Ein finsterer Tag. Im Burgtheater „Lear“, im Kärntnertor-Theater „Euryanthe“, im Theater an der Wien „Wolfsbrunnen“. Den Vormittag zu Hause. Mit Therese zu Wohlfarth gratulieren, zu Schießl, brachten der Marie eine englische Halskette, 5 fl.. Wilde brachte uns 2 Billetts zu seinem Ball, ist 24 Jahre auf der Mehlgrube. Carl Harrach sprach bei uns eine Gouvernante. Mittags mit Therese allein, nach Mittag bei Reimann mit Kramer, hörten Golls Pianoforte. Sprach Marie, dann ins Kärntnertor-Theater; schönes Theater, plauderte mit Hohenadel und Tschepp. Weber war in der Loge und wurde dreimal gerufen. Therese musste sich wegen Kopfschmerzen legen. Fanny sah ich mit Leitzenberg (?) bei St. Michael. Rindfleisch 20 x.
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Regen, kalt, ein teuflisches Wetter. Im Burgtheater „Tagesbefehl“, „Jurist und Bauer“, im Kärntnertor-Theater „Glückliche Täuschung“, „Ismaans Grab“, im Theater an der Wien das Gestrige. Früh arbeitete ich zu Hause. Der Graf kommt heimlich, lässt kochen. Dem Andres Billett ins Kärntnertor-Theater, ich holte Toni und Pepi; brachte der Schwitzer 2 Tassen mit „Theresia“ und Namenschiffre, 35 fl.. Therese aß mit den Kindern, der Etzelt und fuhr dann mit der Beisteiner zu Reimann, wo wir den Abend blieben. Ich bei Wohlfarth mit Neumann, dann zu Reimann; Kwiatkowsky, Benedetti, DeVenne, Werner etc. waren da, es wurde gesungen und getanzt. Um 9 h nach Hause.
Band 10 (X.), Seite 106r
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Ein düsterer Tag. Im Burgtheater „Zayre“, im Kärntnertor-Theater „Titus“, im Theater an der Wien das Gestrige. „Gott erhalte !“ in den beiden Hoftheatern. Den Vormittag beim Grafen, plauderten über manches, auch über des Vinzenz Infamien. Dann zu Haus; Gäste waren Weber zum Abschied, welcher sehr herzlich war, dann Stessel, Axt, Schießl und Marie, ich führte Weber noch zum Theseus-Tempel. Nach Mittag kamen noch Jeanettl; Sonnleithner ist krank. Im Josephstädter Theater „Frauenehre“; Caminada ladete mich in des Hensler Namen zu einer Vorstellung des Meisl nach dem Theater ein. Wegen Hartl (?) zum Dorfner (?), zu Marie. Ins Kärntnertor-Theater, der 1. Akt wurde recht gut gegeben. Dann in finsterer Nacht ins Josephstädter Theater, voll, gelungene Vorstellung. Danach soupierte ich etwas mit Meisl und Familie. Fand Schauenstein, behielt ihn da, zusammen nachher ins beleuchtete Theater; Jux und Gratulation vom ganzen Personale in Kostümen, vieles sehr gelungen. Nachher Konzert; im Hofe war die ganze Artillerie-Banda gerüstet, welche wir nicht abwarteten, sondern mit den Schauensteinischen nach Hause fuhren. Therese sang im Burgtheater und war den Abend mit Kölblinger (?) bei Weinmüller. Palmers Vermählung mit Dermer.
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Ein heiterer Tag. Im Burgtheater „Wunderschrank“, im Kärntnertor-Theater „Glückliche Täuschung“ „Paris“, im Theater an der Wien das Gestrige. Den Vormittag beim Grafen. Mit Andres im Garten, er, Dräxler und Agnes waren Gäste. Weber, welcher morgen abreist, begegnete uns. Therese musste sich legen, sehr unangenehm; nach Tische kam Fechner. Bekam Besuche von der Schwitzer und der Fanny Rebhann, Neumann quälte mich um eine Loge im Josephstädter Theater „Aschenbrödel“. Gab ihm No. 9 und sah darin 3 Damen und Kupelwieser mit Emilie. Sehr voll; plauderte mit Hensler von Jeanettl und Lang, fand Kike. Mit den Hahnischen auf die Mehlgrube, Ball auf Einnahme des Wilde, Eintritt 2 ½ fl., leer, wenig Damen. Plauderte mit Tschepp, Steger (?), mit ihnen in Geringers Kaffeehaus und um 12 h im Bett. Gestern feierte Palmer seine Vermählung mit Josephine Demmer in Kalksburg; nach dem Theater Souper bei Palmer.
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Düster. Im Burgtheater „Ring“, im Kärntnertor-Theater „Freyschütz“, Rauscher als Max. Im Theater an der Wien das Gestrige. Früh zu Gyurkovics, zum Grafen. In der Zeitung Golls Verlängerung des Privilegs auf 10 Jahre, Cajetan Ruthner Regierungsrat ob der Enns. Schießl mit Marie, Kridl speisten mit mir, Therese muss im Bette bleiben. Richart kam nach Mittag. Zum Richter Seyffert wegen Beleuchtung des Grundes; wurde nichts entschieden. Mit Frühauf in den Garten; dann begleitete er mich bis ins Leopoldstädter Theater „Alle sind verliebt“, dann Pantomime „Tod, Teufel, Schildwache“
Band 10 (X.), Seite 106v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).