Heiss, abends erhob sich ein Orkan. Im Kärntnertor-Theater „Semiramide“, Lalande zum letzten Mal; im Theater an der Wien und Josephstädter Theater das Gestrige. Im Garten; zum Frühstück kam die Reimann, später Csekonicsum 100 fl. CM zum Bade. Ich schrieb Fanny und lachte sie wegen Brautschaft aus. Therese badete. Um 12 h zur Hruschka, Wiehe des Tempels, brachte Crème celeste, 1 Maß Obers, 2 Maß Kuhmilch. General Voit (?) mit Frau von Berlin, ein Oberst von Karansebes mit Tuchhändler Radinger und Frau, Honegger, Hruschka mit ihrer Kathi, insgesamt 10 Personen; aßen im Tempel sehr gut. Nach Tisch kamen der kranke Hauer von St. Veit, Ball, Falk mit 2 Töchtern, Haim, Assen mit Kienast, Kopfhammer (?), Wohlfarth (?) von St. Peter, Evarist, Fritz, Reich Pepi mit 6 Dilettanten, worunter Fränzl mit seinem sehr braven Schüler Carl Witzmann, Knabe von 12 Jahren, auf dem Violoncell. Nach 6 h trieb der Orkan alle aus dem Tempel, um 8 h begann ein Quartett, dann Violoncellvariationen von Romberg (?). Um 9 h fuhren wir im Sturm nach Hause. Erleuchtet nahm sich der Tempel gut aus, bietet aber zu wenig Bequemlichkeit.
Band 11 (XI.), Seite 56r
10972
1827
7
22
Stürmisch. Im Kärntnertor-Theater „Maurer und Schlosser“, im Theater an der Wien das Gestrige. Im Garten, früh kamen Gned, der Maler Birgfellner. Waren in der Hütte, dann im Salettl, ich schrieb, las. Die Sepherl der Saly holte Toni und Pepi. Elsler kam mit Hettl (?), Ball mit Eckhardt, speisten mit uns. Nachmittags kam Klein (?) mit 6 Gehilfen, Kridl, Reimann, Evarist, Fritz, Fux, Fieglmüller, Betty Treitschke, die Bartenstein mit ganzem Anhang, Langer (?), Kübecks (?) Schwager; man schaukelte, tanzte.
Band 11 (XI.), Seite 56r
10973
1827
7
23
Schöner Tag, kühl. Im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, Hechenthaler von München, schöne Stimme, gefiel. Im Theater an der Wien „Neger“, im Josephstädter Theater „Narrheit“, „Schutzgeist“. Ich begleitete Toni und Pepi, dann zurück durch die Wohllebengasse, sah in Antensteiners – vormals Ehz. Johanns – Haus Glasmalereien von Kothgasser in Währing, Pflastererhaus; sowohl Heilige als Blumen, recht sehr brav. Betrachtete am Ende der Heugasse Costenobles Haus, die neuen Bauten in der Sandgrube; Weinzierl ist da um auszufüllen. Fand Therese um 10 h im Bade, setzte mich in den Turm, las und schrieb; Elsler kam. Mittags allein, nachmittags in der Hütte, da überraschte mich Schenk und sie. Sie war Samstag mit der Hoffmann und 2 Mädchen in Baden; bat der Fanny zu schreiben, sie soll bis 15. August bleiben. Bediente ihn mit kuhwarmer Milch, sie mit Obers; luden uns morgen nach Altmannsdorf zum Speisen. Dann kam Mark mit Frau und Marie. Frühauf setzte Rosen und Pelargonienstupfer, dann Gruber (?) ihre Passiflora.
Band 11 (XI.), Seite 56v
10974
1827
7
24
Stürmisch. Im Kärntnertor-Theater „Ultimo giorno“; die Oper gefällt nicht, es war leer. Im Theater an der Wien „Wilh[elm] Tell“ mit Rott; im Josephstädter Theater „Peterl“. Im Garten, den Vormittag im Salettl. Theodor und Gned speisten mit uns in der Grotte. Spät abends kamen Ball und Eckhardt; sie waren gestern am Brigittenauer Kirchtag, war nicht lebhaft.
Band 11 (XI.), Seite 56v
10975
1827
7
25
Schöner Morgen. Im Kärntnertor-Theater Einnahme der Brugnoli „2 Worte“, „Blaubart“; im Theater an der Wien „Kabale und Liebe“, im Josephstädter Theater „Sängerin Montag“. Im Garten, nach 9 h zur 2. Lizitation des Lethenyey, Mineralien und Uhren in 2 Kästen, sind auf 1420 fl. geschätzt, fand sich aber kein Käufer; von Uhren nichts. Kridl zog mir 1 Eimer weißen Wein ab, aß mit uns in der Hütte. Therese schrieb dem Schmid durch seine Maria nach Hannover, ich fügte manches hinzu. Abends kamen Wesseli (?) und Haim mit ihr und 2 Nichten. Toni und Pepi unterhielten sich mit dem Tiroler Tanz, kosteten samt dem Türken von Högler 50 fl..
Band 11 (XI.), Seite 56v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).