Rüb, nach Mittag Regen. Im Burgtheater „Spieler“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien Einnahme des Küstner „Hasper a Spada – Faustrecht“, Schauspiel in 6 Akten mit Spektakel. Im Leopoldstädter Theater Schusters Einnahme „Meister Frischauf“, Posse in 3 Akten, von Schick (?), Mus[ik] von Schuster. Den Vormittag beim Grafen, zahlte Konten. Besuchte den Richart, fand ihn sehr schwach und ganz die hippokratische Physiognomie, sagte ihr „Er stirbt ! “, welches er mir gleich beim Eintritt ankündigte und ich ihm abzureden suchte; wollte noch aufstehen, seine Uhren aufziehen. In den Garten, mit Therese, Etzelt und der Peter zum Salis, sahen seine Porträts. Dann über die Bastei nach Hause, da kam uns Peter mit der Hiobspost entgegen, dass Richart um ¼ auf 2 h unvermutet verschieden sei. Ich eilte gleich hin, fand den Geistlichen mit dem Allerheiligsten beten, sah ihn tot. Die Zwicker (?), Brunnmayer (?) waren da. Er starb im 64. Jahr an der Brustwassersucht. Am 19. [war er] noch beim Grafen. Therese nahm die Richart mit und führte sie zu mir zum Speisen. Nach Tische kam die Jeanettl, Jungmann, Kridl. Mein Bruder schrieb und schickte mir 1 großes Kaffeetuch à 20 fl. und 2 kleine à 13 fl.; gefallen mir nicht. Nach Mittag zu Seitz, würfelte und verlor 3 fl.. Fand Gesellschaft, zu Lehner, ins Kärntnertor-Theater, dann ins Komödien-Bierhaus. Therese war bei Moser.
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Trüb, auf den Bergen Schnee, rauer Wind. Im Burgtheater „Kleinstädter“, im Kärntnertor-Theater „Nachtigall“, „Alfred“, im Theater an der Wien „Hasper a Spada“. Den Vormittag beim Grafen, zahlte Konten. Besuchte die Richart, welche aus Eifersucht von Sonnleithner bei uns zu speisen absagte; machte Disposition wegen seinem Begräbnis. Sie schickte mir zum Andenken seinen Stock von Schildkrot. Fand die Zwicker und plauderte mit den Weibern eine Weile. Fritz begegnete mir und sagte, dass die Neapolitaner zu ihrem König nach Florenz eine Deputation sandten sich unterwerfen zu wollen. Der Maurer Wenzel und Högler besorgen beim Brunnen das Einmauern der Steinplatten. Nach Mittag zu Wohlfarth, große Konferenz wegen Zahlungen; sie brauchen 9000 fl. Später zu Seitz, fand Gesellschaft. Die Wohlfarth und Tony kamen hin. Dann ins Kärntnertor-Theater, sprach Kettel, später Lehner. Bei Therese waren Moser und Assen.
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Heiter, kalt. Im Burgtheater „Lohn der Wahrheit“, im Kärntnertor-Theater „Mädchentreue“, im Theater an der Wien „Hasper a Spada“. Den Vormittag beim Grafen. Zur Richart; sie ist meistens mit Sonnleithner. Schießl und Kridl speisten bei uns. Nach Mittag probierten wir die Schleifer vom Theodor und Schießl. Krautauer schickte mir 10 Bouteillen alten Österreicher. Nach ½ 5 h mit Kridl zum Begräbnis des Richart bei St. Peter, fanden Wohlfarth, Assen, Berger, Reimann. Ins Theater an der Wien, fand Seng und Schwester. Souper bei Steinle, die Bandinischen, Graf Harrach, Baber, Hausfrau. Hart (?). Ich kam nach dem Theater, angenehm, blieb bis 1 h. Heute wurden vom Wenzel die Steinplatten um den Brunnen gesetzt und der Grand erhöht. Unsere Truppen unter Frimont zogen in Neapel ein.
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Heiter, kalt. Im Kärntnertor-Theater Musik, Deklamation, Chöre, Tableaux für die Theaterarmen, im Theater an der Wien dasselbe zum Vorteil des Ignaz Seyfried. Den Vormittag beim Grafen, mittags bei Wohlfarth mit Axt und Streitfort. Nach Mittag zu Lehner, mit Therese und Wohlfarth zu Müller, dort Musik und Deklamationen. Heurteur, Moreau, Müller und Wothe (?), dann Weber (?) und Schwarz deklamierten, Heurteur, Eppinger sangen mit Ruess (?), wir unterhielten uns gut.
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Heiter, kalt. Im [Burgtheater] auf Einnahme der Regisseure Koch, Koberwein, Krüger und Korn „Der Gastfreund“, 1 Akt und die „Argonauten“ 4 Akte von Franz Grillparzer. Im Kärntnertor-Theater „Feodora“, „Fest in Kisbér“, im Theater an der Wien „Hasper a Spada“, [Loge] dem Reinl. Den Vormittag beim Grafen, besorgte Sitze für Wertheim, Hr[uschka] und S[en]g. Müller, Dräxler und die Witwe Richart speisten mit uns; sie will beim Grafen Gelder anlegen. Nach Mittag zu Hause, sprach Lehner. Dann mit Wohlfarth zeitlich ins Parterre [des Burgtheaters]; sie war mit Tony im 2. [Stock]. Jungmann gesellte sich zu uns. Im „Gastfreund“ spielte Kettel vortrefflich, Koberwein als Aietes manierierte sehr und missfiel ganz. Die Schröder spielt meisterlich, die Vogel als Amme Gora passierte, Wothe als Absynthus gefiel. Das Ganze hat schöne Stellen, langweilt aber sehr und hat sogar lächerliche Situationen, wohin das Ringen des Jason mit Medea gehört. Es war reichlich ausgestattet. Krüger hielt den Epilog recht gut. Carl Stegmayer brachte mir den Livius deutsch in Folio, Mainz 1557, mit vielen Holzstichen, welche Lachen erregen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).