Kotig, heiter. In allen Theater „Gott erhalte !“. Im Burgtheater „Waffenbrüder“, im Kärntnertor-Theater Akademie von den Italienern; die Grisi von Mailand singt zum 1. Mal, dann „Inganno felice“; im Theater an der Wien „Abgebranntes Haus“, „Fee und Harlekin“. Den ganzen Tag zu Hause, schrieb an den Grafen, debattierte mit Pölt wegen Glashaus. Die Schmirer besuchte uns, plauderten von Jeanettl, vom morgigen Ball bei Reimann. Therese engagierte sie für Abend mit Gruber. Mittags allein, Müller Adolph von Hensler präsentierte uns seine Musik zu „Österreichs Stern“, 45 x. Nachmittags arbeitete ich und las, bei Therese war Goldmann Therese. Abends kamen Moser, Schmirer, Gruber; zeigte ihnen die „Umgebungen Wiens“ und spielte mit Schmirer Domino. Die Bergenstam und Walnefer starben.
Band 10 (X.), Seite 161v
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Trüb, Nebelreissen, öfters heiter. Des Kaisers 57. Geburtstag. Im Burgtheater zum 1. Male „Abenteuer aus Liebe“, Lustspiel in 4 Akten aus dem Englischen von Vogel, im Kärntnertor-Theater „Wechselbrief“, Ball spielt, „ Fee und Ritter“, im Theater an der Wien „Götz von Berlichingen“. Den Vormittag zu Hause, Ball besuchte uns. Schrieb an den Grafen, dass er mir die 470 fl. für den verkauften Wagen lassen möchte. Mittags allein, die arme Weber kam. Nachmittags zu Haus, machte einige Gänge, in Gesellschaft. Ins Kärntnertor-Theater, die Ball spielte brav. Um 9 h in Ludlam, große Versammlung, „Gott erhalte !“; dann Karikatur von Stubenrauch, dem ich unsere Gartenbilder gab; Erklärung von Saphir; dann viel Jux von Lembert, Castelli, Stubenrauch. Tendler erschien in seines Vaters Hochzeitskleid. Am Schlusse wurden 40 fl. für Arme gesammelt. Um 1 h nach Haus; 3 fl., Kettel liegt an Hirnentzündung.
Band 10 (X.), Seite 162r
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Faschingsonntag. Sturm, veränderlich. Im Burgtheater das Gestrige, im Kärntnertor-Theater „Cantatrici villane“, im Theater an der Wien „Teufelsmühle“, Mlle. Herbst, „ Zriny“ (?). Therese musste sich wegen Bauchschmerzen legen und Fechner rufen lassen. Mittags bei Wohlfarth, Szabó, Axt, dem kranken Kridl. Nachmittags zu Haim wegen Sitzen zu „Ottokar“. Schickte dem Wallishauser die Gartenbilder und schrieb ihm wegen Buch. Besuchte den kranken Seitz, hörte von den gestrigen Bällen bei Reimann, Kamper, von der Beleidigung der Schmirer gegen Reimann, welche auf des Schreiers (?) Mayer Geheiss das gute Instrument von Goll zurückschickte und das ihrige von Graf forderte, weil Mayer sich äußerte, dies gehöre nur für Träger und Holzhacker. Ich bin gewiss, dies ist der Keim zur Trennung. Um 6 h nach Haus, abends kam Stessel, plauderte mit Therese, um 8 h ins Bett. Redoute im kleinen Saal.
Band 10 (X.), Seite 162r
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Faschingmontag. Kalt, stürmisch, öfters heiter. Im Burgtheater „Eins für zehn“, „Organe des Gehirns“ im Kärntnertor-Theater „Zwei Worte“, „Fee und Ritter“, im Theater an der Wien das Gestrige. Therese ist besser, doch Fechner lässt sie im Bett. Den Vormittag zu Hause, nachmittags ging ich herum, sprach Pekarek wegen Hartinger. Nahm Abschied von Szabó, sprach Fanny. Ins Kärntnertor-Theater, dann zu Haus. Fand Therese besser, plauderte.Nachtrag auf p. 166v:Abends zwischen 10 -11 h brannte in Petersburg das erst am 1. Jänner d. J. eröffnete, noch nicht ganz fertige Theater ganz ab. Obwohl von Holz, doch sehr elegant gebaut. Man weiß keine Ursache.
Band 10 (X.), Seite 162r
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Kalt, heiter. Im Burgtheater „Abenteuer aus Liebe“, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, statt Gottdank Prinz; im Theater an der Wien das Gestrige. Früh kam der Kurier Schiller, brachte Briefe, Theateransicht und 2 Mooskränze von der Jeanette, bestimmte sie in die Hütte; welch ein Gedanke ! Sprach viel von ihr, führte sie in Berlin Schlitten, versicherte sie sehr geschätzt. Schrieb an den Grafen. Therese und Fux beredeten mich, zum heutigen Fasching Pepi und Toni holen zu lassen. Therese stand auf, holte sie selbst ab, speisten bei uns, mit Dräxler. Saly führte sie am Nachmittag zur Fux, wo sie den Abend blieben. Holbein besuchte mich eben, als mir Koch Zedlitz’ Epilog zu „Ottokar“ schickte, welchen ich schnell abschrieb. Nachmittags in den Garten, bestimmte mit Pölt den Glashausbau; der Tischler Schunger (?) war auch da. In Gesellschaft, ins Kärntnertor-Theater, plauderte mit Remy, Neumann; ersterer reist noch nach Pest, war krank. Nach 8 h zu Haus. Redoute, 4 fl., gezahlte 1300, im Ganzen 2000; welche Abnahme !
Band 10 (X.), Seite 162r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).