Endlich einmal Sonnenschein. Im Burgtheater zum 1. Mal „Der Paria“, Trauerspiel in 1 Akt von Mich[ael] Beer, „Zeichen der Ehe“, von Steigentesch. Im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“, im Theater an der Wien „Staberl als Krampus“. Dann schrieb ich an den Grafen. Fuhr mit Therese in den Garten. Hielt großes Strafgericht zwischen den Hausmeistersleuten und der Rosel. Mittags Koch, Dräxler, Müller, Förster, Agnes. Nachmittags zur Schwitzer, ebenfalls Strafgericht wegen Geld und UnFleiß; erklärte ihnen, dass sie ganz verwaist sind und keine Mutter mehr haben. Blieb in Gesellschaft.
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Ein finsterer Tag. Im Burgtheater das Gestrige, im Kärntnertor-Theater Einnahme des Gyrowetz: „Blinder Harfner“, Oper in einem Akt von ihm selbst; dann „Schimpf und Rache“. Im Theater an der Wien „Engländer in Ostindien“. Den Vormittag zu Haus. Mittags mit Therese und Werner, nachmittags zu Jungmann; der Ärmste hat wenig Atem. Zu Elsler, Fuchs, Gallenberg, Nawratil speisten da, plauderten von alten Zeiten. In Gesellschaft, ins Kärntnertor-Theater; Versuch der jungen Achten als Rosa, so-so. Sass neben Poller und freute mich, dass Gyrowetz gerufen wurde. Therese spielte mit Mark, Pick.
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Heiter. Im Burgtheater „Räuschgen“, im Kärntnertor-Theater „Donna del lago“; Rubini, Malcolm Tamburini. Im Theater an der Wien „Barbarei und Größe“. Den Vormittag zu Haus, schrieb an den Grafen. Mit uns speisten Pick und Seitz. Nach Tisch zu Rospini, Corra, plauderte mit Löwe, Hoffmann, Herzenskron von Semmlers Fall, vom Theater. [In] Gesellschaft, dann ins Kärntnertor-Theater, Loge 20 fl., Sitz 5 fl., nicht voll, viele Logen verschenkt. Der Rubini besserte sich, die Tamburini als Malcolm schwach, hübsche Stimme und Vortrag; Ciccimara überschrie sich. Im Ganzen kein großer Effekt. Nach dem 1. Akt mit Therese Domino.
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Finster, kalt. Im Burgtheater „Paria“, missfällt; „Zeichen der Ehe“. Im Kärntnertor-Theater „Harfner“, „Schimpf und Rache“, im Theater an der Wien Einnahme der Vio „Asträa“, Märchen in 2 Akten, Musik von Adolph Müller. Nachmittags sah ich bei der Wohlfarth die Weihnachtsarbeiten; sie war beschäftigt, August sah ich gar nicht. Ins Theater an der Wien; so-so, die Musik hat gefällige Stücke, die Vio sang brav. Verwendet wurde nicht viel, nur ein Zaubergarten ist neu und dieser ohne Effekt. Die Einnahme mittelmäßig, Galerie leer. Bei Stullmüller, Werner spielte mit Therese.
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Finster, feucht, die Barometer fallen. Abends Regen. Den Vormittag zu Haus. Werner reist morgen nach Preßburg, speiste mit uns. Ich ordnete Neujahrsgeschenke. Stessel besuchte uns, klagte, dass seine Frau ihm immer noch Verdruss macht, hier lebe und nur gegen das Quartal wegreist, um ihre Vitalisation zu fordern. Ich schrieb dem Grafen durch Werner und schickte ihm Lateinfedern (?). Nachmittags zu Corra, Lannoy detaillierte Carls schändliches Benehmen. Ich blieb in Gesellschaft, sprach die Seitz und spielte dann mit Therese Domino.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).