In Neunkirchen speisten wir. Die so romantisch schöne Gegend beginnt gleich außer Neustadt beim Föhrenwald. Noch schöner war sie außer Neunkirchen. Besonders gefiel mir die Partie Hagbäume rechts auf einer Anhöhe. Das Stift Gloggnitz, die Felsenveste Wartenstein sind für den Freund der ernst-schönen Natur prächtige Gegenden. Bei Neunkirchen sahen wir den Schneeberg. Es heiterte sich aus, die Sonne warf Strahlen auf die Eisschollen; dies schien, als brannte der Berg und gewährte einen schauerlich schönen Anblick. Um ½ 4 h kamen wir in Schmelz bei Schottwien an. Die Aufnahme von der Pfaller Mutter und der jungen Frau waren so schmeichelhaft als herzlich; sie beredeten mich gleich wegen dazubleiben. St. Albin führte mich in die Schmelze, zeigte mir den Ofen, worin das Erz gebacken wird, die Stampfen, dann den Ofen, worin es geschmolzen wird. Alle 6 Stunden wird Erz, Schlacken aber öfter abgelassen. Um 6 h führte er mich wieder dahin; ich sah Erz ablassen, selbes mit einer Art von Zange aus der Grube heben und aufhäufen, wirklich ein schöner Anblick. St. Albin führte mich in die Wirtschaftsgebäude, die Mutter in die Wohngebäude und wies uns ein schönes Zimmer an. Die glückliche Einteilung dieses Hauses, die schöne Lage, rückwärts die sehr angenehmen 5 Wasserfälle, ein Garten, der Hügel, wohin uns alle, selbst die Frau Generalin Mikovini begleiteten, überraschten mich in hohem Grad und machten mir alles Fatale in Eisenstadt vergessen. Bei einer schon zum Teil eingestürzten Felsenwand legte sich die Mikovini ein kleines Gärtchen an. Wir jausneten abends vor dem Haus; es war so angenehm. Später gingen wir in die Schmelz, da wurde Quarin erwartet, der Bediente ging ihm mit einem Windlicht entgegen. Wir unterhielten uns, bis Quarin ankam, es war 10 h. Alles empfing ihn schon im Hof und begleiteten ihn ins Tafelzimmer. Es wurde soupiert, nachher gesungen; vor 12 h sahen wir unser Bett nicht. Um 12 h sah ich noch vom Fenster Eisen ablassen; dies gewährte noch einen weit schöneren Anblick. Trotz der nicht unbedeutenden Entfernung sah man die Ziffern auf der Uhr des Turms auf dem Hause, unser Zimmer war erleuchtet. Es erweckte in mir den richtigsten Begriff, wie nach Pater Kochem (?) eine Hölle aussehen müsse. Die Bequemlichkeiten des Zimmers fand ich noch nirgends wie hier. Band 04 (IV.), Seite 13v
1470 1801 8 13 In Schottwien. Erst um 7 h erwachten wir. Um 8 h gingen wir zur Messe, dann in den Garten zum Frühstück. Quarin lag noch und frühstückte im Bett. Um 9 h gingen Therese und ich auf die Klamm, ein hoher Felsen; die Hitze machte den Weg äußerst beschwerlich. Dreiviertel Stunden gingen wir hinauf, Therese konnte nicht weiter und blieb auf der Hälfte des Berges sitzen. Auf dem Gipfel ein verfallenes Schloss, welches der Eigentümer Graf Walsegg einem Schottwiener Maurer um 16 fl. verkaufte, neben eine Kirche, Pfarrhof, Schulmeisterwohnung und Taverne. Die Aussicht auf den Semmering, die Grenze zwischen Österreich und Steiermark, nach Maria Schutz und verschiedene Werke bei Schottwien ist groß und malerisch schön. Der Schulmeister öffnete mir die Kirche und führte mich in den Ruinen des alten Schlosses herum. Ganz durchnässt und matt kamen wir nach 11 h zurück. Wir kleideten uns um und gingen um ½ 1 h zum Speisen. Quarin war so galant, Pfaller und seine Frau so gütig, es auszurichten, dass ich bis Montag hierbleiben und meine Pferde fortschicken möchte. Ich könnte Montag mit Michael Pfaller, welcher morgen erwartet wird, mit Therese nach Wien fahren. Mir gefällt es hier so gut, dass diese Nachricht alles Unangenehme überwog und ich sie recht gern annahm. Therese schrieb gleich der Sepherl, gab dem Hiesel den Brief samt Koffer und der übrigen entbehrlichen Bagage mit und schickte ihn nach Mittag nach Wien. Um 3 h spielte Quarin mit Perinelli, wir gingen nach Schottwien, die Perinelli begleitete uns und wir besuchten sie. Da wurde geschwatzt, Kaffee getrunken, dann gingen die junge Frau mit Nina den Markt durch zum Posthaus, zeigte mir den Eingang zum Adlitzgraben. Um ½ 7 h kamen wir über die Wiese zurück. Quarin rufte alles zusammen, St. Albin, Nina und Therese mussten singen, abwechselnd wurde geplaudert, um 8 h wurde soupiert. Quarin und die Braunmüller schärften miteinander ihren Witz, nachher wurde noch etwas gesungen. Um 11 h lagen wir. Band 04 (IV.), Seite 14r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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