Es schneit, sehr kotig. Im Burgtheater „Waffenbrüder“, im Kärntnertor-Theater „Elster“, im Theater an der Wien das Gestrige. Früh zum Grafen; Vinzenz war sehr freundlich und warf mir nur vor, dass ich ihm des Vaters Schulden hätte entdecken sollen, dass ich von allem wusste und dergleichen Albernheiten; am Ende schied ich ganz freundlich. Zu Castelli, plauderte lange, bekam den 4. Band seiner Gedichte und Künstlerportäts. Zu Reimann, Spannungen mit Goll, er will im Frühjahr nach Haus, mittags bei Wohlfarth, mit Koch, Kridl, der Pisling, nach Mittag zu Haus, zur Marie, ins Burgtheater, hatte neben Kühnel Nettel, dem Haim, Stabel, Iden, Scheiger und Römer gab ich Zigarren, Therese war allein.
Band 10 (X.), Seite 114r
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Hoher Barometer, heiter, gefroren. Im Burgtheater „Hotel in Wiburg“ im Kärntnertor-Theater „Alle fürchten sich“, dann „Fee und Ritter“ von Vestris; im Theater an der Wien die verunbglückte „Elfeninsel“. Früh beim Grafen, dann arbeitete ich stets zu Hause, schrieb der Fanny, ließ Seitz und Kridl den Brief lesen, mittags allein, nach Mittag wegen Ballkarten zum Cesari (?), ins Eck-Kaffeehaus, dann ins Kärntnertor-Theater voll, bei Therese Weinmüller.
Band 10 (X.), Seite 114r
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Heilige 3 Könige,heiter, kalt. Im Burgtheater „Othello“, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, im Theater an der Wien „Elfenkönigin der Inseln“. Früh zu Hause, Radetzky (?) von Mittergrabern, mit Therese spazieren, Schießl speiste mit uns steirischen Kapaun von Koch, nach Mittag zur Schwitzer, mit den Kindern in den Prater, dann zu Reimann, Musik, Kreutzer, Hornist Levy, Fagottist Hürth spielten sehr brav; blieben bis ½ 9 h, Therese fuhr nach Haus, ich ins Kärntnertor-Theater; leer, elenderes gibt es nicht als diesen Ruprecht als Gaugraf, Brand des Theaters in Cremona.
Band 10 (X.), Seite 114v
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Heiter, kalt. Im Burgtheater „Bräutigam aus Mexico“, im Kärntnertor-Theater „Alle fürchten sich“, „Fee und Ritter“, im Theater an der Wien das Gestrige. Früh kam Hruschka wegen einer Verschreibung des Bánffy zu deliberieren. Sprach mit Kárner, welcher mit Kridl, Koch, Neumann, Wohlfarth und Richart da speiste, samt Streitfort und jung Barbaja, nach Mittag zu Hause, ging herum, sprach Kike, ins Kärntnertor-Theater; plauderte mit Neefe, bei Therese Richart, Assen und Weinmüller.
Band 10 (X.), Seite 114v
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Trüb,sehr kalt. Im Burgtheater „Alpenröslein“, im Kärntnertor-Theater Einnahme des Anton Hasenhut „Der lustige Schuster“, Oper in 1 Akt von Paër; im Theater an der Wien „Vier Schildwachen“, „Ochsenmenuett“. Früh kam Hruschka wieder wegen ihrer Verschreibung von 1000 fl. auf die Herrschaft Zentelka, Klausenburger Komitat. Dieserwegen wieder zu Kárner, empfahl mich an Augustinovics, traf ihn aber nicht in No. 188, sie brachte Therese Stickerei auf eine Haube, dem Duport schrieb ich wegen Eintrittskarten, der Nany schickte ich Schokolade, Therese führte ich spazieren; Kupfer ging mit und speiste mit uns, Jeanettl, Werner und Weidmann kamen, letzterem gab ich 50 fl., Begräbnis des Zimmermanns Franz Mollner, 50 Jahre, an Schlagfluss, nach Mittag ging ich herum, zu Marie wegen Karussellkarten, dann ins Kärntnertor-Theater, ziemlich voll; machte kein Glück. Plauderte mit Pichl, Woiron, Bogner, Schenk. Die Vio gefiel sehr, weniger die Beisteiner, welche auch distonierte, nachher zu DeVenne, Tee trinken, bei Therese Kupfer, Weinmüller, Moser.
Band 10 (X.), Seite 114r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).