Ein trüber, windiger Tag. Im Burgtheater „Loch in der Türe“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, „Pilger“, im Theater an der Wien „Bettina“. Kridl brachte Toni zum Frühstück. Unsere gute Pepi schlief heute zum letzten Mal bei uns. Wir haben sie so lieb gewonnen, dass uns ihr Übergang zur Schwitzer schmerzlich fällt. Den Vormittag beim Grafen. Dem Kren schenkte Therese eine Dose von Elfenbein. Toni und Pepi führte ich in die Burg, zeigte ihnen die Zimmer der Kaiserin, Prunkzimmer und Rittersaal. Weidmann und Vladár Nanette speisten bei uns. Therese hat wieder Kopfschmerzen, muss sich legen. Nach Mittag mit Toni, Pepi und Weidmann zu Reimann, ließen ihn Golls Instrumente hören, dann in den Garten, sahen alle Partien an, notierten sich die vorzüglichsten Daten. Ritter, Benedetti – welcher mir seine Grablegung Christi gab –, DeVenne, die Reimanischen kamen hinaus. Um 6 h führte ich Toni und Pepi zur Schwitzer. Mich ergriff schwer ihre Trennung, oft fielen sie mir um den Hals. Ich blieb eine Weile, dann zu Reimann, große Gesellschaft; im neuen Magazin wurde getanzt. Um 10 h mit Wohlfarth und Treitschke nach Haus.
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Ein schöner Tag, nach Mittag trübte es sich. Im Burgtheater „Waffenbrüder“, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, im Theater an der Wien „Bettina“. Früh zum Grafen, Kárner. Therese ging gratulieren, die Schwitzer kam, fand leider niemand; Pepi ist wohl, arbeitet fleißig. Gratulanten kamen; von der Koch Jette ein gesticktes Bild, Krieghammer weiße genetzte Bayadére. Stessel speiste mit uns, nach Mittag zu Haus. Gab dem Theodor die Weisung, wie er den Service mit den Vergissmeinnicht – für 360 fl. – nicht aufstellen und erst beim Namensfest für die Mutter zeigen soll, sprach mit der Marie. Dann ins Kärntnertor-Theater, plauderte mit Chézy, der Dichterin der „Euryanthe“. Therese war bei Moser.
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Stürmisch, Regen. Im Burgtheater „Graf von Burgund“, im Kärntnertor-Theater „Gefangene“, „Ismaans Grab“, im Theater an der Wien „Bettina“. Früh zum Grafen, Therese empfing Gratulationen. Ritter, Dräxler, Krieghammer – mit welcher Therese bei der Hofrätin Martin war –, Agnes, Elsler speisten mit uns, Peter und sie kamen, mit Gottdank, Periboni (?), Fischer; brachten Therese Liechtenstein, gestickt; recht hübsch. Nach Mittag fuhren Therese und ich zur Reimann, zur Schwitzer wegen der Morand und ihrer Befreiung, dann nach Haus. Fanden die Reimann, welche Theresen eine silberne Strickmaschine mitbrachte; Aspelmayer ein kleines Bronzesesserl mit einem roten Nadelpolster; die Weinmüller eine gestickte Brieftasche; von der Krieghammer Bayadére, von der Dini eine Haube; von mir orangen Schal, 150 fl., und die Anschreibung auf den Gartengrund. Um 7 h holte Theodor den Sevice ab; waren selbst beim Packen. Sprach Kike, dann ich ins Kärntnertor-Theater, sprach wieder die Chézy, den jungen Roller, Neefe.
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Trüb, öfters Regen, dann wurde ein schöner Tag. Im Burgtheater „Empfehlungsbrief“, im Kärntnertor-Theater Einnahme des Jäger, „Euphemie“ von Riotte, „Pilger“ von Gioja; beides misfiel, also leer. Toni, welche ein Nähkissen, und Pepi, welche Strumpfbänder brachte, kamen zum Frühstück mit Kridl und Jakob, Marie brachte einen kleinen weißen Beutel mit Stahlperlen; Reinl schickte zwei Melonen. Ich ging zum Grafen, später zur Prüfung der Witwe Knoblich, wohin Therese mit den Kindern und einem ganzen Gefolge ging. Wunderschöne Sachen sahen wir da, ein kleines weibliches Museum. Die Reimann, Tony, Kridl, Krieghammer, Jungmann, Elsler, Kupfer (?) speisten mit uns. Nach Mittag in 2 Wägen mit der Wohlfarth und Tony in den Prater, abends wieder zur Knoblich; fand die Schenk, welche sich gleich verlor; hörte deklamieren. Dann nach Haus, Unterhaltung mit der kleinen Optik; die Weinmüller, Fux mit Dini, dann Etzelt kamen.
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Windig. Im Burgtheater zum 1. Mal „Essex“ von Math[äus] v. Collin, im Kärntnertor-Theater „Libussa“, im Theater an der Wien „Gelber Mann“. Früh zu Kárner, zum Grafen, mit ihm und Lebel zu Reimann, hörten Golls Instrumente. Mit Toni und Pepi in die italienische Kirche, den Katafalk für Pius VII. zu sehen, gingen in der Stadt herum und kaufte der Toni ein französisches Gebetbuch. Mellini speiste mit uns. Nach Mittag wurde Jeanettl in die Beize genommen, sie mit Wille verglichen, welcher gestern in Hietzing zur Einnahme Hasenhuths in „Hausgesinde“ ohne Orchester sang. Mit Therese, Toni und Pepi nach Pötzleinsdorf. Stieg mit Toni im Währinger Kirchhof ab, sah unser Grab nach, gab der Totengräberin 5 fl., fand von Eisen gegossen Franks Grab. Gingen im Park herum; der Abend war still. Dann führten wir beide zur Schwitzer. Ich allein stieg aus, fand den Hauptmann Metsch (?) und seine Frau, welche ihr Mädchen hingaben; hielt dann mit der Schwitzer eine lange Unterredung. Begab mich dann ins Theater an der Wien, ziemlich voll. Therese zeigte der Moser ihre Geschenke.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).