Wie gestern. Im Burgtheater „Gastfreund“, „Argonauten“, im Kärntnertor-Theater „Mädchentreue“, im Theater an der Wien „Weiberprobe“; die Loge dem Reinl, Billett dem Iden. Früh arbeitete ich zu Hause, um 9 h fuhr Therese mit Sepherl in den Garten. Ich war einen Augenblick bei Kettel, sprach Lehner, fuhr erst um 1 h in den Garten. Wir speisten zum 1. Mal da, in der Laube in der Grotte, mit der Wohlfarth, Tony und August. Nach Tische kam der junge Wohlfarth mit Luise, die Klopfischen, Seitz, Troppauer mit Resi, Kridl und Heyssan (?); Spielpartie im Salettl. Auerhammer hing die Laternen ins Zelt, 55 fl.. Abends nach 9 h gingen Therese und ich im Garten herum, nach 9 ½ h ins Bett.
Band 09 (IX.), Seite 178r
8682
1821
5
7
Im Garten; stürmischer Morgen; nach Mittag Gewitterregen, kühler Wind. Im Burgtheater „Reise nach der Stadt“, im Kärntnertor-Theater „Wechselbrief“, „Aline“. Im Theater an der Wien.Eiinnahme des Horschelt „Baron Martin“, elende Posse übers[etzt] von Biedenfeld, dann „Feuernelke“, Kinderpantomime in 2 Abteilungen, Musik von Riotte, ein paar Tanzstücke von Gallenberg. Nach 5 h eiferte ich schon zum Gießen und Abwurmen an. Nach 7 h kam der Mathias mit der Nachricht, dass gestern der Graf und Mericzay gekommen; wir frühstückten mit Reinl in der Laube und eilten in die Stadt. Fand um 8 h den Grafen schon angezogen; sprach den Mericzay, dass der Fürst – selbst ohne Kredit – die Administration übernehmen soll, dass der Graf nur 40.000 fl., Vinzenz 30.000 fl. und die Gräfin 12.000 fl zu verzehren habe. Mericzay, Schießl und Dräxler speisten da. Ins Harrach-Haus, zu Vladár, dann ins Theater an der Wien. Die Posse, ausgezischt; die Kinderpantomime, viel Spektakel, ein angenehmer Fandango-Tanz, schöne Gruppierung der Fee; nur der Schluss befriedigte nicht ganz und wurde kalt aufgenommen. Große Hitze, sprach Kundrath (?), Kettel.
Band 09 (IX.), Seite 178r
8683
1821
5
8
Windig, heiß. Im Burgtheater „Verbannter Amor“, im Kärntnertor-Theater „Opferfest“, Gerstäcker von Dresden zum 1. Mal als Murnay. Im Theater an der Wien das Gestrige. Früh zum Grafen, zum kranken Reimann, besuchte die Muth. Zur Vladár, mit uns speisten Kridl und Agnes. Nach Mittag mit Therese in den Garten, ich später in die Stadt, Kärntnertor-Theater, hörte den 1. Akt von Gerstäcker und fand, dass er sehr verloren hat. Überraschte Therese im Garten und fand, dass er sehr belebt war: die Moser mit Trentsensky und Familie, Agnes mit den Wrede (?) und den Klimburgischen. Ich ging mit Therese eine Weile im Mondenschein herum und schlief im Garten.
Band 09 (IX.), Seite 178r
8684
1821
5
9
Windig, warm. Im Burgtheater „Mädchen von Marienburg“, im Kärntnertor-Theater „Tausch“, „Opfer der Ceres“ von Rozier; im Theater an der Wien „Elster“, die Canzi zum letzten Mal, Haizingers erster Versuch als Giannetto. Die dritte Nacht im Garten, wir frühstückten mit Dini in der Hütte, kühl. Um 7 h durch den Belvedere, Waaggasse auf den Wasserkurplatz. Zum Grafen, arbeitete; mittags mit Kárner, Kridl, Mericzay im Seitzer Hof. Zu Seitz, Vladár. Nach Mittag machte ich in Gesellschaft die Tour über Schönbrunn, Meidling, sah das neue Schwefelbad. In den Garten, erst spät ins Kärntnertor-Theater, plauderte mit Kettel. Nach der Operette ins Theater an der Wien zum 1. Finale, Haizinger gefiel sehr und wurde nach dem 1. Akt und zum Schlusse gerufen. Fand Eckl, Assen, Michel, Kundrath; mit ihnen nach Hause. Therese blieb allein im Garten.
Band 09 (IX.), Seite 178v
8685
1821
5
10
Heiter, warm; später etwas Regen, der Abend war stürmisch, kalt. Im Burgtheater „Milchbruder“, „Eifersüchtige Frau“, im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“ mit Gerstäcker, im Theater an der Wien „Papageien“, „Zaubernelke“. Der Schmirer schickte ich 5 Sitze. Den Vormittag beim Grafen, zu Peter, dann zum Igel, mit Rohrweck, Kridl, Schießl, Wohlfarth, Dräxler, Axt speisen. Nachher wegen Wohlfarth, welcher den Pfarrer von Maria Schutz und Kästner (?) brachte, in den Garten; die Steinl mit Eduard, dann Pepi waren auch da. Weil ich zum Grafen musste, kam ich erst um 6 h in den Garten. Um 8 h mit Therese in die Stadt, ins Kärntnertor-Theater. Recht sehr gefiel Gerstäcker doch nicht und wurde mühsam gerufen. Plauderte mit Felber und Seng.
Band 09 (IX.), Seite 178v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).