Heiter, aber kalt. In den Hof Theater Norma, im Theater an der Wien „Bär und Bassa“, „Silberschlange“, im Leopoldstädter Theater „Findelkind“, Wille als Affenpreis, erste Gastrolle; dann „Zauberhammer“, elende Pantomime. Den Vormittag beim Grafen, mittags speisten Dräxler, Agnes, Richart und sie da. Nach Mittag kam Heinz der Wildensteiner mit seiner Ehefrau zu uns und blieben lange. Therese gab ihr auf seine Aufforderung auf Du und Du den Schwesterkuss; gute Menschen ! Später sprach ich Seng, zur Hruschka, dann in Gesellschaft ins Leopoldstädter Theater. Wille wurde nach seiner Abdankung von der Wien lärmend applaudiert und wieder vorgerufen. Im Stück machten aber er samt selbem wenig Glück, es ist gar zu veraltet. Ich fand viele Bekannte, dies amüsierte.
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Trüb, kalt, stürmisch. Im Burgtheater „Stille Wässer“, im Kärntnertor-Theater „Tausch“, „Johanna d’ Arc“, im Theater an der Wien „Ahnfrau“, Mlle. Pfeiffer von München. Den Vormittag zum Grafen, zur Richart, gab ihr Handschuhe. Zu Wohlfarth, fand die Wunde der Tony besser. Zur Reimann, mit ihr und Therese sahen wir im Nat(ional?)-Kaffeehaus des Baron Dubsky Wachsgalerie. Besonders schön in Figuren und Kostümen ist die Brautwerbung des Heinrich II. Jasomirgott, des 1. Herzogs von Österreich, um Theodora, Nichte des Kaisers Emanuel Comnenius. Die Reimann mit Kridl, Wagner, Dirzka speisten da. Nach Mittag sprach ich S[en]g, im Kärntnertor-Theater. Ich gab Aumer 12 # für die Loge, dann mit Lehner. Dietrichstein und Mosel verlangen schon Ausweise.
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Sehr kalt, stürmisch. Ein Komet lässt sich sehen. Im Burgtheater „Jude“, Loge dem Dietschy. Im Kärntnertor-Theater „Barbier von Sevilla“, im Theater an der Wien „ Der Prinz kommt“, Silberschlange“; die Einnahme des Schwarzböck „Pauline - Mut und Liebe“, milit[ärische] Oper in 3 Akten von Ebersberg, Mus[ik]von Drechsler, wurde auf morgen verschoben. Den Vormittag beim Grafen, Mericzay, Unterhandlung mit Mauthner wegen Majk. Bei Wohlfarth, mittags mit Therese bei der Moser, die Trentsensky, Schwester, Kölbl, Werner. Nach Mittag zu Mauthner, zu Koch, welcher sich bessert; sprach von der neuen Direktion. Gestern war bei Zichy Zusammentretung mit Stadion, Fuljod, Mosel und Dietrichstein; vom Stadion die Besetzung des „Gastfreunds“ und der „Argonauten“, der Medea von der Schröder, der Amme Gora von der Vogel. Dies wurde bei einem Diner bei Czernin bestimmt. Welche Schande, dass unter 26 Frauenzimmern des Schauspiels keine zu dieser Rolle passt. Abends sprach ich Seng und Lehner. Therese kam erst um 12 h nach Hause.
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Schnee. Im Burgtheater „Falsche Vertraulichkeiten“, im Kärntnertor-Theater „Schatzgräber“, „Johanna d’ Arc“, im Theater an der Wien die gestern angekündigte Oper, missfiel ganz. Den Vormittag beim Grafen, bei Noce, mittags bei Wohlfarth, die Tony bessert sich. Nach Mittag mit Therese in den Garten; sie hatte den Dräxler zu Gast. Sprach S[en]g, in Gesellschaft, ins Kärntnertor-Theater bei Lehner. Holte Therese bei Wohlfarth ab, wo sie spielte.
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Sturm und Schnee, den Nachmittag Tauwetter, auf den Straßen schwamm es; Regen und Schnee, Dachtropfen, machten das Gehen äußerst beschwerlich. Im Burgtheater „Maske für Maske“, „Großmama“, im Kärntnertor-Theater „Mädchentreue“, Versuch der Unger als Isabella, im Theater an der Wien die verunglückte Oper „Mut und Liebe“. Den Vormittag beim Grafen, mittags mit Therese und Moser zur Peter, er war bei Daff (?). Um 5 h zu Axt, zu Lehner, ins Kärntnertor-Theater. Die Unger schwach, wenn sie forciert unsicher, Anfängerin; wurde dennoch gerufen, dankte lang und breit. Fand Seitz, Hauptmann Laforet, Kettel, Hruschka und unterhielt mich gut. Therese spielte bei Moser und kam erst um ½ 11 h nach Hause.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).