Heiter, warm. Mittags erhob sich ein Sturm, heftiger Staub, es wurde trüb, Regen. Im Burgtheater „Schneider und sein Sohn“, im Kärntnertor-Theater „Barbier von Sevilla“, dem Reinl, im Theater an der Wien „Moses“, dem Pepi. Beim Erwachen gab ich Therese 20 Ellen schwarzen Taffet, 60 fl., 6 Paar Handschuhe, 15 fl., einen französischen Silberbecher, 5 5/8 Lot, von dem Polborn, 35 fl., 1 lila Bayadére, 20 fl. und 50 fl. in bar, zusammen 180 fl.. Den Vormittag beim Grafen, welcher sich bessert und von den geheimnisvollen Balassa und Mericzay umgeben ist. Dann zu Vladár, wo Toni und Pepi sind. Mittags bei Wohlfarth, mit Peyer, Axt, Streitfort. Nach Mittag mit den Reimannischen Zurichtung zur Optik, ohne den guten Richart. 3. optische Vorstellung im 10. Jahrgang, zum 1. Mal die Schleifer, gemalt von Schießl, die Mechanik von Theodor. Nach 6 h kam schon Schmirer mit Familie 6, Müller, Wohlfahrt mit Peyer 5, Reimann 6, Fux 3, Dräxler 1, Kridl 1, Wagner 1, Swoboda, Moreau, Agnes, Löwe mit 2 Kindern und Klingmann, Dessauer 1, Hitzinger, 34 Personen beim Souper, dann Kettel mit Seng, Geiler mit 2 Freunden, Fabrikantenfrau Pfeil (?), Bruder Wiener (?), Fölsch, Kom[missar ?] Schuster. Wir gaben Würstel, Kalbsbraten, 3 Kapaunen, 2 Guglhupf. Vor und nach der Optik unterhielt Müller. Nach 11 h ging alles; dem Doktor musste ich 50 fl. leihen.
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Trüb, Regen, windig. Im Burgtheater zur Einnahme des Franz Grillparzer zum 2. Mal „Medea“. Im Kärntnertor-Theater wegen der Millière „Liese und Colin“ statt „Wechselbrief“, „Johanna d’ Arc“; die Loge dem Felber; im Theater an der Wien „Moses“. Früh schrieb ich dem Kárner wegen dem Uhrmacher Hofer um 500 fl. Zum Grafen, nach 10 h sprach ich S[en]g. Ins Diana-Bad, mittags mit Dräxler. Nach Mittag Konferenz mit Tschepp wegen neuem Gartenzelt. Sprach Lehner, ins Kärntnertor-Theater. Die Steinle schickte wieder Krapfen.
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Trüb, nach Mittag Sturm. In den Hof Theater Norma, im Theater an der Wien „Moses“. Der Rittmeister von Ulanen Graf Wrbna ritt mit 24 Postillionen wegen Besitznahme von Neapel ein. Den Vormittag beim Grafen, mit Starhemberg wegen seinen Obligationen. Vinzenz unterschrieb den Kauf noch nicht; Balassa und Mericzay sind in angustiis, Sina kam gestern. Vor Tische bei Vladár, Wille, Schießl, Agnes speisten mit uns. Ich besuchte die kranke Richart und Wohlfarth, sprach Seng, Lehner. Dann ins Leopoldstädter Theater „Eheteufel auf Reisen“, Posse in 2 Akten von Gleich. Fand es voll und viele Bekannte. Bei Therese war die Moser.
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Trüb, Regen. Im Burgtheater „Gastfreund“, „Argonauten“, im Kärntnertor-Theater „Gutsherr“, „Johanna d’ Arc“, Loge den Felberischen. Im Theater an der Wien Einnahme des Töpfer „Des Herzogs Befehl“, Lustspiel in 4 Akten von Töpfer; dem Reimann Sitze. Früh kam Simon und der Rittmeister Hölbling, dann zum Grafen. Zu Mittag im Landständischen Saal ein Konzert von 5 blasenden Künstlern, Sedlacek, Krahmer, Sedlak, Mittag, Hradetzky, ein Quartett von Schubert, dann ein Quartett mit Pianoforte. Simon, Hölbling mit Kridl, Wagner, Dirzka, Koch speisten mit uns Ins Theater an der Wien; das Stück gefiel; am Schlusse wurden Töpfer, Rüger, Denner, die Botta, und Schwarz gerufen. Mit Graf Harrach sprach ich Kiesling wegen der kolossalen Büste des Kaisers, der Kopf allein 5 Schuh, mit Postament 8 Klafter. Therese war den Abend allein.
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Regen. Im Burgtheater zum 1. Mal „Milchbrüder“, Lustspiel in 1 Akt aus dem Französischen von Costenoble. dann „Eifersüchtige Frau“, Lustspiel in 2 Akten von Kotzebue. Im Kärntnertor-Theater nach einem Jahr wieder „Baals Sturz“, Oper in 3 Akten von Weigl; im Theater an der Wien „Des Herzogs Befehl“. Den Vormittag beim Grafen, machte einen Aufsatz für Simon an Dietrich. Sina und Sohn waren heute mit Balassa und Mericzay bei der Gräfin; endlich geht der Kauf zum Abschluss. Besuchte die kranke Richart, den kranken Wohlfarth. Mittags allein mit Dräxler. Nach Mittag zu Lehner, ins Kärntnertor-Theater. Die Oper gefiel sehr, doch war es nicht voll. Weigl wurde nach jedem Akt gerufen. Therese war bei Assen; der Reimann 9 Ellen pucefarbenen Taffet, 27 fl..
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).