Regen. Im Burgtheater „Testament des Onkels“, „Welche von beiden ?“, im Kärntnertor-Theater „2 Worte“, „Amenie“, im Theater an der Wien Wächters Einnahme „Opferfest“, die Vio engagiert. Schwarzböck Oberpriester, schändlich. Den Vormittag zu Hause. Csiba bat mich, samt Schönauer ihm Beistand zu sein und nachmittags zusammen nach St. Peter zum Pfarrer zu gehen. Mittags allein, der Graf schrieb mir des armen Leopold Schifter Entlassung. Dem Csiba musste ich den Gulden Münze als Pfarrgebühr geben; Schönauer holte mich ab. Vinzenz erhob heute Gelder bei Liechtenstein, will aber die 13.000 fl. nicht zahlen; schändlich ! Den Abend zu Haus, Dehne kam; sahen „Wiens Gebäude“.
Band 10 (X.), Seite 159v
10027
1825
1
23
In der Nacht und den ganzen Tag Regen. Im Burgtheater „Adelheid von Italien“, im Kärntnertor-Theater „Barbiere“, im Theater an der Wien „Spinnerin am Kreuz“. Lebel und Evarist besuchten mich; von Reimann lässt sich niemand sehen. Ich ging wegen meiner Pensionsverschreibung und 13.000 fl. zum Gyurkovics; Ergebnis: zu beiden wenig Hoffnung, weil der Graf alles vertan hat und kein Fonds ist; dann weil Liechtenstein darauf dringt, die auf Ács und Pernau intabulierten Schulden zu zahlen; schändlich ! Mittags bei Wohlfarth mit Gottdank und Neumann. Kaufte von Dehne englisches und französisches Papier, den Bogen um 4, 3,1 ½ fl., zusammen 21 fl.. Besuchte den kranken Fechner und hörte, dass die gute Richart um ¾ auf 4 h ruhig verschieden sei. Friede ihr, sie hat viel gelitten; lebte 58 Jahre, starb an Auszehrung. Ich war sehr ergriffen, ihr Mann starb am 22. März 1821. Sonnleithner hat alles weggeräumt und ließ sich auch in letzter Zeit wenig mehr sehen. Ist Universalerbe, eine Uhr bekommt die Rigatt. Bei Wohlfarth erfuhr ich, dass der alte Hoffmann sehr schwach geworden; besuchte ihn. Er geht seiner Auflösung entgegen. Ins Kärntnertor-Theater, fand Stessel und Böhm. Um 9 h zu Hause, mein liebes Weib zu sehen, der man Richarts Tod verschwieg. Von Berlin brachte Remy (?) – Stutz (?) – von Jeanette Komödienzettel, Repertoire, Briefe, welches mich sehr freute. Ball des Heurteur im Kleinen Redoutensaal, 1 fl. Münze; gedrängt voll, über 700 Menschen, die Schröder tanzte.
Band 10 (X.), Seite 160r
10028
1825
1
24
Immer Regen, finster. Im Burgtheater „Zufälle“, im Kärntnertor-Theater „Gefangene“, „Blaubart“, im Theater an der Wien „Spinnerin am Kreuz“. Den Vormittag zu Haus, arbeitete, schrieb an den Grafen, dass ich heute seine Obligationen von Leitner eingewechselt habe. Wegen Einwechseln der Obligationen vo Leitner von 2000 fl. kamen 3 Briefe und eine Estafette. Mittags allein, nachmittags zu Tschernohlawek, zu Ball, in Gesellschaft. Ins Kärntnertor-Theater; bei Therese waren Krieghammer mit Kathi.
Band 10 (X.), Seite 160r
10029
1825
1
25
Stinkender Nebel, es wurde gar nicht Tag. Im Burgtheater „Großmütiger Onkel“, dann zum 1. Mal „Eins für zehn“, von Kurländer, „No. 777“, Posse in 1 Akt, alles aus dem Französischen. Im Kärntnertor-Theater „Semiramide“, im Theater an der Wien „Kirchtag in Petersdorf“. Den Vormittag beim Kárner, sprachen von meiner Pensionsverschreibung und von Sonnleithner. Sprach Birkmayer, Zampis. Agnes, Dräxler speisten mit uns. Therese lehrte die Minna. Nachmittags zu Haus, zum Vater Koch. Begräbnis der Richart. Sonnleithner sagt, dass keiner ihrer Freunde ein Legat hätte, dass alles sein wäre. Er wollte sie weder aufbahren, sondern in der Stille beisetzen lassen. Dies duldeten die Schwestern nicht, welche ganz leer ausgehen. Sie wurde um ½ 4 h in der Kirche herumgetragen. Ich schickte Sepherl zum Begräbnis, sie sah die Assen, sonst wenig Bekannte. In Gesellschaft, ins Kärntnertor-Theater; die Resel ging in den 3. Stock, Holbein plauderte ein paar Stunden.
Band 10 (X.), Seite 160r
10030
1825
1
26
Trüb, sehr kotig. Im Burgtheater „Eheliche Strafe“, „Eins für zehn“, „No. 777“, im Kärntnertor-Theater „Alle fürchten sich“, „Blaubart“, im Theater an der Wien „Meister Martin“. Den Vormittag zu Hause, Anstalten zum 1. Institutsball, im 10 Jahr; durch 9 Jahre 9058 fl. Gewinn. Csiba nahm Abschied, ist von Vinzenz entlassen. Die Schmirer kam, Moser speiste mit uns. Nachmittags auf die Mehlgrube, sah allem nach. Fand die Credenz sehr geschmackvoll. Zur Ball, dann nach Hause, las, um 8 h auf den Ball, welcher sehr elegant war. Die Person 3 fl., 290 Personen, Gewinn 466 fl. Wenige fanden sich von meinen Bekannten, Wohlfarth, Kölbinger, Birkmayer. Es wurde wütend getanzt. Ich soupierte mit Rayss, Wohlfarth, Fux, blieb bis 4 h.
Band 10 (X.), Seite 160r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).